Ortsbürgermeister: "Ich bin Anwalt der Minderheit!"

35 Menschen - und damit deutlich weniger als erwartet - waren zum TV-Stammtisch in das Gemeindehaus nach Sirzenich gekommen. Das Thema auf der Tagesordnung: Sollen zwei hohe (179 und 149 Meter) zwei alte Windräder (47 und 70 Meter) zwischen Neuhaus und Udelfangen ersetzen?

Trierweiler. Schon zu Beginn des TV-Stammtisches machte Investor Herbert Kluth von der WKT klar, dass er zu Kompromissen bereit sei. "Es ist denkbar, dass wir statt einmal 179 Meter und einmal 149 Meter zweimal 149 Meter bauen, auch wenn wir dadurch weniger Effizienz haben", sagte er. Er werde dies mit seinen Gesellschaftern überlegen. Trotzdem müsste auch hierfür der Bebauungsplan geändert werden - er sieht nur Windräder bis zu 100 Metern Höhe vor. Darüber entscheidet der Ortsgemeinderat Trierweiler am Montag (20 Uhr, Udelfangen). Ortsbürgermeister Matthias Daleiden ließ sich weder von dem Kompromiss-Vorschlag noch von den zahlenmäßig überlegenen Befürwortern der beiden Anlagen überzeugen und bleibt bei seinem Nein. Als Beleg dafür zitierte er E-Mails Betroffener und verwies auf Folgen wie Lautstärke, Schatten, Schall und den umstrittenen Infraschall. "Ich verstehe mich als Anwalt der betroffenen Minderheit in Neuhaus und Udelfangen. Diese Bürger würden durch die höheren Windräder noch stärker belastet." Ungewöhnlich für einen Bürgermeister, der sich von den Befürwortern der Anlage harten Tobak anhören musste. "In Zeiten von stetigen Dürreperioden, Sturmfluten und sonstigen Umweltkatastrophen müssen wir alle umdenken. Es kann nicht angehen, dass geringe Beeinträchtigungen dazu führen, dass wir solche Anlagen nicht bauen", so eine Anwohnerin. Ein Gesellschafter der WKT unterstützte das Vorhaben: "Die neuen, modernen Windräder produzieren weniger Lärm als die alten. Sie haben die Fähigkeit, bei geringem Wind automatisch zurückzufahren." Professor Hartmut Zoppke, der lange bei einem Windkraftunternehmen arbeitete, untermauerte diese in der Branche anerkannte Erkenntnis. Deutlich dagegen sprach sich eine Anwohnerin aus: "Sie verschandeln die Umwelt. Ich bin prinzipiell für Windkraft, aber nicht hier vor meiner Haustür." Ihre Meinung ist gefragt: Sind Sie für oder gegen den Bau der zwei modernen Anlagen? Pro oder kontra - rufen Sie an, und stimmen Sie ab! Für "Pro" wählen Sie die 0137/9370080. Wenn Sie mit "Kontra" stimmen wollen, ist die 0137/9370081 Ihre Nummer (jeweils 50 Cent pro Anruf aus dem Festnetz der DTAG, abweichende Preise aus dem Mobilfunk möglich). Oder stimmen Sie mit dem Handy ab (Normaltarif, anbieterabhängig). Senden Sie eine SMS mit TV VOTE A für "Pro" oder TV VOTE B für "Kontra" an die 42020. Die Leitungen sind bis Sonntag, 16.März (24 Uhr), geschaltet. Das Ergebnis der Abstimmung wird am Montag, 17. März, um 15 Uhr auf www.volksfreund.de und am Dienstag, 18. März, im TV veröffentlicht.Meinung Konflikte programmiertOrtsbürgermeister Matthias Daleiden: "Repowering ist gut, aber nicht hier. Der Bürger-Schutz steht im Vordergrund. Auch wenn nur einer leidet, setze ich mich für ihn ein. Zudem wohnen hier viele, weil es schön ist. Die Immobilienpreise könnten sinken." Professor Hartmut Zoppke, Fachbereich Maschinenbau an der FH Trier: "Die modernen Anlagen sind leiser, das ist bewiesen. Die geplanten Anlagen sind getriebelos, das trägt zum Senken des Geräuschpegels bei, und gehören zu den sehr leisen Anlagen." Herbert Kluth, Investor von der WKT: "Die beiden geplanten Windanlagen produzieren neun Millionen Kilowatt. So viel Energie wie eine 27 Hektar große Solaranlage oder 2700 Hektar Raps." Roland Wernig, Planungsgemeinschaft Trier: "Rechtlich sind die geplanten Windräder kein Problem. Sie stehen weit genug weg. Wenn der öffentliche Belang berührt wird, endet die Zulässigkeit. Das ist eine sehr hohe Schwelle."Der Hungerberg war 1991 in unserer Region Vorreiter bei der Windkraft und wird es jetzt wieder sein, wenn das "Repowering" ansteht - alte Anlagen werden durch höhere, ertragreichere ersetzt, was ja auch politisch gewollt ist. Wie das Beispiel Trierweiler zeigt, wird damit der Streit zwischen Gegnern und Befürwortern neu entfacht. Vor fast 20 Jahren stand noch die Ideologie im Vordergrund, heute ist die Windkraft gesellschaftlich anerkannt. Das Problem ist jedoch, dass Windräder der neuesten Generation 150 bis 200 Meter hoch sein müssen, wenn sie für Investoren rentabel sein sollen. Risiken und Nebenwirkungen müssen mehr denn je die Anwohner tragen. Sie haben allem Anschein nach beim Gesetzgeber keine so große Lobby wie die Windkraft. a.follmann@volksfreund.destimmen zum thema Konflikte programmiertOrtsbürgermeister Matthias Daleiden: "Repowering ist gut, aber nicht hier. Der Bürger-Schutz steht im Vordergrund. Auch wenn nur einer leidet, setze ich mich für ihn ein. Zudem wohnen hier viele, weil es schön ist. Die Immobilienpreise könnten sinken." Professor Hartmut Zoppke, Fachbereich Maschinenbau an der FH Trier: "Die modernen Anlagen sind leiser, das ist bewiesen. Die geplanten Anlagen sind getriebelos, das trägt zum Senken des Geräuschpegels bei, und gehören zu den sehr leisen Anlagen." Herbert Kluth, Investor von der WKT: "Die beiden geplanten Windanlagen produzieren neun Millionen Kilowatt. So viel Energie wie eine 27 Hektar große Solaranlage oder 2700 Hektar Raps." Roland Wernig, Planungsgemeinschaft Trier: "Rechtlich sind die geplanten Windräder kein Problem. Sie stehen weit genug weg. Wenn der öffentliche Belang berührt wird, endet die Zulässigkeit. Das ist eine sehr hohe Schwelle."Der Hungerberg war 1991 in unserer Region Vorreiter bei der Windkraft und wird es jetzt wieder sein, wenn das "Repowering" ansteht - alte Anlagen werden durch höhere, ertragreichere ersetzt, was ja auch politisch gewollt ist. Wie das Beispiel Trierweiler zeigt, wird damit der Streit zwischen Gegnern und Befürwortern neu entfacht. Vor fast 20 Jahren stand noch die Ideologie im Vordergrund, heute ist die Windkraft gesellschaftlich anerkannt. Das Problem ist jedoch, dass Windräder der neuesten Generation 150 bis 200 Meter hoch sein müssen, wenn sie für Investoren rentabel sein sollen. Risiken und Nebenwirkungen müssen mehr denn je die Anwohner tragen. Sie haben allem Anschein nach beim Gesetzgeber keine so große Lobby wie die Windkraft. a.follmann@volksfreund.deHintergrund Repowering: Hinter "Repowering" steckt das Vorhaben, circa 20 Jahre alte Windräder gegen neue auszutauschen. Dafür gibt es finanzielle Anreize über das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Repowering bietet die Möglichkeit, mit weniger neuen Anlagen mehr Energie als mit alten Anlagen in Strom zu wandeln. Doppelter Ertrag bei halber Anlagenzahl ist die Faustregel. Weitere Vorteile: Sie sind leiser und können sich bei Windknappheit selber verlangsamen. (mek)

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