Airbase verhindert Windräder - Millionenverluste für Gemeinde

Zemmer · Aus der Traum: Die Gemeinde Zemmer (Verbandsgemeinde Trier-Land) darf wegen ihrer Nähe zum US-Flugplatz Spangdahlem keine Windräder aufstellen. Weil profitable Anlagen von über 100 Meter Höhe den Funkverkehr stören könnten, entgehen der Gemeinde Einnahmen von fast sechs Millionen Euro.

Ortsbürgermeister Edgar Schmitt hat genau ausgerechnet, welcher Betrag seiner Gemeinde Zemmer durch die Lappen geht: 5,7 Millionen Euro. So hoch wären nach heutigem Stand die in 20 Jahren zu erwartenden Einnahmen aus dem Betrieb von fünf Windrädern. Sechs Angebote von Windkraftfirmen hätten vorgelegen, sagt Schmitt, das beste habe er zu Grunde gelegt. Potenzielle Standorte für die Windmühlen im Zemmerer Wald stehen fest, doch werden sie wohl kaum im Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Trier-Land als solche eingetragen werden können.

Wie es aussieht, kann die Gemeinde Zemmer die Hoffnung auf Einnahmen aus der Windkraftnutzung begraben. "Wir werden wohl leer ausgehen", sagt der Ortsbürgermeister. Zemmer liege im 15-Kilometer-Radius um den Militärflugplatz Spangdahlem, heißt es in einem Brief von David J. Julazadeh, Kommandeur des 52. US-Jagdgeschwaders. Innerhalb dieser Zone dürften keine Windturbinen, die mehr als 515 Meter über Meereshöhe hinausragen, aufgestellt werden. Julazadeh: "Sonst ist die erhebliche Möglichkeit gegeben, dass unser Radarsystem beeinflusst würde und ebenfalls die Fähigkeit des Geschwaders beeinträchtigt wird, wenn es darum geht, sichere Luftverkehrskontrolldienste zu bieten für Flugzeuge, die auf dem Flugplatz Spangdahlem starten und landen."

Innerhalb von vier Kilometern um das Flugfeld herum sind die Auflagen noch strenger. Dort dürfen Windräder nicht höher als 410 Meter über den Meeresspiegel hinausragen.

Für den Ort Zemmer, der knapp 400 Meter hoch liegt, bedeutet dies: Die heute üblichen, leistungsstarken Anlagen von mindestens 150 Höhe sind nicht zu realisieren. Allenfalls 100 Meter hohe Windräder wären in dem 15-Kilometer-Radius denkbar, doch die sind bei weitem nicht so wirtschaftlich wie die heute üblichen 200-Meter-Giganten.

Hinzu kommt, dass die fünf potenziellen Standorte alle im Zemmerer Wald liegen, und zwar in östlicher Richtung unweit der Gemarkungen Naurath und Heidweiler. Die Waldlage könnte nicht unerhebliche Erschließungskosten, aber auch aufwendige ökologische Gutachten nach sich ziehen.

Dennoch will Ortsbürgermeister Schmitt nicht ganz aufgeben: "Wir haben eine Vorabinfo vom Flugplatz, das offizielle Verfahren kommt ja erst. Wir gehen in die Überprüfung, auch wenn ich wenig Hoffnung habe." Die knapp sechs Millionen Euro Einnahmen aus der Windkraft sollten nach Mitteilung des Ortsbürgermeisters der Bevölkerung zugute kommen, etwa für den Bau von Straßen und die Sanierung der Ortskerne.

Derzeit entscheiden die Gemeinderäte der Verbandsgemeinde Trier-Land, welche Abstände mögliche künftige Windräder von der Wohnbebauung haben sollen. Einige Gemeinden, darunter Zemmer, Trierweiler und Newel, haben sich für 1000 Meter entschieden, Ralingen für 700 Meter. "Wir wollen keinen Wildwuchs", sagt Bürgermeister Wolfgang Reiland. "Unser Ziel ist es, dass die Gemeinden dies unter Beteiligung der Bürger umsetzen. Allerdings müsse das Land noch seine Einschränkungen zum Schutz historischer Kulturlandschaften im Landesentwicklungskonzept (LEP) konkretisieren.
Meinung

Flugobjekte als Windkraft-KillerNicht nur kleine Flugobjekte wie Rotmilane und Fledermäuse können Windräder zu Fall bringen, auch Düsenflugzeuge sind dazu in der Lage. Diese Erfahrung hat man in der Verbandsgemeinde Speicher schon länger gemacht, insofern hätte die Fidei als Nachbar vorgewarnt sein müssen und sich die Standortuntersuchungen schenken können. Nun muss sich Zemmer also der bitteren Realität stellen, und die heißt: Wegen der Airbase Spangdahlem sind große Windräder tabu.

Aber Zemmer ist kein Einzelfall. Andere Orte sind benachteiligt, weil sie an Flüssen liegen, Naturschutzgebiete haben oder seltene Tiere beheimaten. Deshalb ist es wichtig, einen Solidaritätsausgleich zwischen Gemeinden zu finden, die Windkrafteinnahmen haben, und solchen, die leer ausgehen. Das wäre gerecht und friedensstiftend.

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