"Rucksack-Trinker" abgeschreckt

"Wir haben nun das präventive Konzept, um einen harmonischen Festverlauf zu gewährleisten", meinen nach dem Feller Markt 2007 das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde (VG) Schweich, die Veranstalter und die Polizei. Szenen wie im Jahr 2006 mit Aggressionsausbrüchen angetrunkener Jugendlicher waren diesmal ausgeblieben.

 Ehrenamtliche Helferinnen: Aloisia Schmitt und Ursula Schmitt von der Arbeitsgemeinschaft Feller Markt bei den Aufräumarbeiten im Zelt. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Ehrenamtliche Helferinnen: Aloisia Schmitt und Ursula Schmitt von der Arbeitsgemeinschaft Feller Markt bei den Aufräumarbeiten im Zelt. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Schweich/Fell. Eine eigens erlassene Gefahrenabwehrverordnung sorgte in diesem Jahr dafür, dass keine Spirituosen und Spirituosen-Mixgetränke mit auf den Festplatz gebracht werden durften (wir berichteten). Außerdem hatte die Arbeitsgemeinschaft „Feller Markt“ die Auflage erhalten, für das Festzelt einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren. Straff kontrolliert werden sollten zudem die Vorschriften des Jugendschutzes, und für den ersten Abend mit großer Weinprobe war die Sperrstunde auf Samstagmorgen 2 Uhr festgesetzt worden. Allgemeines Phänomen auf Volksfesten Verhindert werden sollten vor allem Auftritte jugendlicher „Rucksack-Trinker“. Dieses Phänomen, so wird betont, greife deutschlandweit immer stärker um sich und sei keineswegs auf diese Region oder gar auf Fell beschränkt.

Doch wenigstens in Fell blieb es nach den übereinstimmenden Angaben der Veranstalter, der Schausteller und der Ordnungsbehörden in diesem Jahr ruhig. Dies wird wiederum als Erfolg der neuen Präventionsmaßnahmen gewertet. Ortsbürgermeister Helmut Schneiders spricht von einer „harmonischen und ruhigen Veranstaltung wie seit Jahren nicht mehr“, obwohl mehr Besucher als im Vorjahr gekommen seien. „Viele im Ort haben sich zunächst beklagt, weil der Feller Markt als Beispiel herhalten musste. Aber rückblickend sind nun alle froh“, sagt Klara Krämer-Breiling, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft.

Eine ähnliche Positivbilanz ziehen Guido Eberhard, Ordnungsamt der VG Schweich und Harald Licht, stellvertretender Chef der Polizei Schweich. Licht: „Keine ,Rucksack-Trinker’ auf dem Platz, keine Scherben und nur ein Körperverletzungsdelikt, bei dem man schnell reagiert habe. Die Festbesucher reagierten zudem sehr positiv auf die zahlreichen Ordnungskräfte.“ Bei Standbetreibern und Schaustellern habe es auch keinen Unmut über die frühe Sperrstunde am Samstagmorgen gegeben. „Im Gegenteil“, sagt Licht. „Im vorigen Jahr hatten viele aus Furcht vor den alkoholisierten Jugendlichen schon vorzeitig geschlossen.“ Aus Sicht der Polizei sei das Konzept aufgegangen. „Seit Jahren die niveauvollste Weinprobe“ Guido Eberhard von der VG Scheich spricht von einem „vollen Erfolg“. Auch die in den letzten Jahren problematische Weinprobe im voll besetzten Zelt sei dieses Mal sehr niveauvoll mit einem aufmerksamen Publikum abgelaufen.

Die Erfahrungen aus Fell sollen nun am Schweicher „runden Tisch“, an dem Ordnungsamt, Polizei, Jugendamt und Schulleiter zusammensitzen, aufbereitet werden. Im Konsens mit den Veranstaltern sind künftig auch bei anderen Festen in der VG Schweich Präventionsmaßnahen gegen junge Störer und „Rucksack-Trinker“ geplant. Insbesondere wird dies der Fall sein beim Fest der Römischen Weinstraße in Schweich, beim Klüsserather Viezfest und bei der Föhrener Kirmes.

Meinung

Eine wertvolle Erfahrung

"Operation gelungen - Patient lebt." So lässt sich der Versuch beschreiben, mit Hilfe eines Bündels von unbequemen und teuren Maßnahmen das Niveau einer Traditionsveranstaltung zu halten. Dass der "Markt" bei der Bekämpfung des jugendlichen "Rucksack-Trinkertums" quasi als Exempel herhalten musste, stieß in Fell zunächst nicht auf ungeteilte Freude. Doch die Bilanz fällt für alle positiv aus: So einen ruhigen und angenehmen Feller Markt gab es schon seit Jahren nicht. Die Verantwortlichen wollen nun aus den Erfahrungen schöpfen und sie auf andere Veranstaltungen in der Verbandsgemeinde Schweich anpassen. Im Ergebnis könnten die Feste rund ums Tor zur Römischen Weinstraße bald zu den harmonischsten und beliebtesten der Region zählen. f.knopp@volksfreund.de

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