Offen für alles und jeden

TRIERWEILER. Alte Menschen gehören zum Bild der Gesellschaft, so wie sie selbst auch am gesellschaftlichen Leben bis zum Schluss teilhaben wollen. In der Seniorenresidenz Niederweiler Hof in Trierweiler wird Offenheit groß geschrieben – für die Bewohner des Heims und für die des Ortes.

Dass die "Singing Kids" mit ihrem Repertoire an Advents- und Weihnachtsliedern in der Seniorenresidenz an diesem Nachmittag auftreten, ist keine Ausnahme, sondern eine Regelmäßigkeit - wie vieles, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit alten Menschen sein sollte. Vor zehn Jahren an die Stelle einer ehemaligen Brandruine in der Dorfmitte von Trierweiler gebaut, hat die Seniorenresidenz Niederweiler Hof GmbH als Träger der Einrichtung gleich "die Idee eines offenen Hauses zur Integration ins Dorfleben" zu verwirklichen versucht, wie Geschäftsführer Reinhard Schuh sagt. Offen, das heißt: Im gleichen Gebäude, das mit mehr als 180 Plätzen die größte Senioreneinrichtung des Kreises Trier-Saarburg ist, hat sich eine Bäckerei und die Volksbank eingemietet, außerdem ein Frisörsalon und seit Dezember auch die Postagentur. Alle Einrichtungen dienen Senioren wie Dorfbewohnern gleichermaßen. "Nichts und niemanden verstecken"

Hinzu kommt die Möglichkeit für Gäste, im Residenz-Restaurant zu Mittag zu essen. "Anfangs hatte die Gemeinde noch keine Vereinsräume, sodass unsere Gemeinschaftsräume immer auch Gruppen kostenlos zur Verfügung gestanden haben - und es heute noch tun", sagt Schuh. "Wir wollen den Bewohnern das Leben nicht vorenthalten", sagt Pflegedienstleiterin Nicole Grundhöfer. Wenn man als alter Mensch nicht mehr "am Leben draußen teilnehmen kann, dann muss man das Leben in eine solche Einrichtung einziehen lassen. Wir wollen nichts und niemanden verstecken." Mit besonders viel Leben erfüllt sich seit eineinhalb Jahren mittags der Niederweiler Hof, wenn rund 40 Kinder der Ganztags-Grundschule zum Essen ins Haus kommen. Eine entsprechende Vereinbarung mit der Verbandsgemeinde Trier-Land macht es möglich. "Für beide Seiten war das Neuland, alle waren skeptisch. Aber es hat sich als durchweg positive Sache herausgestellt", sagt der Residenz-Chef. Gespräche und Kontakte sind entstanden. "Selbst das Geschrei wird hier als positiv, als Leben empfunden", sagt Nicole Grundhöfer. Immerhin liegt der Altersdurchschnitt der Residenz-Bewohner bei 80 Jahren, das Leben in einer großen Familie wird ihnen nun auf etwas unkonventionelle Art zurückgegeben. "Die alten Menschen werden von den Kindern so akzeptiert, wie sie sind, mit allen Krankheitsbildern", sagt sie. "Ich freue mich, wenn die Kinder da sind", sagt die 83-jährige Apollonia Wollscheid. So seien an allen Adventssonntagen musizierende Kinder im Haus gewesen. Aber nicht nur an Musik findet sie Gefallen. Auch an den Gymnastik-Übungen und dem Gedächtnistraining. Denn für alle Bewohner gibt es weitere Freizeitangebote. Zusätzlich zu Sport und Gedächtnistraining gibt es Werken, Lieder-, Näh- und Kino-Abende. Für jeden ist etwas dabei. Selbst ein Stammtisch ist wöchentlich an einem Abend im Restaurant eingerichtet. Als Weiteres ist ein "spezieller Männerabend" geplant. "Hier kann man gar nicht alt werden", scherzt die 80-jährige Grete Sigmund. Mit ihrem vier Jahre älteren Mann Gerhard ist sie in diesem Jahr nach Trierweiler gekommen und fühlt sich pudelwohl. Das Paar tanzt, singt und möchte in vier Jahren in der Residenz seine diamantene Hochzeit feiern. "Hier bekommt man kein Heimweh, es gibt so viel zu tun, so viele Angebote, so viele Kontakte. Das kommt mir vor wie ein schöner Urlaub", sagt sie. Für die Residenzleitung ist das Ansporn genug, weiterzumachen. "Wir sind für alles offen und probieren auch alles aus", sagt die Pflegedienstleiterin. So wie etwa den Einsatz von drei Hunden in der Ergotherapie. Nicht nur der Hauskater gehört inzwischen zum Heiminventar, auch die anderen Vierbeiner sind zum Therapie-Instrument geworden. "Diese Angebote sind für uns eine Selbstverständlichkeit", sagt Geschäftsführer Schuh. Und so gehört es inzwischen auch zur Tradition im Niederweiler Hof, dass an Heiligabend in den fünf Wohnbereichen mit Gottesdienst und Büfett gefeiert wird - mit den Bewohnern, dem Personal und den Angehörigen.

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