Schaltzentrale "Oberweis"

Ein Loch in der Erde und ein wenig Fassade - das ist nach dem Abriss vom Wirtshaus "Oberweis" geblieben. Gasthaus und Kegelbahn waren Jahrzehnte lang ein beliebter Treffpunkt im Dorf. Der Langsurer Georg Schmeltzle erinnert sich.

Langsur. (red) Hans und Michel Oberweis heißen sie mit bürgerlichem Namen, jeder nannte sie aber nur "Champier" und "Mich". Einer stand immer vorne in der Kneipe, der andere hinten in der Kegelbahn - die Langsurer Originale sorgten dafür, dass es genug zu trinken, zu essen und Gesprächsstoff gab.Ein paar Groschen fürs Kegelaufstellen

Seit Monaten wurde Stück für Stück der ehemaligen Dorfwirtschaft abgerissen. Jetzt wird die Baugrube für einen Neubau mit mehreren Wohnungen ausgehoben. Investoren versprechen sich viel von der Grenz- und Autobahnnähe der Sauertalgemeinde. Für Luxemburger und Grenzgänger ist die Nachbarregion des Großherzogtums interessant. Früher war im Gasthaus "Oberweis" richtig viel los. Es war unter anderem Vereinsgaststätte für den Musikverein, den Fischerclub und den ehemaligen Männerchor. Auf der Kegelbahn haben sich sonntags die Jungen ihr Taschengeld als Kegelaufsteller verdient, bis modernisiert und eine automatische Kegelbahn eingerichtet wurde. Vorbei die Zeit, als die Kegelaufsteller beim Frühschoppenkegeln in die sichere Nische springen mussten, wenn allzu forsche Kegler allzu kraftvoll "Alle Neune" spielen wollten oder einige Biere zu viel getrunken hatten. Wenn im Winter Musikprobe war, waren oft für die Musiker dicke Wintersachen angesagt, denn meistens kam der Wirt erst fünf Minuten vor acht und füllte den Ölofen auf, der den Saal für den Musikverein wärmen sollte. Am Ende der Probe war es denn auch warm, und es roch nach Heizöl. Dafür war es im Sommer im Saal, der unzählige Feste und Veranstaltungen gesehen hat, drückend heiß. Viele Geschichten und Anekdoten könnte man vom "Oberweis" erzählen, ein ganzes Buch schreiben. Langsurer Originale gingen hier ein und aus. Ausgangs- und Endpunkt eines jeden Vereinsausfluges war hier. Der Musikverein spielte bei der Rückkehr von einem Auftritt vom Ortseingang bis zum "Oberweis", wo das letzte Bier oder der letzte Wein getrunken wurde. Mit einem Hupkonzert kam der Fischerverein mit den gewonnenen Trophäen vom Preisfischen nach Hause, und am Stammtisch wurden die geangelten Fische im Laufe des Abends größer und größer. Die großen Fische im "Oberweis" sind ebenso Geschichte wie "Champier" und "Mich".

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