Neuer Asphalt und alter Streit

Der Ausbau der Straße "Auf Krein" in Mertesdorf ist fast abgeschlossen - allerdings nur bautechnisch. Über die Finanzierung herrscht weiter Uneinigkeit im Dorf - wie schon vor einem Jahr (der TV berichtete). Grund: Zahlreiche Anlieger werden für den Ausbau zur Ader gelassen und empfinden dies als Ungerechtigkeit.

Mertesdorf. Handgemalte Schilder und Transparente vor einigen Häusern "Auf Krein" signalisieren Protest. So auch vor dem Anwesen von Agnes Busemeyer. Die Seniorin und die meisten ihrer Nachbarn fühlen sich vom Gemeinderat Mertesdorf und von der Verwaltung der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer "über's Ohr gehauen", weil sie die "Hauptlast für den Ausbau einer Straße tragen sollen, die vorwiegend vom Durchgangsverkehr genutzt wird". Überwiegend nur Anliegerverkehr

Vor etwa einem Jahr begann der Ausbau der etwa 900 Meter langen und mit rund 80 Einzelhäusern bebauten Straße. Sie zieht sich parallel zur Hauptstraße den Berg hinauf bis ans Baugebiet "Kaseler Weg". "Diese Straße wird vorwiegend von den Bewohnern dieses Baugebietes befahren, aber wir allein sollen dafür zahlen", klagen Agnes Busemeyer und ihre Mitanrainerin Hildegard Merz. Trotz der erhöhten Verkehrsbelastung habe der Ortsgemeinderat "Auf Krein" als Straße mit überwiegendem Anliegerverkehr eingestuft, so dass die Gemeinde nur 40 Prozent der Ausbaukosten tragen müsse - das allerdings mit Landesförderung. Fehlanzeige seien auch wiederkehrende Beiträge wie andernorts, wo die Kosten für Straßenausbauten regelmäßig auf die gesamte Bevölkerung umgelegt würden. Zweimal habe der Gemeinderat darüber beraten und zweimal fast einstimmig die wiederkehrenden Beiträge mit der Begründung abgelehnt, Mertesdorf sei dafür zu groß. Verärgert sind die Anlieger zudem über die Art der Veranlagung. Busemeyer: "Die Rede war von 3,95 Euro pro gewichtetem Quadratmeter. Aber niemand hat uns gesagt, dass dabei das erste Vollgeschoss mitzählt und der Betrag sich dadurch verdoppelt." Nicht einmal Gemeinderatsmitglieder hätten dies erklären können. "Die wissen offenbar oft gar nicht, worüber sie im Rat abstimmen", schimpft die Mertesdorferin. Außerdem gebe es entlang der gesamten Straße kein Haus mit Vollgeschoss, sondern nur eineinhalb-geschossige Bauten. Auch das müsse mal geklärt werden. Als ungerecht empfunden wird auch, dass nun der Kaseler Weg ausgebaut wird, aber die Anlieger dort nicht veranlagt werden. Grund: Die Maßnahme geht allein auf die Gemeindewerke zurück, die dort Kanal und Wasser verlegen und dabei auch für die Wiederherstellung der Straße sorgen. Die Gemeinde habe den Ausbau der Straße nicht als erforderlich betrachtet, heißt es. Inzwischen haben rund 40 Krein-Anlieger Widerspruch beim Kreisrechtsausschuss eingelegt. Meinung Mit etwas fadem Beigeschmack Der rechtlichen Überprüfung wird das Vorgehen der Gemeinde Mertesdorf sicher standhalten. Dies gilt auch für die von der VG erstellten Veranlagungsbescheide. "Je mehr die demokratisch gefällten Entscheidungen überprüft werden, desto höher die Sicherheit, dass sie richtig sind", sagt Ortsbürgermeister Erich Griebeler. Dennoch bleibt ein etwas fader Beigeschmack, denn nach heute geltendem Recht wären auch in Mertesdorf wiederkehrende Beiträge möglich gewesen. Dies wird in ähnlich großen Orten längst so praktiziert. Stattdessen müssen viele Krein-Anlieger, von denen die meisten im Rentenalter sind, nun ein Darlehen aufnehmen. Was Wunder, dass ihnen der Glaube an die Demokratie etwas schwer fällt. f.knopp@volksfreund.de

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