Risiko auf der Brückenstraße

Zahlreiche Bewohner des Schweicher Neubaugebiets "Im Flürchen" fordern dringend einen Überweg mit Zebrastreifen auf der Brückenstraße (L 141). Von der Stadt Schweich wird der Wunsch unterstützt. Der dafür zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier steht der Sache indessen ablehnend gegenüber.

 „Hier muss sich etwas ändern!“: Peter Schneiders Mutter schwebt nach einem Unfall auf der Brückenstraße noch immer in Lebensgefahr. Er und seine Nachbarn fordern Zebrastreifen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

„Hier muss sich etwas ändern!“: Peter Schneiders Mutter schwebt nach einem Unfall auf der Brückenstraße noch immer in Lebensgefahr. Er und seine Nachbarn fordern Zebrastreifen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Schweich. Die Forderung nach einem Zebrastreifen wurde schon vor einiger Zeit laut. Besonders die rund 120 neuen Anlieger aus dem Neubaugebiet "Im Flürchen" bestehen auf einem Überweg mit Vorrang für die Fußgänger. Neue Nahrung erhielt die Forderung durch einen schweren Verkehrsunfall am 22. Januar auf der Brückenstraße, bei dem eine 78-jährige Fußgängerin von einem Geländewagen erfasst wurde und lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitt. "Der Zustand meiner Mutter ist immer noch kritisch", erklärt Peter Schneider, Sohn des Unfallopfers. 41 Unterschriften für den Zebrastreifen

Nach dem Unfall sammelte "Flürchen"-Bewohner Friedhelm Meier in seinem Wohnumfeld 41 Unterschriften für einen Zebrastreifen auf der Brückenstraße und leitete sie an Stadtbürgermeister Vitus Blang sowie an die Stadtratsfraktionen weiter. Zuvor hatte sich der Stadtrat auf Antrag von Ratsmitglied Irmgard Blang mit dem Thema befasst. Es wurde beschlossen, die untere Brückenstraße und die dort fehlenden Überwege in ein Verkehrs-Gesamtkonzept für Schweich einzubeziehen. In dem Beischreiben der Anlieger zu der Unterschriftenliste heißt es: "Viele Bewohner des ,Flürchens' haben dort ihren Wohnsitz gewählt, weil sie dadurch die täglichen Besorgungen zu Fuß erledigen können. Ideale Wohnbedingungen, wäre da nicht die besonders im Berufsverkehr stark befahrene Brückenstraße. Die Bewohner auf der östlichen Seite sind von den westlich der Straße gelegenen Geschäften, Banken, Schulen, Kinderbetreuungs-Stätten, Ärzten und Ämtern regelrecht abgeschnitten." Dem sei noch hinzuzufügen, dass sich auf der Gegenseite das Freibad, die neue Sportanlage und ein Verkehrsübungsplatz für Kinder befänden, erklären die Anwohner Peter Schneider, Wilhelm König und Hermann Weidert.Hans-Michael Bartnick, stellvertretender LBM-Dienststellenleiter, hält den Bau eines Fußgängerüberwegs auf der Brückenstraße für überflüssig und sicherheitstechnisch sogar für kontraproduktiv. Bartnick verweist dabei auf die Richtlinie für die Anlage von Fußgängerüberwegen. Als Voraussetzung gelte danach eine durchschnittliche Spitzen-Verkehrsbelastung von 600 Fahrzeugen pro Stunde in einer Fahrtrichtung bei gleichzeitig 50 bis 150 Fußgänger-Überquerungen. Da dies auf der Brückenstraße nicht erfüllt sei, empfehle der LBM eindringlich, auf einen Fußgängerüberweg zu verzichten. Bartnick: "Fehlen die Vor aussetzungen, kann dies zu Unfällen zu Lasten der Fußgänger führen, obwohl dies formal im Recht sind. Nach unseren Erfahrungen kommt es besonders häufig an Überwegen zu Unfällen mit Passanten." Die Fußgänger fühlten sich dort nämlich im Recht und bestünden auf ihrem Vorrang, ohne auf den fließenden Verkehr Rücksicht nehmen zu müssen. Die Folge seien schwere Unfälle mit Fußgängern, insbesondere auch mit Kindern. Die Aussagen des LBM über die Verkehrsbelastung auf der Brückenstraße halten Peter Schneider und die anderen "Flürchen"-Bewohner für aus der Luft gegriffenen "starken Tobak". Unabhängig davon hat die Stadt Schweich Anfang dieser Woche das Büro Boxleitner mit einer umfassenden Verkehrsstudie beauftragt, die auch die Brückenstraße mit einbezieht. Stadtbürgermeister Blang: "Wir müssen zunächst einmal alle örtlichen Verkehrsströme analysieren." Meinung Wirklich ein höheres Risiko? Erhöht ein Fußgängerüberweg auf der Brückenstraße tatsächlich die Unfallgefahr? Und liegt die Verkehrsdichte dort auf einem so niedrigen Niveau, dass die Regeln für den Bau eines Überweges nicht erfüllt werden? Die letzte Frage könnte das von der Stadt bestellte Gutachten beantworten. Aktuelle Zahlen über das innerörtliche Verkehrsaufkommen und über die Hauptrichtungen der Verkehrsströme existieren nicht. Unabhängig davon: Der jüngste schwere Unfall geschah, als die 78-Jährige bei Dunkelheit hinüber zu den Geschäften auf der anderen Straßenseite wechseln wollte. Wäre die Frau auch auf einem Überweg mit gelb ausgeleuchteten Zebrastreifen erfasst worden? Mit Wahrscheinlichkeit nein. f.knopp@volksfreund.de

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