Mit Prinzessinnen hat das nichts zu tun

Wincheringen/Ralingen · Müssen Kinder und Jugendliche mit dem Auto zur Schule gefahren werden? Experten verneinen dies. Einige Eltern sehen das anders. Sie halten die Zustände in den Bussen teilweise für nicht zumutbar und fahren die Kinder deshalb.

Wincheringen/Ralingen. "Nur Prinzessinnen werden gefahren" - So lautete die Überschrift eines TV-Artikels zum Thema Schulweg. Darin geht\'s es um die Parksituation an den Schulen, die durch sogenannte Elterntaxis vor Schulbeginn und nach Schulschluss immer wieder für Probleme und Verdruss sorgt. Einige Eltern haben sich zum Thema eigene Gedanken gemacht.
Nach Meinung von Kathrin Thiel aus Wincheringen ist es "sicherlich besser für die Kinder, zu Fuß zu gehen." Jedoch sei es in Wincheringen einfach zu gefährlich. "Leider dürfen die Kinder mit dem vorbeifahrenden Bus nicht mitfahren, da sie nur 1,9 Kilometer von der Schule entfernt wohnen." Die Eltern müssten deshalb die Busfahrkarte für rund 40 Euro monatlich selbst bezahlen. "Da verbindet man das In-die-Schule- Bringen mit der Fahrt zur Arbeit." Der Sohn von Martina Weissensteiner aus Helfant besucht ebenfalls die Grundschule Wincheringen. Am ersten Schultag habe sie versucht, ihren Sohn im Schulbus unterzubringen. "Dies war nicht möglich, da der Bus ziemlich als Letztes in Helfant ankommt (um 7.15 Uhr) und schon total überfüllt war."
Die Haltegriffe seien für Erwachsene angebracht, so dass ein Kind von sechs Jahren sich nicht festhalten könne. "Ich verstehe bis heute nicht, da genaue Schülerzahlen feststehen, dass es nicht möglich ist, entsprechend viele Busse einzusetzen, so dass jedes Kind einen Sitzplatz hat", sagt sie. Die Kreisverwaltung habe ihr mitgeteilt, dass kein Anspruch auf einen Sitzplatz bestehe. "Man hat also leider überhaupt keine andere Wahl, als sein Kind (wenn einem etwas an seinem Kind liegt) selbst in die Schule zu fahren und das jeden Tag."
Joachim Seles aus Ralingen hält die Förderung der Selbstständigkeit, Bewegung und wichtige Erfahrungen als Votum für die Benutzung des ÖPNV für den Schulweg für am Schreibtisch ersonnenes und politisch korrektes 68er Geschwätz. Es sei Fakt, dass es sich der Großteil der Bevölkerung überhaupt nicht leisten kann, seine Kinder von der Schule abzuholen und/oder dorthin zu bringen. "Wer lässt sein Kind schon freiwillig in Bussen fahren, die oft genug entweder zu schnell fahren, überfüllt sind, zu lange Umwege fahren, keine Sicherheitsgurte haben oder zu alt (regelmäßig defekt) sind", fragt er. Die "Abholer" und auch die "Bringer" leisteten also insgesamt eher noch einen Beitrag zur Problemlösung, weil sie den ÖPNV-Schulverkehr entlasteten.
Gegen die Einrichtung einer Abholzone hat der Ralinger nichts einzuwenden. "Das wird jedoch an der Ignoranz und Rücksichtslosigkeit vieler falsch parkender Eltern wohl auch kaum etwas ändern."
Da würden vermutlich nur drakonische Strafen helfen, notfalls auch eine Strafanzeige der betroffenen Ordnungshüter im Falle von Beleidigung. red/har

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