Planung ins Blaue

Bei der Brücke läuft's, beim Radweg ist der Wurm drin: Der Kreisausschuss befasste sich intensiv mit zwei Bauprojekten bei Wiltingen. Über die Radweg-Anbindung will der Landrat mit der Gemeinde sprechen.

Trier/Wiltingen. Auf Antrag der CDU befasste sich der Kreisausschuss mit dem Dauerbrenner-Thema Ausbau eines Radweges von Kanzem nach Wiltingen. Seit Jahren wird über mehrere Varianten diskutiert: ein Radweg entlang der K 147 von Kanzem Richtung Wiltingen, ein Panoramaweg auf dem Höhenzug oberhalb der K 147, die Einrichtung einer Fähre ("Nachen") über die Saar und die Fluss-Überquerung mittels Hängebrücke. Der Panoramaweg wäre aus Naturschutz- und finanzieller Sicht (300 000 bis 350 000 Euro und "grundsätzlich förderfähig") der gangbarste Weg, wird aber von Wiltingen nur in Verbindung mit einer Saar-Überquerung für Radfahrer gewünscht. Die Gemeinde befürchtet, bei einem Radweg-Ausbau auf der anderen Flussseite von den Radtouristen abgeschnitten zu werden.Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hält eine Brückenlösung aus Naturschutzgründen (FFH-Gebiet) für problematisch, dagegen den zeitweisen Einsatz eines Nachens auf dem Saar-Altarm für realisierbar. Der Fährführer müsste allerdings eine Fachkraft mit entsprechendem Führerschein sein, was hohe Kosten verursacht. Vom Wasser- und Schifffahrtsamt Saarbrücken wird noch eine Stellungnahme erwartet, inwieweit ein führerloser, selbst fahrender Nachen in Frage kommen könnte. Die Planungen für den Neubau der Wiltinger Brücke (siehe dazu das "Extra") beinhalten auch eine Radfahr-Spur.Landrat zeigt Gesprächsbereitschaft

Obwohl FWG-Fraktions-Chef Hugo Kohl auf eine grundsätzliche Entscheidung in der Radweg-Frage drängte ("Die Leute lachen ja schon, sie wollen endlich Ruhe und Frieden"), entschloss sich die Kreistagsmehrheit (bei vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen) für eine Vertagung. Landrat Günther Schartz bot an, zum wiederholten Mal mit der Gemeinde dieses Thema erörtern zu wollen. Fast schon resignierend fügte er hinzu: "Ich weiß nicht, was wir in dieser Sache noch alles prüfen sollen." In der vorhergehenden Debatte wurden die unterschiedlichen Standpunkte im Ausschuss deutlich, auch innerhalb der Fraktionen herrschte kein eindeutiges Meinungsbild. Während CDU-Fraktionschef Rudolf Müller den Panoramaweg als gutes Teilergebnis lobte, sagte Bernd Henter (ebenfalls CDU), dies sei keine Lösung, die die Wiltinger zufrieden stelle; der Weg führe an der "falschen Seite" am Ort vorbei. Für SPD-Chef Alfons Maximini ist der Panoramaweg "höchst unbefriedigend", diese Lösung hätte man schon vor fünf Jahren haben können; sein Kollege Wolfgang Schäfer meinte, es gebe dazu keine Alternative. Wer mit dem Rad nach Wiltingen fahren wolle, komme auch ohne direkte Radweg-Anbindung hin. Extra Saarbrücke Wiltingen: Der rund drei Millionen Euro teure Neubau könne voraussichtlich im Herbst 2009 beginnen, vorausgesetzt, das Projekt werde nicht durch Klagen verzögert. Das sagte Landrat Günther Schartz in der jüngsten Kreisausschusssitzung. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) gehe davon aus, dass das Planfeststellungsverfahren Mitte 2008 eingeleitet werden könne. Zum Ablauf: Die neue Brücke soll zunächst auf Hilfspfeilern (stromaufwärts) neben der alten Brücke gebaut werden. Zeitgleich wird die alte Brücke zurückgebaut. Drei verbleibende Bögen und Pfeiler werden voraussichtlich in einer Niedrigwasser-Periode (September) gesprengt. Dann soll die neue Brücke auf den Standort der abgerissenen alten Brücke quer eingeschoben werden. Die Wiltinger Straßenseite soll so gestaltet werden, dass der Verkehrsführung über die Brücke Richtung Kanzem Vorrang eingeräumt wird. Mit einer Vollsperrung von drei bis vier Monaten muss gerechnet werden. Landwirtschaftliche Fahrzeuge sollen dann über das Schodener Wehr fahren. (alf)

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