Rettung für die Mundart

Unter dem Motto "Rettet unsere moselfränkische Mundart" hat ein kulturpolitischer Abend in Welschbillig stattgefunden. Der dabei erarbeitete "Welschbilliger Appell" will die Bewohner der Region dazu bringen, wieder mehr Platt zu sprechen und somit diesen wichtigen Aspekt regionaler Identität nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

 Sylvia Nels begeisterte mit ihren selbst komponierten Liedern auf Eifeler Platt. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Sylvia Nels begeisterte mit ihren selbst komponierten Liedern auf Eifeler Platt. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Welschbillig. (red) Im Rahmen der Kreiskulturtage Trier-Saarburg hat in der Kultur- und Marktscheune in Welschbillig ein kulturpolitischer Abend zum Thema "Rettet unsere moselfränkische Mundart!" stattgefunden. Die musikalische Umrahmung übernahm die Eifeler Künstlerin Sylvia Nels aus Rittersdorf. Sie begeisterte mit ihren selbst komponierten Liedern auf Eifeler Platt die rund 80 Zuhörer.

Ein Podium diskutierte zudem mit dem Publikum über die akute Gefährdung der moselfränkischen Mundarten als gesprochene Alltagssprache. Rudolf Müller, Leiter der Kreisvolkshochschule und im Ehrenamt Vorsitzender des Heimatvereins Welschbillig, betonte, dass die Weitergabe der Mundart in vielen Dörfern auf die nächste Generation akut bedroht sei. So könnten in der Welschbilliger Grundschule nur noch wenige Kinder das Platt sprechen. "Auf den meisten Schulhöfen ist das Platt bereits ausgestorben", stellte Müller ernüchtert fest.

Platt als Alltagssprache wiederentdecken



Gerade der immer enger werdende Arbeitsmarkt und der gemeinsame Wirtschaftsraum mit Luxemburg sollten auch in der Region Trier dazu motivieren, das heimische Platt wieder zu pflegen, forderte Rudolf Müller.

Dieser Meinung pflichteten auch die übrigen Podiumsteilnehmer bei, unter ihnen der luxemburgische Honorarkonsul in Trier, Franz Peter Basten, der Vorsitzende des Kreisheimatvereins, Dittmar Lauer aus Kell, und der Trierer Mundart-Autor Alf Keilen. Annegret Seemann, erste Beigeordnete der Gemeinde Welschbillig, bekannte, dass sie es nachträglich bedauere, mit ihren Kindern zuhause nicht Platt, sondern Hochdeutsch gesprochen zu haben. Viele Eltern glaubten noch irrtümlich, die Kinder seien dadurch in der Schule benachteiligt.

Alle Mitdiskutierenden aus dem Publikum schlossen sich dem von Rudolf Müller erarbeiteten "Welschbilliger Appell" zum Bewahren der heimischen Mundarten als unverzichtbarem Bestandteil der regionalen Identität an. Der Appell richtet sich an Eltern und Großeltern, mit ihren Kindern und Enkeln zuhause und im Alltag Platt zu sprechen. Zugleich werden Erzieher in Kindertagesstätten und Lehrer vor allem in den Grundschulen aufgefordert, Eltern und Kinder zum Platt-Sprechen zu ermutigen. Mit weiteren Veranstaltungen soll der "Welschbilliger Appell" möglichst nachhaltig verbreitet werden.

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