Marx-Monstrum oder Denkmal?

Trier · Der Sozialrevolutionär löst auch 199 Jahre nach seiner Geburt in Trier heftige Diskussionen aus.

Trier Über Größe lässt sich streiten. Die Bronzefigur, die im kommenden Karl-Marx-Jahr auf dem Simeonstiftplatz nahe der Porta Nigra an den berühmtesten Sohn der Stadt erinnern soll, wird inklusive Podest 6,30 Meter hoch sein. Ist das in Ordnung oder eine unangemessene Überhöhung? Darüber tobt seit Mittwoch eine Diskussion in den sozialen Netzwerken.
Die Positionen reichen von begeisterter Zustimmung bis zur kompletten Ablehnung der von Künstler Wu Weishan entworfenen Figur. Auch CDU-Bundestagsabgeordneter Bernhard Kaster hat sich die zweidimensionale Holzattrappe in Originalgröße angesehen, die am Mittwoch und Donnerstag am zukünftigen Standort einen Eindruck von dem chinesischen Gastgeschenk ermöglicht hat.
"Einen über sechs Meter hohen Bronze-Marx auf diesem Platz aufzustellen, nur weil man in China dies so möchte, ist ein großer Fehler", zeigt sich Kaster fassungslos. Ein solches "Marx-Monstrum" müsse sich die Stadt nicht aufdrängen lassen.
Nach Meinung des CDU-Politikers würde das ein falsches Bild vom Umgang der Stadt mit Person, Werk und Wirkung von Karl Marx vermitteln.
Dass er mit dieser Meinung in seiner Partei nicht auf ungeteilten Zuspruch stößt, zeigt ein Blick auf das Weblog von Stadtratsmitglied Thomas Albrecht ( <%LINK auto="true" href="http://www.albrecht-trier.de" text="www.albrecht-trier.de" class="more"%> ) "Wir sollten, bei allem Verständnis für berechtigte Einwände, Gelassenheit zeigen", schreibt Albrecht, der seinen Hut auch für die Bewerbung zum neuen Kulturdezernenten in den Ring geworfen hat. Auch nach seinem Geschmack hätte die Figur "ein wenig kleiner und dezenter" ausfallen können. Vor allem gehe es aber um den Austausch der Kulturen. "Wir können unsere chinesischen Freunde nicht vor den Kopf stoßen."
Überwiegend große Zustimmung für die Großplastik kommt aus den Reihen der SPD. "Standort, Größe und Statue harmonieren perfekt", sagt SPD-Landtagsabgeordneter Sven Teuber. Grünen-Stadtratsmitglied Dominik Heinrich würde das Geschenk aus China - "einem Land, in dem Pressefreiheit und Menschenrechte missachtet werden" - lieber ablehnen und die Stadt in die Pflicht nehmen, "aus eigener Kraft" eine Karl-Marx-Statue in Auftrag zu geben.
In Facebook wird an diversen Stellen intensiv und kontrovers über die Marx-Figur diskutiert, deren bemalter Schattenriss in den vergangenen zwei Tagen vermutlich das beliebteste Fotomotiv in der Stadt war.
Besonders der Vorschlag von Brigitte Biertz, die Skulptur vom Sockel zu holen und "berührbar" zu machen (TV vom Donnerstag) wird häufig positiv aufgegriffen. Über die Annahme des chinesischen Gastgeschenks entscheidet der Stadtrat am 13. März.

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