Risse durch Straße und Dorfleben

MERTESDORF. Die Anwohner der Straße "Auf Krein" protestieren, weil sie für die Straßensanierung vor ihren Häusern direkt herangezogen werden sollen. Der Ausbau belaste allein die dort wohnenden Anlieger im Rentenalter. Den Nutzen würden stattdessen die Bewohner des oberhalb gelegenen Neubaugebietes haben.

 "Das wird teuer für uns!": Anwohner Agnes Busemeyer (links) und Stefan Michels auf der maroden Straße "Auf Krein".TV-Foto: Friedhelm Knopp

"Das wird teuer für uns!": Anwohner Agnes Busemeyer (links) und Stefan Michels auf der maroden Straße "Auf Krein".TV-Foto: Friedhelm Knopp

Auf etwa 900 Metern Länge und bebaut mit rund 80 Häusern zieht sich die Straße "Auf Krein" parallel zur Mertesdorfer Hauptstraße den Berg hinauf. Weiter oberhalb liegt das Neubaugebiet "Kaseler Weg", wo etwa 320 Häuser entstanden sind. Die Straße "Auf Krein" bildet das kürzeste Bindeglied zwischen der Hauptstraße und der L 149 im Ruwertal und dem Neubaugebiet und wird von dessen Bewohnern entsprechend frequentiert. Schon während der Bauzeit hatte nach Angaben vieler Anlieger die enge Wohnstraße erheblich unter dem Baustellenverkehr gelitten - ihr Fahrbahnbelag ist zermürbt und aufgebrochen. Der Baustellen-Schwerlastverkehr habe auch im Untergrund seine Spuren hinterlassen - Rohrbrüche und Leitungsschäden seien keine Seltenheit. Fest steht, dass die Straße umfassend saniert werden muss. Das wissen auch die Anlieger. Sie hatten dort als junge Familien in den 50er-Jahren gebaut. Nun sind die meisten im Rentenalter. Die Häuser sind zwar längst ausfinanziert, doch die Pensionen und Renten der meisten Anwohner erlauben keine Großausgaben, ohne vielleicht zum Ersparten greifen zu müssen. Um so größer ist die Verbitterung, dass die Krein-Anlieger nun alleine für die 2005 vom Ortsgemeinderat beschlossene Straßensanierung herangezogen werden sollen.Die Renten erlauben keine großen Ausgaben

Grund: Die Mertesdorfer Satzung sieht für Straßenbaumaßnahmen die einmalige Anliegerbeteiligung vor, die nach der Grundstücksgröße aufgeschlüsselt wird. Wiederkehrende Beiträge, über die der gesamte Ort an Straßenausbauten beteiligt würde, lehnte der Ortsgemeinderat nach einigem Hin und Her ab. Anfang des Jahres hatte Ortsbürgermeister Erich Griebeler die Sache nach einer Bürgerversammlung nochmals auf die Tagesordnung gesetzt. Am 6. Februar sprach sich der Ortsgemeinderat bei nur einer Gegenstimme endgültig gegen wiederkehrende Beiträge aus. Tenor im Gremium: "Mertesdorf ist zu groß, um alle Bewohner für jedes Straßenprojekt heranzuziehen. Warum sollen Einwohner für Straßen zahlen, die sie nie benutzen." Auch in anderen größeren Orten der Verbandsgemeinde Ruwer wie Waldrach oder Osburg gebe es deshalb nur einmalige Anliegerbeiträge. Agnes Busemeyer, Stefan Michels, Reinhard Neumann und Helena Press gehören zu den Betroffenen. Sie fühlen sich vom Ortsgemeinderat, aber auch von einer Mehrheit im Dorf alleine gelassen. "Unsere Straße ist im Rat nicht vertreten. Deshalb sollen wir für eine Straße zahlen, die vorwiegend von anderen kaputt gefahren wurde", sagt Agnes Busemeyer. Und Stefan Michels ergänzt: "85 Prozent der Anwohner hier sind Rentner. Viele wissen nicht, wie sie das bezahlen sollen. Und wer will im Alter noch eine Hypothek aufnehmen? Sollen die nun ihre Häuser verkaufen?" Dass die Gemeinde 40 Prozent der Kosten übernehme, sei "zum Lachen". Die bekomme davon 80 Prozent vom Land bezuschusst und zahle so real nur fünf Prozent. Und die restlichen 60 Prozent blieben an den Anwohnern hängen. Welche Kosten genau zu erwarten sind, ist noch ungewiss. Der Preis von acht Euro pro Quadratmeter macht die Runde, kann aber von Manfred Kopp, Bauabteilung der Verbandsgemeinde, noch nicht bestätigt werden. Kopp: "Wir ermitteln noch." Ortsbürgermeister Griebeler versteht den Unmut der Betroffenen zwar, er verweist aber auf die rechtmäßige Mehrheitsentscheidung. Wenigstens sei es ihm gelungen, die Entsorgungskosten für den Altasphalt bei der ART von 40 Euro auf 10 Euro pro Tonne herunterzuhandeln. Und wie alles im Dorf sei der Ausbau ausgiebig öffentlich diskutiert worden. Dies mit deutlichem Ergebnis. "Ich habe mehr als 200 Unterschriften dagegen erhalten. Das sind doppelt so viele wie die von den Befürwortern der wiederkehrenden Beiträge." Dessen ungeachtet wollen viele der Krein-Anlieger dies nicht hinnehmen - inzwischen liegt ihr Fall beim Bürgerbeauftragten Ulrich Galle.

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