Schüsse ins Kaseler Netz

Von Emotionen geprägt war die letzte Sitzung 2007 des Verbandsgemeinderates Ruwer. Die Frage, ob ein geplanter Kunstrasen-Fußballplatz in Thomm oder Kasel gebaut werden soll, bewegte die Gemüter sehr. Fast in den Hintergrund gedrängt wurde davon der Haushalt 2007, der eigentlich der Hauptpunkt auf der Tagesordnung hätte sein sollen.

 Das Spielergebnis am Ende der Begegnung war knapp, aber eindeutig. Thomm erhielt die Priorität für einen Kunstrasenplatz. TV-Foto: Archiv/Helmut Gassen, Grafik: Birgit Keiser

Das Spielergebnis am Ende der Begegnung war knapp, aber eindeutig. Thomm erhielt die Priorität für einen Kunstrasenplatz. TV-Foto: Archiv/Helmut Gassen, Grafik: Birgit Keiser

Waldrach. Mit 16 Ja- bei zwölf Gegenstimmen fiel am Ende der langen Debatte die Entscheidung zugunsten von Thomm, das nun in Sachen "Kunstrasenplatz" auf Rang eins in der Prioritätenliste des Kreises Trier-Saarburg rückt. Sowohl der Platz in Kasel als auch der in Thomm gelten als sanierungsbedürftig. Gleichzeitig rückte die Verbandsgemeinde (VG) Ruwer auf der Prioritätenliste des Kreises für einen Kunstrasenplatz weit nach vorne. In Aussicht stehen Zuwendungen des Kreises und des Landes von insgesamt 50 bis 60 Prozent. Da aber die Ortsgemeinden und die Vereine nach Auffassung der Kreisverwaltung den Rest nicht allein "stemmen" können, ist die VG Ruwer zu einem einmaligen Zuschuss von 100 000 Euro bereit.Ausschuss votierte für Thomm

Vor der Sitzung des VG-Rates hatte sich schon der Jugend-, Sport und Sozialausschuss mit der Frage "Thomm oder Kasel" beschäftigt und schließlich Thomm den Vorzug eingeräumt. Für Thomm sprachen schon die Kosten: Die Umwandlung des Sportplatzes Kasel in einen Kunstrasenplatz war von den Planern mit rund 818 000 Euro (750 000 Euro mit Eigenleistungen) veranschlagt worden - die Umwandlung der Thommer Anlage aber nur mit 690 000 Euro (600 000 Euro mit Eigenleistungen). Hinzu kommt die Lage von Thomm im vorderen Hochwald, wodurch es für Fußballer aus Herl, Farschweiler und Lorscheid die "erste Adresse" wäre. Nach dem derzeitigen Stand würde der Platz in Thomm von elf bis zwölf Jugendmannschaften mit jährlich rund 1200 Stunden genutzt. In Kasel würden von zehn Jugendmannschaften jährlich etwa 1100 Stunden geleistet. Die für die Landesförderung erforderliche Auslastung von jährlich 1800 Stunden wurde von beiden Gemeinden nachgewiesen. Der Vorschlag des Ausschusses führte zur Aufspaltung in zwei parteiunabhängige "regionale Lager": hier Kasel und das vordere Ruwertal - dort Thomm und der vordere Hochwald. Die Diskussion in der VG Ruwer war heftig und emotional. Ungewöhnlich viele und zum Teil junge Zuhörer kamen wegen der Sportplatzdebatte auch in die Sitzung des VG-Rates. "Hier scheinen auch persönliche und örtliche Gesichtspunkte mit im Spiel zu sein", sagte Bürgermeister Bernhard Busch nach Aufruf des Tagesordnungspunktes. Dann verteidigten die Ortsbürgermeister Otmar Brittner (Thomm) und Karl-Heinrich Ewald (Kasel) nach Kräften ihre Standpunkte. Dabei mussten nur alle erdenklichen Argumente herhalten - von der Jugendarbeit bis hin zur Wintertauglichkeit des Kunstrasenplatzes, die ihn für die Thommer Höhenlage besonders prädestiniere. Die folgende ausgiebige Debatte, bei der sich die Argumente schließlich im Kreise drehten, wurde zu vorgerückter Stunde von Bürgermeister Busch gestoppt. Die Abstimmung mit dem bekannten Ergebnis erfolgte offen. Enttäuscht verließen die Kaseler "Fans" den Saal. Ein weiter Bericht über die Haushaltsdebatte folgt. Meinung Harter Einsatz ohne Foul In der Sportplatz-Diskussion beschränkte sich der Blick der politischen Akteure eng auf das örtliche Umfeld. Es gab keine Parteien oder ein gemeinsames "Wir in der Verbandsgemeinde". Kunstrasen auf der Höhe oder im Tal? Dies war die Frage. Ein hartes Match, das aber fair ausgefochten wurde. Gelbe Karten wegen regionaler Engstirnigkeit austeilen zu wollen, wäre verfehlt. Wie sagte Ratsmitglied Heinfried Carduck, Ortsbürgermeister von Waldrach: "Ich muss in diesem besonderen Fall als Kirchturmpolitiker entscheiden, da ich die Interessen meiner Wähler vertrete." f.knopp@volksfreund.de

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