Mit Freude am Leben zum 100. Ehrentag

FÖHREN. (mer) Eine geradezu magische Zahl klebte auf der Geburtstagstorte zu Ehren von Anna Barkanyi: Die Föhrener Bürgerin hat das Alter von 100 Jahren erreicht. Dazu gab es zahlreiche Glückwünsche lokaler Würdenträger und sogar einen Brief des Bundespräsidenten – für eine Frau, die noch die Kaiserzeit miterlebt hat.

 Liebevoll umsorgt: Sohn Stefan und Schwiegertochter Hilda kümmern sich um die Jubilarin Anna Barkanyi, die am 11. Januar 1907 in Ungarn geboren wurde. TV-Foto: Michael Merten

Liebevoll umsorgt: Sohn Stefan und Schwiegertochter Hilda kümmern sich um die Jubilarin Anna Barkanyi, die am 11. Januar 1907 in Ungarn geboren wurde. TV-Foto: Michael Merten

Schon viel Schönes, aber auch Erschütterndes hat die 100-jährige Anna Barkanyi erlebt. Grund zur Freude hatte sie zuletzt an ihrem Geburtstag. Zu ihrem Ehrentag erhielt sie Post von Bundespräsident Horst Köhler. Auch Politiker der Region, Ortsbürgermeister Jürgen Reinehr, Beigeordneter Hans Berg für die Verbandsgemeinde Schweich und Kreisbeigeordneter Helmut Reis überbrachten der Jubilarin Blumen und Glückwünsche. In Rekasch bei Temeschburg beginnt ihre Lebensgeschichte. Damals gehörte der Ort noch zur österreichisch-ungarischen Monarchie, heute zählt es zu Rumänien. Geboren wurde sie unter der Herrschaft des Kaisers Franz-Josef, den die meisten heute nur noch aus den Sissi-Filmen kennen. Sie aber hat das Staatsoberhaupt noch selbst erlebt. Als Tochter eines deutschstämmigen Schreiners und einer Schneiderin wuchs Anna Barkanyi, eine gebürtige Zdiarsky, in Rekasch auf. In Temeschburg besuchte sie die deutsche Klosterschule, lernte Klavier, malte in Öl und erstellte mit großem Talent Stickereien und Häkeleien. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel ihre Region an Rumänien. Anna Zdiarsky begann eine Karriere als Deutschlehrerin. Ein großer Schock für die gläubige christliche Familie war nach dem Zweiten Weltkrieg die Herrschaft des Kommunismus. Nur noch heimlich konnte die Familie, deren Felder verstaatlicht wurden, zur Kirche gehen. 1946 heiratete Anna den Notar Adalbert Barkanyi, ein Jahr später kam ihr Sohn Stefan zur Welt. Nach dem Tod ihres Mannes 1984 und der Wende 1990 begann für die 83-Jährige ein neuer Lebensabschnitt: Sie wanderte mit ihrer Familie nach Deutschland aus. Rezept für langes Leben: "Viel Bewegung"

In Föhren integrierte sich die Rentnerin schnell und machte viele Bekanntschaften. Jeden Tag spazierte die alte Dame durch den Ort und zum Kapellchen, bis zwei Oberschenkelhalsbrüche sie ans Haus fesselten. Nach einem Rezept für ein glückliches, langes Leben gefragt, antwortet sie: "Viel Bewegung, froh sein und Gottvertrauen". Während ihr Mann früher abends immer Holz gehackt habe, habe sie den Hof in Ordnung gehalten. Gern denkt sie an die schöne Zeit mit ihm zurück. Auch ihren Eltern ist sie sehr dankbar. Die lebensfrohe Dame lebt mit ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter zusammen.

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