Schneeschippen für Senioren: Mitglieder der Jugendfeuerwehr Welschbillig übernehmen freiwillig Räumdienst

Welschbillig · Man mag es nicht glauben. Doch es soll Schnee geben. Der freut die Kinder und schreckt vor allem viele Grundstückseigentümer. Denn die müssen dafür sorgen, dass die Gehwege geräumt werden. Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Welschbillig übernehmen diese Aufgabe für ältere Dorfbewohner.

 Es kann losgehen: Luis, Elias und Tobias werden gemeinsam mit ihren Feuerwehrkameraden bei Senioren im Dorf Schnee räumen. TV-Foto: Harald Jansen

Es kann losgehen: Luis, Elias und Tobias werden gemeinsam mit ihren Feuerwehrkameraden bei Senioren im Dorf Schnee räumen. TV-Foto: Harald Jansen

Foto: (h_tl )

Der Dezember ist eher ein Frühlingsmonat gewesen. Doch nun scheint es in den kommenden Tagen dann doch noch Winter werden zu wollen. Die Temperaturen sinken, Schnee ist im Anmarsch. Vor allem ältere Grundstücksbesitzer kommen nun in Gewissensnöte. Denn die Gemeinden haben per Satzung die Schneeräumpflicht auf die Bürger abgewälzt (siehe Extra). Die Eigentümer sind jedoch aufgrund von Alter oder Krankheit nicht in der Lage, dieser Pflicht nachzukommen. Was also tun? In Welschbillig hilft da die Jugendfeuerwehr. Sie bietet einen in der Region wohl einmaligen Service an: Schneepatenschaften.Idee aus Norddeutschland


14 Mitglieder im Alter zwischen zehn und 16 Jahren hat diese Nachwuchsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Welschbillig derzeit. Helmut Brommenschnekel ist Leiter der Jugendfeuerwehr. Er sagt: "Ein Feuerwehrkamerad hat davon erzählt, dass in Norddeutschland Pfadfinder das Schneeräumen für ältere Menschen übernehmen."

Er habe mit den Jugendlichen über die Idee diskutiert und beschlossen, diesen Service auch in Welschbillig anzubieten. Brommenschenkel: "Wir machen es nicht gegen Bezahlung." Falls der ein oder andere Kunde trotzdem etwas zahlen will, sollen das die Schneeräumer für sich behalten. Der 16-jährige Tobias Bräunling fand die Idee ebenso wie Elias Görge (10) und Luis Martin (10) gut. Sie freuen sich im Gespräch mit dem TV auf ihre neue Aufgabe. "Das ist eine gute Idee", sagt Tobias. Die Idee ist so gut, dass alle Mitglieder der Nachwuchswehr mitmachen.

In den vergangenen Wochen gab es in Welschbillig keinen zu räumenden Schnee. Doch nun soll es endlich losgehen mit der Arbeit. Die werden sie an den Nachmittagen erledigen. Denn die Schule geht natürlich vor. Deshalb können und wollen die Jugendlichen nicht die Gewährleistung dafür übernehmen, dass jederzeit jede Schneeflocke zur Seite geschoben wird und dioe Räumpflicht gänzlich erfüllt ist.

Fünf Bürger haben sich bisher gemeldet, die Hilfe beim Räumen der Gehwege brauchen. Einer von ihnen ist ein älterer Herr jenseits der 90. "Ich schaffe es nicht mehr", sagt der Mann. Da sei das Angebot der Jugendfeuerwehr gerade richtig gekommen. Er ist froh, dass die Jugendlichen ihm zur Hand gehen wollen.

Die Koordination und Schirmherrschaft für die Schneepatenschaften hat die Ortsgemeinde Welschbillig übernommen. Welschbilliger Bürger können sich an Ortsbürgermeister Werner Olk wenden. Man kann sich bei ihm melden unter Telefon 06506/250 oder per E-Mail unter der Adresse ortsbuergermeister@welschbillig.deMeinung

Das ist vorbildlich
Die Jugendfeuerwehr Welschbillig zeigt, dass das Miteinander der Generationen nicht nur in Sonntagsreden stattfindet. Die jungen Dorfbewohner setzen sich aktiv für die älteren ein. Das ist vorbildlich. Die Idee der Welschbilliger sollte Schule machen. Denn die Situation in vielen anderen Dörfern ist ähnlich. Viele Senioren haben eben nicht Kinder oder Enkel in der Nähe, die die Gehwege streuen und räumen können. Und nicht jeder kann sich professionelle Hilfe beim Winterdienst leisten. Selbstverständlich können die Jugendlichen nicht schon morgens um 6 Uhr mit dem Schneeschieber bewaffnet durch die Gemeinde ziehen. Denn Schule und Ausbildung gehen vor. Doch dürfte auch ein nachmittäglicher Einsatz genügen, die Wege wieder so herzurichten, dass man sie benutzen kann. Und außerdem zählt die Geste. h.jansen@volksfreund.deWinterdienst:

Extra

Winterdienst: Gemeinden und Städte haben normalerweise Satzungen, die Grundstücksbesitzern die Pflicht auferlegen, Bürgersteige und Straßen zu räumen. Räumt und streut jemand nicht, kann es Ärger geben. Verletzt sich jemand auf glattem oder rutschigem Untergrund, kann der Geschädigte unter Umständen Schadenersatz verlangen. Alter, Krankheit oder berufliche Verpflichtungen befreien nicht von den Pflichten des Winterdiensts. Meist müssen Grundstücksbesitzer wochentags in Welschbillig und in vielen anderen Orten zwischen 7 und 20 Uhr etwas gegen Schnee und Eisglätte tun. Am Wochenende und an Feiertagen muss bis 9 Uhr morgens geräumt sein. Geräumt und gestreut werden müssen laut Satzung auch Fahrbahnen, falls dort kein kommunaler Winterdienst unterwegs ist. Es gibt Firmen, die gegen Bezahlung das Räumen und Streuen übernehmen. har

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