Schiff rammt Schweicher Brücke

Schweich · Ein leeres Tankschiff hat am Donnerstagmorgen die Schweicher Brücke gerammt. Zunächst wurde die L-141-Moselüberführung für einige Stunden gesperrt. Am Nachmittag begrenzte die Straßenverwaltung die Höchstlast für die Brücke vorsichtshalber auf 16 Tonnen. Am Tanker entstand schwerer Sachschaden. Seine Besatzung kam mit dem Schrecken davon.

Schweich. Die "Lage falsch gepeilt" hatte offenbar der Rudergänger des moselabwärts fahrenden Schweizer Tankschiffs "Piz Terri", als er am Donnerstag gegen 5.30 Uhr die Schweicher Brücke unterqueren wollte: Der hoch aus dem Wasser ragende leere Tanker krachte mit der Backbordseite (links) in die Krümmung des linken Brückenbogens, wobei die Betonkante der Brücke schwere Spuren an dem 110 Meter langen und 13,50 Meter breiten Schiff hinterließ. Reling, Seitenwände, Tankabdeckungen und Teile der tonnenschweren Tankarmaturen wurden in Sekunden zu Schrott verwandelt. Später wurden im oberen Teil des Tankraums auch aufgeplatzte Schweißnähte entdeckt.
An der 61 Jahre alten Brücke hinterließ der Schiffsstahl deutliche Kratzspuren. Da in der Dunkelheit keine genauere Untersuchung möglich war, ließ der Landesbetrieb Mobilität (LBM) die Brücke zunächst sperren. Die Polizei Schweich leitete den Verkehr über die Longuicher Brücke um, was nach Aussagen einer Polizeisprecherin keine Verkehrsprobleme verursachte. Um 8.30 Uhr wurde die Brücke wieder freigegeben. Gegen Mittag trafen LMB-Brückenbauexperten am Unfallort ein. Nach einer Besichtigung erließen sie die Anweisung, die Belastungsgrenze des Bauwerks sofort auf 16 Tonnen zu beschränken.
Bauwerk insgesamt marode


Dazu der stellvertretende Trierer LBM-Chef Hans-Michael Bartnick auf TV-Anfrage: "Die Lastbegrenzung ist eine Vorsorgemaßnahme und gilt zumindest bis auf weiteres. Die Einschränkung betrifft nicht den Linienbusverkehr." Ziel sei es, insbesondere schwere LKW der oberen und höchsten Gewichtsklassen von der Brücke fernzuhalten.
Wie es mit der Schweicher Brücke nach dem jüngsten Unfall genau weitergeht, war gestern nicht zu erfahren. Die Frage, ob die 1950 errichtete Stahlbetonkonstruktion noch dauerhaft reparabel sei, konnte Bartnick nicht beantworten. Der Experte sprach von einem "maroden Zustand des Gesamtbauwerks", das nun zusätzlich geschädigt worden sei. Bartnick: "Zunächst sind Anfang kommenden Jahres außerplanmäßige Besichtigungen durch den LBM-Brückenprüftrupp geplant. Erst nach diesen Untersuchungen wird sich entscheiden, was weiter zu tun ist."
Schwer beschädigt, aber reparabel, ist das Schiff. Wie Dietmar Esch, Leiter der Wasserschutzpolizei (Wapo) Trier, mitteilt, kam die "Piz Terri" vom Hafen Trier, wo sie am Mittwoch 2000 Tonnen Heizöl gelöscht hatte. Nach der Kollision durfte der Tanker nur noch bis zur Schleuse Detzem fahren, wo er zunächst von den Feuerwehren aus Schweich und Bekond in Empfang genommen wurde. Die Einsatzkräfte nahmen Schadstoffmessungen vor, fingen aus den Armaturen ausgelaufene Heizölreste auf und dichteten Leckstellen ab. Danach untersuchten zunächst Experten des Wasser- und Schifffahrtsamtes (Wasa) den Tanker.
Wapo-Leiter Esch: "Bei Unfällen mit Tankschiffen gelten strengere Regeln. Das Schiff muss von einem Technischen Sachverständigen begutachtet werden. Der entscheidet dann, ob eine Weiterfahrt möglich ist oder an Ort und Stelle repariert werden muss."Extra

Kollisionen von Gütermotorschiffen mit Brücken sind auf der Mosel keine Seltenheit. Mehrfach hat es in der Vergangenheit auch die Schweicher Brücke "erwischt". Die Stahlbetonkonstruktion aus den 50er Jahren erwies sich bisher stets als der stärkere Part. Ob dies auch für den jüngsten Unfall gilt, werden Experten erst feststellen müssen. Spektakulär war im April 2010 der Unfall des 4000-Tonnen-Frachters "Mark Hardi", der nachts mit dem Ruderhaus unter der Longuicher Brücke hängenblieb. Der Mann am Ruder, der sich allein im Steuerhaus befand, hatte sich in letzter Sekunde zu Boden werfen können. Als er unverletzt wieder aufstand, fand er sich in einem Trümmergewirr aus Stahl, Aluminium und Holz wieder. Die Longuicher Brücke musste nach dem Unfall eingehend untersucht werden und blieb zunächst für einen Tag gesperrt. f.k.

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