Neues Kapitel der Posse ums Rettungsboot

Igel · Die Haushaltsberatungen in Stadt und Land liegen vermutlich auch deshalb im Dezember, weil sie Ausdruck großer Erwartungen sind - ähnlich wie das Weihnachtsfest. Doch es sind manchmal die kleinen Dinge, die überraschen. Im Etatplan 2017 der Verbandsgemeinde Trier-Land ist es eher eine bescheidene Investition, die bei der Feuerwehr Igel für Freude sorgen wird.

 Seit gut zwei Jahren sind die Igeler mit ihrem Rettungsboot unterwegs. Nun soll das Fahrzeug nachgerüstet werden. Foto: privat

Seit gut zwei Jahren sind die Igeler mit ihrem Rettungsboot unterwegs. Nun soll das Fahrzeug nachgerüstet werden. Foto: privat

Foto: (h_tl )

Igel. Feuerwehren sind zur Stelle, wenn es brennt, wenn ein Verkehrsunfall geschehen ist oder wenn die Katze wieder einmal nicht mehr vom Baum runterkommt. Und auch auf dem Wasser sind die Männer und Frauen zur Stelle, wenn Not am Mann ist. So auch die Freiwillige Feuerwehr Igel, die deshalb ein Rettungsboot im Gerätehaus stehen hat. An dieser Stelle könnte die Geschichte zu Ende sein. Ist sie aber nicht. Denn im Haushalt der Verbandsgemeinde Trier-Land taucht die Kennziffer 126102 - 071200 - 50009 - 6 auf.

Der lange Weg zur Bootsbestellung: Aufgrund der Nähe zur Mosel muss die Freiwillige Feuerwehr Igel so ausgestattet sein, damit sie auch per Schiff zur Hilfe eilen kann. Sei es bei der Rettung von Ertrinkenden, sei es bei Suche und Bergung von Fahrzeugen, die ins Wasser gerollt sind. Alles schon einmal vorgekommen. Lange Zeit können die Igeler nur zuschauen, wenn die Kollegen der Berufsfeuerwehr Trier oder die von der Konzer Feuerwehr im Einsatz sind. Denn sie haben kein Boot.
Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Igel soll das ändern. Endlich ist Platz für ein Rettungs- und Transportboot (RTB). Doch dann beginnt der Ärger: Trotz mehrerer Ausschreibungen der zuständigen Verbandsgemeinde Trier-Land gelingt es ab 2010 nicht, ein entsprechendes Boot anzuschaffen.

Der heftige Streit um ein Detail: Was die Anschaffung des Aluminiumbootes dann auch noch zu einem Politikum macht, ist die Frage, wie das Gefährt gesteuert werden soll. Mit einer günstigeren Pinnensteuerung, bei der mit einem Hebel zur Richtungsänderung der Heckmotor geschwenkt wird. Oder mit einem Steuerrad an einem Steuerstand.
Rund 2500 Euro teurer wäre die Steuerradvariante. Für die macht sich Winfried Bindges, damaliger Chef der Igeler Wehr und Mitglied der CDU-Fraktion im Verbandsgemeinderat, stark. Sein Parteifreund und Bürgermeister Wolfgang Reiland vertritt hingegen eine andere Linie. Auf Anfrage sagte dieser 2013: "Die VG und ihre Ratsgremien sind angesichts unserer engen finanziellen Möglichkeiten bemüht, die Feuerwehrinvestitionen grundsätzlich auf die gesetzlichen Mindestanforderungen zu beschränken.
Zudem habe die Feuerwehr- und Katastrophenschutzschule Rheinland-Pfalz die Auffassung vertreten, dass eine Pinnensteuerung ausreichend sei und vor allem bei einem schwerpunktmäßigen Einsatz auf der Mosel schneller reagiere.
Der Förderverein der Feuerwehr Igel ist zwar später nach eigenem Bekunden bereit, die Kosten für die komfortablere Steuerung zu übernehmen. Doch Verein und Verbandsgemeinde werden offensichtlich nicht über die Bedingungen einig. Und so wird das Igeler Boot wie beschlossen mit Pinnensteuerung gebaut. Im Oktober 2013 bekommen die Igeler dann ihr Boot. Doch es ist zunächst nicht dicht. Der Hersteller muss nachbessern. Im Herbst 2014 wird es dann offiziell in Dienst gestellt.

Die überraschende Wendung: Im Haushaltsplanentwurf der Verbandsgemeinde Trier-Land, über den der Rat in seiner Sitzung am Mittwoch, 14. Dezember, 17 Uhr, im Gemeindehaus Sirzenich abstimmen wird, taucht nun das Igeler Boot wieder auf. Zur Erläuterung heißt es, dass sich der Ältestenrat am 27. September der Empfehlung der Wehrleitung auf Nachrüstung eines Steuerstands für das Igeler Boots in Höhe von 2200 Euro angeschlossen hat.
Für diese Investition eingesetzt hat sich Jürgen Cordie, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Trier-Land. Angesprochen auf die Gründe für die Umrüstung verweist dieser auf die VG-Verwaltung. Diese wiederum teilt auf Anfrage mit, dass der Wehrleiter "aufgrund inzwischen vorliegender Erfahrungen bei Wasserrettungseinsätzen" die Ausstattung des Boots mit einem Steuerstand für erforderlich hält und eine entsprechende Nachrüstung empfiehlt. Die Praxis habe gezeigt, dass die bei der Beschaffung gewählte Variante mit einer Pinnensteuerung für den Einsatz auf der Mosel nicht optimal sei.Meinung

Wieder einmal am falschen Ende gespart
Natürlich ist es misslich, dass sich beim Igeler Boot das bewahrheitet, was die Praktiker von Anfang an gesagt haben: Für den Einsatz ist es sinnvoller, wenn es einen Steuerstand gibt. Im wahrsten Sinn des Wortes ungünstig ist zudem, dass die komfortablere Steuerung die VG keinen Cent gekostet hätte, wenn die Verhandlungen mit dem Förderverein der Feuerwehr anders gelaufen wären. Ärgerlich wird es jedoch, wenn man nicht nur die reinen Kosten für den Umbau in Höhe von rund 2200 Euro im Blick hat. Offensichtlich wurde sich bei der Verwaltung umfangreich rückversichert und sehr gründlich geprüft. Nur um nachzuweisen, dass es theoretisch auch billiger geht. Dafür ist sicher mehr als nur eine Stunde Dienstzeit von Behördenmitarbeitern draufgegangen. Und diese Zeit muss am Ende genauso bezahlt werden wie die Steuerung. Unterm Strich bleibt festzustellen, dass die VG aufgrund des Beharrens auf ihrer Position unterm Strich nichts gewonnen hat. Vielmehr sieht es aus, also ob wieder einmal am falschen Ende gespart worden ist. h.jansen@volksfreund.de

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