Nur Schweich sieht das skeptisch

Föhren/Schweich/Hetzerath · Rewe-Markt siedelt sich in Föhren an. Das ist gut für die Nahversorgung, doch in der Nachbarstadt ist man besorgt.

Föhren/Schweich/Hetzerath Saarburg und Hermeskeil dürfen sich Mittelzentrum nennen, Schweich nicht. Abgesehen davon, dass man in der Moselstadt glaubt, diesen Status aufgrund der guten Infrastruktur schon längst verdient zu haben, hat die bisherige Nichtnominierung durch die Landesregierung auch finanzielle Nachteile: Der Stadt geht alljährlich eine sechsstellige Zuweisung aus Mainz durch die Lappen. Aber das ist nicht alles: Dass Schweich mit seinen rund 8000 Einwohnern im Raumordnungsplan der Region Trier "nur" Grundzentrum ist, schwächt auch die Position gegenüber Nachbargemeinden. Im künftigen Raumordnungsplan werden Föhren und Hetzerath als "kooperierendes Grundzentrum" eingestuft.Die Zusammenarbeit von Föhren und Hetzerath betrifft auch den Einzelhandel. Ein von den beiden Gemeinden bei der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (Köln) in Auftrag gegebenes Einzelhandelskonzept kommt zu dem Ergebnis, dass die geplante Ansiedlung eines Rewe-Markts in Föhren mit 1550 Quadratmetern Verkaufsfläche und die Erweiterung des Norma-Markts in Hetzerath von 800 auf 1200 Quadratmeter zu empfehlen sei. Das trage zur Verbesserung der Nahversorgung im Raum Föhren, Hetzerath, Naurath, Rivenich und Bekond bei, sagen die Gutachter. Die hier lebenden rund 7000 Menschen haben laut Gutachten eine Kaufkraft von 37,3 Millionen Euro. Die Stadt Schweich sieht den Zuwachs im Einzelhandel vor der eigenen Haustür dagegen kritisch. Laut Gutachten kommt es durch die von Norma und Rewe in Hetzerath und Föhren geplanten Vorhaben zu einer Umverteilung gegenüber der Stadt Schweich von 3,1 Millionen Euro. Betroffen seien besonders das E-Center in Schweich sowie die Discounter Aldi, Lidl und Netto. Es seien zwar starke wettbewerbliche Effekte zu erwarten, heißt es der Expertise, diese führten jedoch nicht zu einer Verschlechterung der Versorgungssituation in Schweich. In einer Stellungnahme zum Einzelhandelskonzept weist der Stadtrat Schweich darauf hin, dass die Gutachter selbst darlegen, dass Norma und Rewe 50 Prozent des Umsatzes aus dem Umland generieren - also außerhalb des ortsnahen Einzugsbereichs. Insbesondere der "Nachschlag" für die Rewe-Ansiedlung am künftigen Föhrener Baugebiet "In der Acht" ist den Schweichern ein Dorn im Auge. In einer ersten Fassung des Einzelhandelskonzepts von Januar 2016 wurde noch von 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche ausgegangen, doch dann beantragte Vollsortimenter Rewe (mehr als 10 000 Artikel), auf 1550 Quadratmeter ausweiten zu wollen. Die zusätzliche Fläche betrifft die Angliederung eines Getränkemarkts und eines Backshops. Auf Antrag der Gemeinde Föhren wurde daraufhin das Einzelhandelskonzept fortgeschrieben. Die Gemeinde Hetzerath pochte auf Gleichbehandlung und forderte für Norma ebenfalls eine Vergrößerung auf 1550 Quadratmeter. Norma hatte 2015 mit 800 Quadratmetern eröffnet.Das Kaufkraft-Gutachten hat den Hetzerather Gemeinderat allerdings zum Umdenken gebracht. Ein großer Norma, so lautete ein Ergebnis, könne zu einem Verdrängungswettbewerb im Grundversorgungszentrum Salmtal führen. Nun soll es zunächst einmal bei einer Ausweitung des Norma auf maximal 1200 Quadratmeter bleiben. Den Vollsortimenter Rewe in Föhren sehen die Gutachter nicht als Konkurrenz zum Discounter Norma an, sondern als sinnvolle Ergänzung. 1200 statt 1550 Quadratmeter Verkaufsfläche - das sähen die Schweicher auch gerne beim Föhrener Rewe. Der Stadtrat sagt: Auch in neuen Grundzentren wie Föhren-Hetzerath dürfen Neuansiedlungen nicht zu schädlichen Auswirkungen in Nachbargemeinden führen. Die Stadt Schweich hat in einem eigenen Einzelhandels- und Zonenkonzept seine zentralen Versorgungsbereiche definiert. Unter anderem wird darin dargelegt, dass die Moselstadt unter der Konkurrenz anderer Betriebe im eigenen Verflechtungsbereich zu leiden habe - etwa dem Real-Markt in Kenn. Die Rewe-Ansiedlung in Föhren stehe der Bestrebung Schweichs, als Mittelzentrum anerkannt zu werden, nicht im Weg. Das hat vor einigen Monaten die Kreisverwaltung dem Schweicher Stadtbürgermeister Lars Rieger bestätigt. KommentarMeinung

Das kann Schweich locker verkraftenDass Zentrumsorte wie Schweich mit Argusaugen darüber wachen, welche Geschäfte sich in der Peripherie ansiedeln, ist nachvollziehbar. Schließlich könnte es im Extremfall zum Ausbluten der Innenstadt kommen, wenn man die gleichen Artikel auch in nahegelegenen Einkaufszentren auf der grünen Wiese oder in Nachbarorten bekommen könnte. Zudem sind Geschäfte auch ein wichtiger Standortfaktor. Kunden und Neubürger bedeuten Steuereinnahmen, die man dringend benötigt, um die Infrastruktur in Schuss zu halten. Die Stadt Schweich weiß jedoch sehr wohl, dass sie wegen 350 Quadratmeter mehr Einzelhandelsfläche in Föhren keinen existenziellen Schaden erleidet. Sie weiß auch, dass ihr Veto beim Einzelhandelskonzept nur formalen Status hat und nichts an den Rewe-Plänen ändern wird. Der Einkaufsstadt Schweich geht es gut. Lidl hat nicht umsonst dort in einen großen Edelmarkt investiert - und demnächst wird Aldi nachziehen. Die Umsätze müssen also ganz ordentlich sein. Schweich sollte allerdings den Protektionismus gegenüber seinen Nachbarn nicht übertreiben. Schon heute sind die Verkehrsprobleme in der Moselstadt groß und der bezahlbare Wohnraum knapp. Besser die Kunden und Neubürger gehen nach Föhren oder Hetzerath als ganz woanders hin. Von einem wirtschaftlich starken Umland kann die Stadt Schweich nur profitieren. a.follmann@volksfreund.de ZENTRALE ORTE DER GRUNDVERSORGUNG

Extra

(will) Grundzentren sind die zentralen Orte der Grundversorgung. In ihnen finden sich in der Regel Sport- und Freizeiteinrichtungen, Arztpraxen, Apotheken und andere Einrichtungen des Dienstleistungsbereichs wie Einzelhandel-Läden. Orte, die als kooperierendes Grundzentrum zusammengefasst werden, arbeiten in den Bereichen der Grundversorgung zusammen. In Föhren leben derzeit 2800 Menschen, im fünf Kilometer entfernten Hetzerath 2200.

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