Neue Technik für den Steillagen-Weinbau

Raupen-Mechanisierungs-System, kurz RMS, nennt sich die am Wochenende vom Kreisbauern- und Winzerverband und dem Maschinenring Trier-Saarburg in den Waldracher Steillagen vorgestellte Maschine. Neben Arbeitserleichterung für die Winzer selbst sollen auch die stetig "teurer und rarer" werdenden Aushilfskräfte durch den Geräteeinsatz eingespart werden.

 Lohnunternehmer Martin Müllers führt das Raupen-Mechanisierungs-System beim winterlichen Vorschnitt in den Waldracher Steillagen vor. TV-Foto: Anja Fait

Lohnunternehmer Martin Müllers führt das Raupen-Mechanisierungs-System beim winterlichen Vorschnitt in den Waldracher Steillagen vor. TV-Foto: Anja Fait

Waldrach/Kröv. Nachdem das Raupenfahrzeug per Fernsteuerung in Position gefahren ist, beginnt Lohnunternehmer Martin Müllers aus Kröv (Kreis Bernkastel-Wittlich) mit seiner eigentlichen Aufgabe, dem winterlichen Rebenvorschnitt. Die zeit- und kraftaufwändige Knochenarbeit übernimmt dabei seine neue, kettenangetriebene Multifunktions-Maschine - das RMS. Das 1300 Kilogramm schwere und 60 PS starke Einmann-System fährt, zusätzlich von einem modernen Seilzug gesichert, zwischen den Rebzeilen hinunter und schneidet dabei das überstehende Zielholz von der modernen Draht-Rahmen-Anlage weg. Dank einer Zugkraft von 800 Kilogramm, die komplett auf der Seilwinde lastet, entstehen nur geringe Fahrspuren in den empfindlichen Rebgassen.

Doch die Maschine bietet noch weitere Vorteile: Dadurch, dass alle Standart-Zapfwellen-Geräte an das RMS angeschlossen werden können, sorgt das Gerät ganzjährig für Abhilfe bei allen zeit- und kraftaufwändigen Weinbergsarbeiten. Neben dem winterlichen Vorschnitt übernimmt das mechanische System auch Arbeiten wie Mulchen, Laubschneiden, Fräsen, und Pflanzenschutz-Sprühungen. Matthias Porten vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum Mosel (DLR) schätzt, dass bei ganzjährigem Einsatz rund 350 Arbeitsstunden pro Hektar oder 40 Prozent der gesamten Arbeitszeit eingespart werden können. Lohnunternehmer Müllers sieht in der Multifunktionsmaschine einen klaren wirtschaftlichen Vorteil und betont neben der rückenschonenden Haltung, die das Raupenfahrwerk mit sich bringt, die Fahrstabilität des Gerätes durch das Tandemfahrwerk.

Die 15 Weinbauer, die Rainer Krämer (Kreisbauern- und Winzerverband, Ortsvorsitzender Waldrach) in seinen Weinberg eingeladen hatte, verfolgten interessiert die Maschinenvorführung anhand des Vorschnitts: "Das Herausreißen der überstehenden Äste kostet viel Kraft und geht in die Arme", sagt Irmina Krämer. "Wenn der Draht frei ist, bedeutet das schon eine enorme Erleichterung für uns."

Für 85 Euro pro Stunde kann das RMS, das dank der Hangelwinde Steigungen von bis zu 80 Prozent bewältigen kann, inklusive Fahrer gemietet werden. Wilfried Zipse vom DLR Mosel ist davon überzeugt, dass so die Zukunft des Steillagenbaues aussehen wird: "Die Winzer werden das System mit Sicherheit nutzen, schon allein weil sie aufgrund des Arbeitsmarktes dazu gezwungen werden", sagt er und ergänzt: "Die größtenteils polnischen Aushilfskräfte werden nämlich nicht nur immer teurer, sondern auch immer rarer."

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