Rebellion einer Nonne

FÖHREN. Josefine Wittenbechers neuer Roman "Die Frauen von Stuben" ist fertig. Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der Heimat- und Verkehrsverein Meulenwald Föhren hatten zur mitreißenden Autorenlesung ins Bürger- und Vereinshaus in Föhren eingeladen.

 Fesselnd: Josefine Wittenbecher liest aus "Die Frauen von Stuben".TV-Foto: Katja Krämer

Fesselnd: Josefine Wittenbecher liest aus "Die Frauen von Stuben".TV-Foto: Katja Krämer

Es gibt Orte, deren Zauber sich kaum ein Betrachter entziehen kann. "Die Klosterruine Stuben bei Bremm am Calmont, unmittelbar am Ufer der Mosel, ist ein solcher Ort", findet Josefine Wittenbecher. Unweigerlich wecke der Anblick der alten Mauern Fragen nach "Was ist hier geschehen?" und "Wer hat hier gelebt?" auf. Recherche dauerte ein Jahr

Die in Wittlich lebende Schriftstellerin hatte ein Jahr lang die Vergangenheit des Klosters Stuben aufgerollt und ebenso lange die bewegenden Geschichten rund um Maria Theresia von Sohlern, eine aufmüpfige Nonne, die dort lebte, niedergeschrieben. "Die Mitschwestern machen Maria Theresia das Leben schwer. Sie wird als Verräterin betrachtet", liest Josefine Wittenbecher aus ihrem neuen Werk. "Ohne ein einziges gutes Wort muss sie leben." Die 30 Zuhörer hängen der Autorin an den Lippen. Wollen mehr wissen über das Mädchen, das von seiner Familie ins Kloster Stuben abgeschoben wurde und in der von Missgunst und Neid geprägten Zwangsgemeinschaft unglücklich ist und aufbegehrt, um seine Freiheit wieder zu erlangen. "Die großen hellen Augen sind das einzig Lebendige an ihr", liest Wittenbecher aus der Szene, als der Erzbischof das ungehorsame Frauenzimmer in Augenschein nimmt und seine Gedanken schweifen lässt. Über die Region hinaus bekannt

"Der Ablauf der Geschichte entspricht den Tatsachen", berichtet Josefine Wittenbecher. Und vor allem die Person der Maria Theresia, ihre Stärke, habe sie zu dem Roman inspiriert. Es seien bewegende Augenblicke gewesen, als sie etwa die alten Protokolle und Briefe des Schriftverkehrs zwischen der Nonne und dem Erzbischof in den Händen gehalten habe. In dem faszinierenden Zeitporträt wird der Verfall der Sitten in den Klöstern Stuben und Springiersbach im ausgehenden 18. Jahrhundert deutlich. Josefine Wittenbecher hat sich mit ihren Büchern, zum Teil in moselfränkischer Mundart, über die Region hinaus einen Namen gemacht. Die in Osann an der Mosel geborene Autorin hatte in den vergangenen Jahren mit ihren beiden Romanen "Tödliche Feuer" und "Feuer am Fluss" Aufsehen erregt. In den beiden Werken schilderte sie die Zeit der Hexenverfolgung und Prozesse im Trierer Raum - aufwühlende Schicksale, wie das der Maria Theresia von Sohlern.

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