Öffentlicher Personennahverkehr soll komplett neu geregelt werden - Firmen sehen schwarz für Busverkehr

Trier/Schweich · Ab 2021 sollen alle Busse anders fahren. Das möchte unter anderem der Landkreis Trier-Saarburg. Bisher in der Region aktive Busunternehmer sind mit diesem Plan nicht einverstanden. Mindestens zwei Unternehmer möchten in diesem Zusammenhang klagen.

Trier/Schweich. Es gibt nicht nur gute und schlechte Zeiten. Sondern auch rentable Buslinien und weniger rentable. In der Region Trier sind sich die Kreistagsmitglieder einig, dass das nicht so weitergeht, weil dann irgendwann niemand mehr die weniger einträglichen Busverbindungen bedienen will. Deshalb hat unter anderem der Kreis Trier-Saarburg vor, ganze Bündel von Linien auszuschreiben - lohnende und weniger lohnende im Paket (der TV berichtete). Der Kreistag wird in seiner Sitzung am Montag ab 17 Uhr im Kreishaus in Trier darüber sprechen.Unternehmer fürchtet das Aus

Derzeit 60 Busse sind für die Firma Walscheid Reisen aus Dudeldorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) unterwegs. Seit 1928 auf der Linie von Dudeldorf durch die Fidei nach Trier. 2019 könnte damit Schluss sein. Denn ab dann wird nach Plänen des Landkreises das Linienbündel Trierer Land von einem Unternehmen bedient. Das Bündel umfasst Fahrten in der Region zwischen Irrel und Trier-Ehrang. Wallscheid: "Diese Linienbündel sind so groß, dass wohl kein mittelständisches Unternehmen eine Chance haben wird, zum Zug zu kommen." Bei der europaweiten Ausschreibung würden wohl Firmen gewinnen, die anders als er und seiner Kollegen keine Gewerbesteuern in der Region bezahlen würden. "Gehen wir leer aus, können wir zumachen", sagt Wallscheid.

Ähnlich wie weitere Unternehmen hat Wallscheid seine Kritik an den kommunalen Plänen für den Öffentlichen Personennahverkehr in einer Stellungnahme zusammengefasst. Darin ist unter anderem die Rede davon, dass die Linienbündel nicht logisch seien, die den Kreis in die Bereiche Römische Weinstraße, Ruwertal Hochwald, Saargau und eben Trierer Land aufteilen. So werde nicht bedacht, dass viele Schüler aus der VG Trier-Land Schulen im Eifelkreis Bitburg-Prüm besuchen. Weiterer Kritikpunkt: Die Kosten für den ÖPNV seien nicht richtig ermittelt. Am Ende würde es viel teurer als bisher angenommen.

Enttäsucht ist der Busunternehmer, wie die Kreisverwaltung mit seiner Stellungnahme umgegangen ist. Es sei nicht genügend darauf eingegangen worden. Die Hände in den Schoß will er nicht legen. Er wird wegen der Linie Dudeldorf - Trier vor Gericht ziehen. Grund: Die seiner Meinung nach zu kurze Dauer der Konzession. Gegner vor Gericht wird nicht der Kreis sein, der die neuen Verbindungen haben will, sondern der Landesbetrieb Mobilität, der die Konzessionen vergibt. Sollte der Busunternehmer recht bekommen, würde die Ausschreibung des Bündels Trier Land wohl erste einige Jahre später kommen.

Auch Claudia Schulligen-Maslo vom Unternehmen Saargau Linie on Tour ist sauer. Nachdem sich ein früher im Raum Saarburg aktives Unternehmen zurückgezogen hat, war sie in die Bresche gesprungen und hatte den Transport kurzfristig gesichert. Schulligen-Maslo sagt, dass es keine tragfähigen betriebswirtschaftlichen Berechnungen der geplanten Linienbündel gebe. Sie glaubt, dass der Landkreis künftig viel Geld für Busverbindungen zahlen muss, da sich viele Linien nicht rentieren. Auch ihr Unternehmen wird die Pläne des Kreises nicht hinnehmen. Claudia Schulligen-Maslo will deshalb ebenfalls vor Gericht erreichen, dass Konzessionen wie bisher auf zehn Jahre vergeben werden.Meinung

Muss es das ganz große Rad sein?
Was so alles schiefgehen kann, wenn man den Busverkehr in einem Landkreis komplett umkrempelt, ließ sich anfang des Jahres im Kreis Sankt Wendel bewundern. Dort knirschte es gehörig, weil bei der Neuvergabe unter anderem Verbindungen vergessen worden waren. In der Region Trier wird an einem noch größeren Rad gedreht. Dort krempeln gleich alle Kreise die Buslinien um. Muss das sein? Wenn ja, dann haben es Landräte und Kreistagsmitglieder bisher nicht vermocht, das zu vermitteln. Verständlich ist es angesichts der geplanten Veränderungen, dass heute aktive Busfirmen fürchten, dass ihnen die Felle davonschwimmen, weil die einzelnen Linienbündel für sie zu groß sind. Vor diesem Hintergrund wäre zu überlegen, ob es nicht doch eine Nummer kleiner gehen sollte. Dann könnte es gelingen, möglichst viel lokale Kompetenz zu sichern und etwas für die heimische Wirtschaft zu tun. Noch ist Zeit, die Pläne zu überdenken. h.jansen@volksfreund.de

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