Novum in der Region: Feuerwehren aus Pluwig und Gusterath wollen freiwillig fusionieren

Pluwig/Gusterath · Fußball wird schon in einem Verein gespielt, die Kinder werden in einer gemeinsamen Schule unterrichtet, und künftig sollen auch noch die Feuerwehren fusionieren: Die Gemeinden Pluwig (1600 Einwohner) und Gusterath (1900 Einwohner) wachsen weiter zusammen.

 Nah dran: Vom Feuerwehrgerätehaus in Pluwig aus betrachtet liegt der Nachbarort Gusterath in Sichtweite.TV-Foto: Albert Follmann

Nah dran: Vom Feuerwehrgerätehaus in Pluwig aus betrachtet liegt der Nachbarort Gusterath in Sichtweite.TV-Foto: Albert Follmann

Foto: (h_tl )

Pluwig/Gusterath. Es wäre ein Novum in der Region: Zwei große, selbstständige Ortsfeuerwehren schließen sich zu einer gemeinsamen Wehr zusammen. Diskutiert wird dies in den Nachbarorten Gusterath und Pluwig (beide Verbandsgemeinde Ruwer). "Bald werden wir uns mit den Feuerwehren zusammensetzen und unsere Pläne vorstellen", sagt Bürgermeister Bernhard Busch.

Kürzlich hat sich bereits der Haupt- und Finanzausschuss der VG Ruwer mit dem möglichen neuen Zuhause der "neuen" Wehr befasst. Zur Debatte steht, ein Feuerwehrgerätehaus auf der grünen Wiese zu bauen oder das bestehende Feuerwehrgerätehaus in Pluwig zu erweitern.

Die Tendenz gehe zur zweiten Option, so der Verwaltungschef. Dafür spreche der gute Zustand des Hauses in Pluwig und die Lage an der Hauptverkehrsstraße am Ortsanfang. Die Entfernung nach Gusterath sei nicht weiter als ans andere Ortsende von Pluwig. Insofern, sagt Busch, könne die vorgeschriebene Einsatzgrundzeit von acht Minuten eingehalten werden. Außerdem würden auch heute schon bei fast allen Einsätzen mehrere Feuerwehren alarmiert. Pluwig und Gusterath rückten dann halt künftig nicht mehr zu zweit aus, sondern als eine Einheit.

Unter Berücksichtigung, dass es bei Tageseinsätzen immer schwieriger werde, eine zahlenmäßig starke Truppe zusammenzubekommen, ist es nach Ansicht Buschs ein Vorteil, über eine Wehr zu verfügen, die mehr als 50 Mann hat. Gusterath hat 21 Wehrleute, Pluwig 35. "Wenn die Wehren eine freiwillige Fusion wollen, unterstützen wir das."

Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) habe schon durchblicken lassen, dass der Ausbau des Pluwiger Feuerwehrhauses förderfähig sei. In Pluwig sollen künftig vier Fahrzeuge stehen - neben den zwei Pluwigern auch die beiden aus Gusterath. Auch Nebenräume, etwa für Schulungen, sollen entstehen. Darüber hinaus ist nach Auskunft von Bürgermeister Busch ein Jugendraum vorgesehen. Er stünde nicht nur den Jugendwehren offen, sondern allen Jugendlichen. Zumindest baulich weint dem Feuerwehrgerätehaus in Gusterath niemand eine Träne nach. Das Gebäude hinter der Schule ist alt und klein, zudem ist die Bausubstanz nicht gut. Laut einem Gutachten lohnen sich hier keine Investitionen mehr, zumal der aufgeschüttete Hang, auf dem es steht, stabilisiert werden müsste.

Gusteraths Wehrführer Andreas Forster befürwortet den Zusammenschluss, sagt aber auch, dass es bei einigen in der Wehr und wohl auch im Ort Vorbehalte gebe: "Das bleibt nicht aus, es ist vielleicht auch die Angst vor dem Neuen." Forster verbindet mit dem Neuen aber auch Erwartungen: "Der Zusammenschluss sollte zügig vonstattengehen und nicht Jahre dauern. Auch sollte das Feuerwehrhaus, egal ob Neubau oder Erweiterung am Standort Pluwig, dem Stand der Technik entsprechen und nicht später "mit dem Rotstift zusammengestrichen werden".

Laut Forster können die beiden Wehren gut miteinander. Jedes Quartal gebe es eine gemeinsame Übung. Auch für Pluwigs Wehrführer Simon Müller überwiegt das Positive: "Es gibt bei uns intern eine deutliche Mehrheit für die freiwillige Fusion. Die Wehren und die beiden Ortsgemeinden werden dadurch besser aufgestellt sein." Vorteile sehen die Feuerwehrchefs insbesondere im organisatorischen Bereich, aber auch in der gemeinsamen Rekrutierung von Nachwuchs für die Jugendwehren.Meinung

Feuerwehr- Pragmatismus
In der Feuerwehr muss es zweifellos einen Sinneswandel gegeben haben. Dass Wehren, zudem noch große, freiwillig ihre Selbstständigkeit aufgeben, wäre früher undenkbar gewesen. Feuerwehren waren traditionell eine feste Größe im Dorf, eine heilige Kuh, die zu schlachten sich kein Landrat oder Bürgermeister gewagt hätte. Die Kameraden der heutigen Feuerwehrgeneration sind nicht mehr so aufs Kirchturmdenken fixiert, sehen die Sache unprätentiös und pragmatisch. Sicherlich wird es auch künftig die Ausnahme bleiben, dass sich Wehren zusammenschließen. Alarmierungszeiten, Ausrückebereiche und andere Vorgaben sind gesetzliche Vorgaben und müssen eingehalten werden. Auch kleinere Wehren mit einstelliger Mitgliederzahl haben ihre Daseinsberechtigung. Nicht selten funktionieren sie besser als größere. Aber im Fall von Pluwig und Gusterath sind die Voraussetzungen für eine Fusion in der Tat sehr gut. Es ist ja auch so, dass beide Wehren von einer besseren Infrastruktur profitieren werden. Zudem spart die VG längerfristig Geld, weil das Feuerwehrhaus in Gusterath wegfällt. a.follmann@volksfreund.de

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