Majäsch noch mal

RIVERIS. Seit 16 Jahren passiert einmal im Jahr etwas Besonderes in dem kleinen Örtchen am gleichnamigen Bach: Die freiwillige Feuerwehr lädt im Rahmen der Kirmes zu einem Majäsch-Turnier ein.

"Majäsch", was ist denn das? Weder im Internet noch im Duden ist das Wort zu finden. Doch am Kirmesmontag kommen mehr als 30 Spieler ins Gemeindehaus Riveris, um "Majäsch" zu spielen. "Majäsch" ist ein Kartenspiel, das mit einem französischen Blatt gespielt wird. Eine schriftliche Spielbeschreibung oder -regeln existieren nicht. Sie werden mündlich weitergegeben. Wehrführer Matthias Luy hat das Spiel als Kind gelernt. Napoleonische Truppen hätten es damals mit an die Ruwer gebracht. Doch wo der Name herstammt und was er bedeutet, weiß keiner der Spieler. Ungarische Verballhornung eines deutschen Ortes?

"Vielleicht ist es der Name eines französischen Generals, der das Spiel erfand," mutmaßt jemand. Oder ist der Name vielleicht eine ungarische Verballhornung und das Spiel stammt aus dem Ort Majesch, den deutsche Auswanderer im 18. Jahrhundert in Ungarn gründeten? Das Rätsel wird am Turnierabend nicht gelöst. Die jüngsten Mitspieler sind Alfred Andres, Thomas Hank, Michael Luy und René Berens. Sie haben die Regeln von ihren Eltern gelernt. Diagonal sitzen sich die Spielpartner gegenüber. Die Sitzordnung wurde durch das Legen der Asse festgelegt. Alfred Andres mischt die 32 Karten. Thomas Hank hebt ab. Danach erhält jeder Spieler acht Karten. Die unterste Karte wird offen auf den Tisch gelegt. Die Farbe gibt den Trumpf an. Matthias Luy erklärt: "Ziel ist es, möglichst viele Stiche und damit Punkte zu bekommen." Für ein Ass gibt es vier Punkte, der König zählt drei, Dame und Bauer werden mit zwei beziehungsweise mit einem Punkt abgestuft. Die Wertung und das Spiel ist eine Wissenschaft für sich. Doch die Männer und Elke Huwer als einzige Frau sind perfekt. Sie wissen, das Trumpf-Ass bringt immer einen Punkt, das gewonnene Spiel zwei Punkte auf dem Abrechnungsbogen. Mit Skat hat das "Majäsch" nichts zu tun. Die Bewertung der Stiche, die Reihenfolge der Spiele und viele kleine Besonderheiten bei der Auswertung belegen dies. Geht es um "Majäsch", ist Riveris an diesem Abend der Nabel der Welt. Aus dem Ruwertal, bis auf die Höhen von Thomm und Herl sind Spieler gekommen, um sich im Wettkampf zu messen. Der Wehrführer schließt nicht aus, "dass dieses Spiel auch noch woanders gespielt wird, allerdings unter einem anderen Namen". Als Anreiz für den Sieg gibt es Geld- und Sachpreise sowie einen vom ehemaligen Ortsbürgermeister Hans Jakobs gestifteten Wanderpokal. Gebrauchsspuren sind Zeugen der 16-jährigen "Majäsch-Geschichte". "Wer ihn drei Mal gewonnen hat, darf ihn behalten," sagt Michael Luy. In diesem Jahr belegten Rainer Longen, Gerhard Günther (beide Riveris) und Franz Weber (Bonerath) die ersten drei Plätze. Beim wöchentlichen "Majäsch"-Training im Gasthaus Mayer-Krell sind Kartenspieler immer donnerstags, 20 Uhr, willkommen.

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