Schulleiter beurlaubt

SCHWEICH. Der Leiter des evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Schweich, Heinrich Bentemann, ist vom Vorstand der Schulträger-Stiftung mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden. Die offizielle Begründung: "Vertrauensverlust und Kommunikationsstörungen zwischen Bentemann und dem Stiftungsvorstand".

Hinter dieser allgemein gehaltenen Begründung verbirgt sich ein weit reichender Konflikt zwischen dem Schulleiter, dem Lehrerkollegium und der Elternschaft. In dem 2001 von der Dietrich-Bonhoeffer-Stiftung gegründeten Gymnasium, das inzwischen von rund 360 Schülern besucht wird, hatte es schon seit Monaten intern rumort. Vorstand und Geschäftsführung der Stiftung hielten sich gestern bedeckt und verwiesen auf den offiziellen Wortlaut. Bei zahlreichen Eltern schien aber ein Damm gebrochen zu sein. Es herrschte sichtliche Erleichterung über die Entscheidung. Namentlich zitiert werden wollte jedoch keiner der vom TV Befragten. Viele Eltern der "ersten Stunde" schilderten übereinstimmend, mit welcher Harmonie und Zuversicht man das Schulprojekt ab 2001 gemeinsam mit der Schulleitung in Angriff genommen habe. Ende 2005 sei es aber zu einem Bruch gekommen. Schulleiter Bentemann habe mehr und mehr einen selbstherrlichen Führungsstil an den Tag gelegt. Eine Mutter, die ihr Kind inzwischen von der Schule genommen hat, sagt: "Es gab keine demokratische Struktur, keinen Informationsfluss oder offenen Meinungsaustausch. Unliebsame Leute wurden aus dem Elternbeirat hinaus komplimentiert." Auch im Lehrerkollegium habe es rumort. Einige Lehrer, einst mit großem Elan in das Bonhoeffer-Projekt eingestiegen, hätten die Schule inzwischen verlassen. Weiter ist die Rede von "absurden pädagogischen Ideen Bentemanns nach dem Motto "wir machen alles anders". Dazu habe etwa die Idee gezählt, dass Lehrer in fachfremden Fächern unterrichten sollten, weil "sie sich dann automatisch mehr Mühe geben müssen". Ein Elternteil: "Es gab keine Sitzung im Schulelternbeirat, die normal verlaufen wäre." Um das Gespräch nicht ganz abbrechen zu lassen, sei von der Stiftung schließlich eine außenstehende Mediatorin zur Vermittlung engagiert worden. Doch selbst die habe nach einiger Zeit "das Handtuch geworfen". Intern im kleinen Kreis sei regelmäßig über die Probleme gesprochen worden, doch nach außen hin habe jeder still gehalten. Eine Mutter: "Im Frühjahr 2006 haben einige von uns aufbegehrt, aber wir sind überall gegen die Wand gelaufen." Man habe viele Gespräche geführt, auch mit der Stiftung, doch die Reaktion sei sehr zurückhaltend gewesen. Ihr Fazit: "Inzwischen scheint der Stiftungsvorstand erkannt zu haben, das gehandelt werden musste. Leider hätte dies schon vor Monaten geschehen müssen." Der beurlaubte Schulleiter wollte sich gestern noch nicht zu den Vorgängen äußern, kündigte aber eine Stellungnahme an. Die Rheinische Landeskirche Düsseldorf wird nach Angaben ihres Sprechers Jens-Peter Iwen ein Prüfungsverfahren einleiten.

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