Pilotprojekt in der Steillage: Geld aus Naturschutz-Topf des Landes für Flurbereinigung in Thörnich

Thörnich/Trier/Mainz · Trockenmauern der bekannten Steillage Thörnicher Ritsch und anderer Weinberge im Land dürfen aus Fördertöpfen des Naturschutzes erneuert und saniert werden. Diese Botschaft verkündete Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese gestern bei einem Besuch in Thörnich.

 Vorzeige-Steillage an der Mosel: die Thörnicher Ritsch. TV-Foto: Albert Follmann

Vorzeige-Steillage an der Mosel: die Thörnicher Ritsch. TV-Foto: Albert Follmann

Foto: (h_tl )

Thörnich/Trier/Mainz. Das Problem gibt es nicht nur in der Steillage Thörnicher Ritsch, aber hier ist es besonders markant. Die Rede ist von Weinbergsmauern, die verfallen und instabil werden. Ein Neuaufbau oder eine Sanierung sind teuer, und im dafür vorgesehenen "Mauerprogramm" des Landes ist für ganz Rheinland-Pfalz ein bescheidener Betrag von gerade einmal 100 000 Euro vorgesehen. "Aus Flurbereinigungsmitteln ist eine Mauersanierung nicht zu finanzieren," sagt Manfred Heinzen vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Trier.Seit Jahren Druck gemacht


Das weiß auch Walter Clüsserath, Ortsbürgermeister von Pölich und Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands Trier-Saarburg. Seit drei Jahren macht er Druck im Mainzer Umweltministerium, bringt das Thema in Vollversammlungen der Landwirtschaftskammer vor und wirbt bei Landtagsabgeordneten dafür, dass auch Landespflegemittel für den Erhalt von Trockenmauern eingesetzt werden. Seine Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt. Umweltstaatssekretär Thomas Griese traf sich gestern in Thörnich mit Vertretern der Kammer, des DLR, mit Parlamentariern und Landrat Günther Schartz. Im Gepäck hatte er eine Botschaft, die alle gerne hörten: Bau und Erhalt von Trockenmauern seien eine Naturschutzaufwertung, sagte Griese, und deshalb sei der Einsatz von "Ersatzgeldern" gerechtfertigt. Ersatzgelder müssen für Eingriffe in Natur und Landschaft gezahlt werden, wenn es sonst keine Ausgleichsmöglichkeiten gibt. Beispiel Windkraft: Betreiber müssen für jedes Windrad je nach Höhe zwischen 150 000 Euro und 200 000 Euro zahlen. Aus diesem millionenschweren Topf finanziert das Land Maßnahmen, die die Natur aufwerten.
Trockenmauern in Weinbergen sind ein wichtiges Refugium für Echsen und andere Kleinlebewesen. Deren Finanzierung aus Landespflege-Mitteln passe auch in das neue Landesnaturschutzgesetz, machte der Staatssekretär deutlich. Das Gesetz soll am heutigen Mittwoch im Mainzer Landtag verabschiedet werden. Laut Griese haben "produktintegrierte Maßnahmen" Vorrang, und Trockenmauern gehörten zur Weinproduktion. Auch die Entsiegelung von Flächen soll künftig vorrangig gefördert werden. Der Rioler CDU-Landtagsabgeordnete Arnold Schmitt kritisierte, die Landesregierung misstraue den Landwirten und beschneide durch Ausgleichsflächen deren Aktionsraum. Für Landrat Günther Schartz (CDU) ist der administrative Aufwand für Anträge und Verfahren unverhältnismäßig groß, Kammer-Vizepräsident Michael Horper fordert "weniger Dogmatismus und mehr Pragmatismus" von Mainz. Eine bessere Kommunikation unter den Beteiligten sei hilfreich, sagte Horper. Das habe der Thörnicher Termin eindrucksvoll gezeigt.Meinung

Auf dem goldenen Tablett
Zieht man einmal die üblichen politischen Sticheleien ab, die gerade im Vorfeld einer Wahl opportun sind, verlief das "Weinbergsmauern-Krisentreffen" in Thörnich sehr harmonisch. Der Winzerverband bekam die Zusage, dass die Sanierung von Trockenmauern künftig aus Naturschutzmitteln gefördert werde, sogar auf dem Tablett serviert. Denn für das Umweltministerium war es im Bezug auf das neue Landesnaturschutzgesetz eine Steilvorlage. Die Botschaft lautet: Wir benachteiligen die Bauern und Winzer nicht, auch wenn die Opposition das immer sagt. Geld soll vorrangig in produktionsorientierte Projekte gehen. Gut so, dann gehören Ausgleichsflächen, die herrenlos verwildern, hoffentlich der Vergangenheit an. a.follmann@volksfreund.deExtra

Seit fünf Jahren läuft das Flurbereinigungsverfahren in der Lage Thörnicher Ritsch. 43 Hektar Fläche in der Steillage wird neu aufgeteilt - Besitzer kleiner Parzellen haben ihr Land verkauft, meist an Vollerwerbswinzer. Nach Mitteilung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Trier soll noch im Herbst die Einweisung der neuen Grundstücke an die Besitzer erfolgen. Bisher wurde ein Hauptwirtschaftsweg verbreitert, Wendestellen wurden vergrößert und einige Flächen planiert, damit sie neu bepflanzt werden können. Die Parzellen werden für den Betrieb von Monoragbahnen erschlossen, das ist eine Einschienen-Zahnradbahn, die in der Steillage die Arbeit des Winzers erleichtert. alf

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