Plötzliches Ende des Meilerprojekts

Überraschend haben die Köhlerfreunde im Jugendring Kasel ihr geplantes Köhlerfest mit Holzkohlenmeiler abgesagt (TV von Mittwoch). Die Entscheidung fiel zu einem Zeitpunkt, als die Frage des Meiler-Standorts geregelt schien, eine Vereinbarung mit dem Ordnungsamt der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer getroffen en war und die Anrainer ihre Bedenken zurückgestellt hatten.

 So war es 2003: Köhlermeister Franz Kopf (oben) und ein Helfer kontrollieren den Meiler in Kasel. TV-Foto: Friedhelm Knopp

So war es 2003: Köhlermeister Franz Kopf (oben) und ein Helfer kontrollieren den Meiler in Kasel. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Kasel. Mit einer schriftlichen Erklärung begründeten die Köhlerfreunde die Absage am Mittwoch wie folgt:"Nach Abwägung der Sachlage sind wir zu dem Schluss gekommen, in diesem Jahr kein Köhlerfest zu veranstalten und sämtliche Planungen einzustellen." Nur geringe Toleranzgrenzen

Einer der Gründe sei die "zum Teil falsche, unqualifizierte Berichterstattung im TV". Ein Szenario wie im Jahr 2003 sei zwar unwahrscheinlich, jedoch müsse am ersten und zweiten Tag mit einer gewissen Rauch- und Geruchsbelästigung gerechnet werden.Da die Sensibilität bei einigen Mitbürgern sehr hoch und die Toleranzgrenze sehr gering sei, können und wolle man das Risiko eines vorzeitigen Abbruchs nicht eingehen. Auch die Verlegung auf den vorgeschlagenen Ausweichplatz helfe nicht weiter, sie verlagere nur das Geschehen.Wörtlich: "Wir versuchen uns vorzustellen, was morgens am 8. August im Ruwertal los ist, wenn Beschwerden an Bürgermeister Bernhard Busch herangetragen werden und er als allein Verantwortlicher dann eine Entscheidung treffen muss." Jeder werde verstehen, dass die Köhlerfreunde nicht mit ansehen wollen, wie viel Planungsarbeit, logistische Vorbereitungen, finanzielle Vorleistungen und auch Herzblut im wahrsten Sinne des Wortes ertränkt werden.Die Art und Weise der Auseinandersetzung sei bedenklich und enttäuschend. Vielleicht hätten die Erklärungen von Experten der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, wonach ein Holzkohlemeiler eine nicht genehmigungsbedürftige Anlage sei und die Unbedenklichkeits-Erklärung des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht im Vorfeld bei Einigen für mehr Sachlichkeit und Verständnis gesorgt. Nach Angaben des Landesamtes stellten nämlich austretender Rauch und Dämpfe für Anwohner und Besucher kein höheres gesundheitliches Risiko dar. "2003 haben wir dieses Fest mit großem Erfolg veranstaltet. Durch das negative Umfeld sehen wir für dieses Jahr jedoch keine Chance", heißt es weiter. Die Köhlerfreunde wollten ihre Helfer nicht in Diskussionen und Auseinandersetzungen verwickelt sehen."Gemeinde bewies Konfliktfähigkeit"

Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Ewald bedauert die Absage. "Ich finde es schade, zumal wir nun einen Konsens hatten. Wir von der Gemeinde haben jedenfalls versucht, allen Seiten gerecht zu werden", sagt Ewald. Er ist sich sicher, dass dieses Fest wieder eine Bereicherung für das gesamte Ruwertal geworden wäre. "Ich hoffe, dass die Absage nur für 2008 gilt, und man das Fest im kommenden Jahr auf der nun ausgehandelten Basis wird nachholen können", sagt der Ortsbürgermeister. Außerdem zieht Ewald aus der wochenlangen Debatte in Kasel und dem erzielten Konsens eine positive Erkenntnis: "Wir haben dabei gelernt, dass die Bewohner dieser Gemeinde konfliktfähig sind. In vielen anderen Orten hätte es richtig gerauscht." Meinung Eine Basis für die Zukunft Die Absage der Köhlerfreunde ist bedauerlich - zumal sich die streitenden Parteien letztlich auf eine gemeinsame Basis geeinigt hatten. Auch wenn der TV als (Mit-)Überbringer der schlechten Nachricht - sprich des Anlieger-Protestes - seine Dresche abbekam, ist das Bedauern über die plötzliche Entscheidung der Köhlerfreunde ehrlich. Schade, dass aller Streit, alle Debatten, aber auch alle sachlichen Gespräche der vergangenen Wochen letztendlich für die Katz waren und sich viele vergebens auf eine Neuauflage des Festes gefreut hatten.Als Pluspunkt bleibt jedoch der gemeinsame Konsens, der trotz heftiger und oft emotionaler Auseinandersetzungen erzielt wurde. Er könnte die Basis für einen erneuten Vorstoß in Richtung Köhlerfest bilden. Und das sollte schon im kommenden Jahr auf dem Plan stehen. f.knopp@volksfreund.de

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