Metallbetrieb verzweifelt gesucht

Bei der Ausschreibung für den Bau des Feuerwehrgerätehauses in Igel fand die Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land keine Firma für die Stahl- und Metallarbeiten. Erst im zweiten Anlauf gab es ein Angebot.

Trier-Land/Igel. Öffentlicher Auftrag, Volumen rund 90 000 Euro, Stahl- und Metallarbeiten, Standard-Ausführung, unproblematische Baustelle - es gab Zeiten, da leckten sich die Betriebe aus der Region nach solch einem Auftrag die Finger und gaben fleißig Angebote ab. Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei, wie die VG Trier-Land als Bauherrin für das neue Feuerwehrgerätehaus in Igel erkennen musste. Zunächst konnte der Auftrag nicht vergeben werden, weil kein Betrieb ein Angebot abgegeben hatte. Die VG schrieb daraufhin "beschränkt" aus, sprich: Es wurden mehrere Firmen angeschrieben, die für die geforderte Bauausführung infrage kommen. Auch hier war das Ergebnis ernüchternd: Nur ein Betrieb, die Speicherer Firma Seitz, meldete sich und bekam auch prompt den Auftrag zum Angebotspreis von knapp 86 000 Euro. Der VG-Rat winkte die Vergabe rasch durch, was dem Haupt- und Finanzausschuss einige Wochen zuvor mangels Masse noch versagt geblieben war. Weil beim Bau ein Rädchen ins andere greift, konnte nun auch grünes Licht für die Maurer- und Stahlbetonarbeiten gegeben werden."Die Firmen haben Arbeit bis unters Dach"

Für Werner Monzel, Leiter der VG-Bauabteilung, ist die schwache Firmenresonanz überraschend, insbesondere weil es um Standards geht: Stahlgerippe, Verblendungen, Fenster, Tore. So sieht es auch Architekt Udo Köhler. Seine Erklärung: Viele mittelständische Betriebe haben personell abgespeckt und arbeiten mit Subunternehmen oder Zeitarbeitsfirmen zusammen. "Die Ausschreibung war vielleicht für kleine Firmen zu groß und für große Firmen zu klein." Für Metallbau-Obermeister Heinz Koras ("Die Firmen haben Arbeit bis unters Dach") hat das geänderte Angebotsverhalten viele Gründe, unter anderem die zunehmende Spezialisierung. Die werde durch immer strengere Sicherheitsvorgaben auch vom Gesetzgeber beschleunigt, aber viele Firmen seien auch der Meinung, in einer gobaler werdenden Welt nur mit Nischenprodukten bestehen zu können. Immer weniger Betriebe seien heute noch in der Lage, klassische Allround-Aufträge zu erfüllen. Dies könne oft nur durch Arbeitsgemeinschaften mit anderen Unternehmen geleistet werden, "und das ist ein heikles Thema", weiß Koras. So manche Unternehmer-Allianz sei schon wegen finanzieller Differenzen vor dem Kadi gelandet. Koras hat auch beobachtet, dass deutsche Firmen, die häufig in Luxemburg arbeiten, sich bei Ausschreibungen zurückhalten. "Sie haben Angst, dass durch zusätzliche Aufträge Lieferprobleme entstehen könnten und sie ihren lukrativen Auftraggeber in Luxemburg vergraulen." "Luxemburg hält unsere Region hoch", behauptet Kreishandwerksmeister Herbert Tschickardt, "sonst hätten wir bei uns im Bauhauptgewerbe Zustände wie in Zweibrücken oder Pirmasens." Es gab Zeiten, da hatte die Liste der Firmen, die Angebote für öffentliche Aufträge abgaben, Ähnlichkeit mit einer Fußballtabelle, wenn sie vom Niedrigst- zum Höchstbietenden gestaffelt war. Erstens waren es viele, und zweitens lagen die Gebote preislich meist dicht beieinander, was ein Indiz dafür war, dass die Betriebschefs mit spitzem Bleistift rechneten und auf ähnlicher Kostenbasis wie die Konkurrenz kalkulierten. Zwangsläufig ist diese Waffengleichheit verloren gegangen. Das liegt am technologischen Fortschritt, an höheren Anforderungen, aber auch an der Globalisierung. Wo große Spezialisten mitmischen, das wissen die Kleinen, ist ein Angebot Papierverschwendung; geht es um den Trockenausbau, das wissen Firmen, die sich noch einen Meister und Azubis leisten, komme ich an den Billigmacher nicht ran. Unter der Decke der guten Konjunktur, die (glücklicherweise) noch für volle Auftragsbücher sorgt, brodelt es. a.follmann@volksfreund.deMeinung Waffengleichheit war einmal

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