Um 20 Uhr soll es losgehen, so hat es zumindest auf den Plakaten und Werbeträgern gestanden, die den Osterrock in Waldrach ankündigten. Doch um diese Uhrzeit herrscht noch gähnende Leere in der Aula der Regionalschule. "Das ist normal bei den jungen Leuten", erklärt der Vorsitzende der Winzerkapelle Waldrach, Arno Bauer. "Die kommen erst kurz vor 22 Uhr." Während der Sicherheitsdienst die Handtaschen der ersten Gäste durchsucht, kommt die Musik noch aus der Konserve. In einem Nebenraum nehmen die fünf Musiker von "Jomtones" und Sängerin Natascha Grin noch einen Bissen und eine Erfrischung zu sich. Die Sängerin ist das Besondere der Formation und kommt aus Russland. Sie begeistert immer wieder aufs Neue mit ihrer einzigartigen Stimme und ihrem russischen Temperament. "Aus Kasan an der Wolga stamme ich", erzählt sie. Ihre musikalische Ausbildung begann sie mit sechs Jahren an einer russischen Eliteschule für Musik. Im Jahre 1991 kam sie nach großen Erfolgen in Moskau nach Deutschland und erarbeitete sich inzwischen einen hervorragenden Ruf als professionelle Live- und Studio-Sängerin.Viel Leben vor und auf der Bühne

22 Uhr: Die Aula ist gefüllt. Wie die Heringe in einer Konservenbüchse stehen die Gäste dicht an dicht. Ein Durchkommen ist fast unmöglich. Die Band lässt die ersten Klänge ertönen. Sofort sind die Gäste dabei, wippen mit den Hüften, schnipsen mit den Fingern und singen lauthals mit. Doch eine Chance gegen die riesigen Boxen haben sie nicht. Die "Jomtones"-Truppe entführt sie in einer Bühnenshow zu einem besonderen Erlebnis für Augen und Ohren. Front-Mann Kai Wert, Schlagzeuger Sascha Kaudy, Bassist Harri Bo, Keyboarder Bernhard Wittmann und Gitarrist Michael Brettner reißen die begeisterten Menschen mit und sind mit ihrer Sängerin die Garanten für ein musikalisches Feuerwerk und eine mitreißende Bühnenshow. Vier Stunden später: Nur eine halbe Stunde hat die Band zwischenzeitlich pausiert. Die letzten Klänge verhallen. Zufriedene Gäste verlassen die Halle. Für die erfolgreichen Aktiven der Winzerkapelle bleibt das Aufräumen und Säubern der Halle. "Das war‘s mal wieder", heißt es in ihren Reihen und "bis zum nächsten Jahr." Und wieder einmal ist es der Winzerkapelle gelungen, den Startschuss zum Tanzen und Vergnügen nach der Fastenzeit zu geben. Der Verein weiß, was es heißt, ungezählt viele junge Leute zu unterhalten. Denn bereits seit über 20 Jahren lädt die Gruppe zum Osterrock ein. Vorsitzender Bauer: "Mit der schon zur Tradition gewordenen Veranstaltung begannen wir, als die Band ‚The Reminders‘ noch die Massen begeisterte." Der Verein hat in den vergangenen mehr als zwei Jahrzehnten ununterbrochen am Ostersonntag zum Konzert mit wechselnden Bands eingeladen: "Immer hatten wir hervorragende Gruppen", sagt Bauer. Mit "Jomtones" ist den Musikern wieder ein besonders guter Griff gelungen.