Mit Spitzensüße in den Jahresendspurt

Den Most für rund 200 Liter Eiswein haben fleißige Helfer des Weinguts Reichsgraf von Kesselstatt im Schloss Marienlay bei Morscheid am Montagmorgen gelesen. Auch bei Wiltingen an der Saar erntete Kesselstatt hart gefrorene Eisweintrauben.

Morscheid/Wiltingen. Kesselstatt-Betriebsleiter Wolfgang Mertes aus Waldrach hat bereits am Vorabend seine rund 25 Helfer aus dem Ruwertal zur Lese auf der Lage "Waldracher Heiligenhäuschen" informiert: Die Vorhersage für die Nacht meldet eisweinfähige Frostgrade. "Eisweinalarm" gibt es von Kesselstatt auch für die Lage "Scharzhofberg" bei Wiltingen an der Saar.

Bei Lesebeginn herrschen an der Ruwer dann zwölf Grad Minus, an der Saar zeigt das Thermometer minus neun Grad. Die Trauben sind "knochenhart" gefroren, als die dick vermummten und behandschuhten Helfer gegen 5.30 Uhr zu den Weinbergen aufbrechen.

Die Trauben müssen gefroren gepresst werden



Die Lage "Waldracher Heiligenhäuschen" liegt in Sichtweite von Schloss Marienlay an der Verbindungsstraße von Waldrach nach Morscheid. Die harten und reifbedeckten Trauben poltern, wenn sie aus den Eimern in die Eisenbütten geschüttet werden. "Sie müssen noch im gefrorenen Zustand gepresst werden", erklärt Mertes.

Während in Morscheid die Trauben bereits in die riesige Presse geschaufelt werden, sind die Kollegen aus Wiltingen in der Lage "Scharzhofberg" mit der Lese fertig und mit dem Lesegut unterwegs nach Morscheid.

"Normal würden wir aus dieser Menge Trauben rund 5000 Liter Wein erzeugen", sagt der Betriebsleiter. Beim Eiswein schrumpft der Ertrag bei gleicher Traubenmenge auf rund 200 Liter. Grund: Das Wasser in den Trauben ist gefroren. Dadurch können aus den Beeren nur der Zucker, die Mineralstoffe und die Säuren herausgepresst werden. So ist das Mostgewicht mit 121 Grad Öchsle entsprechend "normal" hoch für den Eiswein. Der Preis für die Flasche (0,375 Liter) beläuft sich im Verkauf dann auf etwa 80 Euro. Die Gesamtausbeute vom Montag aus den Lagen bei Wiltingen und Waldrach schätzt Mertes auf rund 400 Liter.

Der Wein gilt bei Liebhabern als besonderes Geschenk, wird aber auch als das "i-Tüpfelchen" bei einer Weinprobe oder einer hochkarätigen Veranstaltung kredenzt.

Wolfgang Mertes freut sich über den leichten, fruchtigen Jahrgang 2008, macht aber eine Einschränkung: "Nach der feuchten Witterung im Herbst gab es kaum eine Möglichkeit, eine Beeren- oder Trockenbeeren-Auslese zu ernten. Deshalb sei die Lese des Eisweines mit einer edelsüßen Spitze zum Jahresabschluss ein besonders schöner Erfolg.EXTRA Zur Ausnahme an Mosel, Saar und Ruwer zählte gestern die Eisweinlese des Weinguts Kesselstatt: An der Untermosel fielen die Temperaturen noch nicht tief genug, um die für Eiswein vorgesehenen Flächen abernten zu können. Auch im Raum Trier wurden die Trauben geprüft und (noch) für zu weich befunden - so etwa bei den Bischöflichen Weingütern. In anderen Lagen waren die hängen gebliebenen Eisweintrauben durch Vogelfraß bereits so dezimiert, dass sich die Lese nicht mehr gelohnt hätte. Dies meldete zum Beispiel das Weingut Peter Terges in Trier-Olewig. Nach Angaben von Weinbaupräsident Adolf Schmitt wird der Temperaturverlauf der nächsten Tage über die weitere Entwicklung im Anbaugebiet Mosel entscheiden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort