Schulturnen und Sitzungen unter einem Dach

Gusterath/Waldrach · Neue Wege gehen die Verbandsgemeinde (VG) Ruwer und die Ortsgemeinde Gusterath mit einem gemeinsamen Bauprojekt: Der komplette Ersatz des maroden Gusterather Bürgerhauses soll mit der räumlichen Erweiterung der benachbarten Grundschule einhergehen. Gemeinde und Schule wollen einen Teil der neuen Räume gemeinsam nutzen. Nach langem Anlauf ist im Sommer 2015 Baubeginn.

 Endlich entspannt vor den Plänen (von links): Schulleiterin Rosi Ewen, Bürgermeister Bernhard Busch, Ortsbeigeordneter Stefan Metzdorf, Ortsbürgermeister Alfred Bläser, Hausmeister Willibrord Meyer und Architekt Hans-Jürgen Stein. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Endlich entspannt vor den Plänen (von links): Schulleiterin Rosi Ewen, Bürgermeister Bernhard Busch, Ortsbeigeordneter Stefan Metzdorf, Ortsbürgermeister Alfred Bläser, Hausmeister Willibrord Meyer und Architekt Hans-Jürgen Stein. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Gusterath/Waldrach. Noch dient das deutlich in die Jahre gekommene Gusterather Bürgerhaus den örtlichen Vereinen und der Ortsgemeinde als Bleibe für Proben, Sitzungen und Veranstaltungen. Doch seine Tage sind gezählt: Ab März wird die Gemeinde in Eigenleistung den Altbau abreißen.
Auf der freigewordenen Fläche beginnt im Sommer der Bau des neuen Bürgerhauses. Die Fertigstellung ist für Anfang 2017 geplant. Die unmittelbar benachbarte Grundschule Gusterath/Pluwig bleibt zunächst unverändert, dennoch wird sie am Ende über eine Schulmensa für ihr Ganztagsangebot und über eine "richtige" Turnhalle verfügen. Bisher läuft der Sportunterricht in einer ausgebauten Scheune ab, die der Sportverein auch als Gymnastikhalle nutzt. Im künftigen Bürgerhaus können Gemeinde und Schule den größten Teil der Flächen im Wechsel gemeinsam nutzen: Was tagsüber Schulturnhalle ist, wird abends und am Wochenende zum großen Gemeindesaal oder Sport- und Übungsraum für die Vereine mit angeschlossenem Umkleidebereich.
Die etwas kleiner dimensionierte Schulmensa dient dann der Gemeinde und ihren Vereinen als Versammlungs- und Veranstaltungsraum. Ausschließlich von der Gemeinde genutzt wird der Trakt mit Ortsbürgermeisterbüro und Sitzungsraum. Eine gemeinsame Toilettenanlage wird die alte Schultoilette ersetzen, die laut Schulleiterin Rosi Ewen "mehr als sanierungsreif" ist. Ein Teil des neuen Bürgerhauses wird unterkellert. In dem Keller wird eine Holzpellet-Heizung installiert - über die Nutzung der anderen dort entstehenden Flächen wird noch entschieden. Die Heizung soll zunächst nur das Bürgerhaus mit Wärme versorgen. Sie ist aber technisch so ausgelegt, dass sie nach der später vorgesehenen energetischen Sanierung des bestehenden Schulgebäudes den Gesamtkomplex beheizen kann.
Geplant hat dies der Kaseler Architekt Hans-Jürgen Stein. Die Planung der Außenanlagen mit Grünflächen und einem Platz für Schulpausen und Freiluftveranstaltungen oblag Landschaftsarchitektin Lütfiye Günes.
Die Frage "Keller oder kein Keller" war für die Ortsgemeinde Gusterath ein Knackpunkt: Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord hatte deswegen die Förderanträge abgelehnt. Begründung: "Unterkellert ist das Gesamtprojekt im Verhältnis zur Ortsgröße überdimensioniert." Die Antwort des Ortsgemeinderats 2013: "Dann machen wir nicht mehr mit und schmeißen alles hin."
Ortsbürgermeister Alfred Bläser sagt: "Ohne diesen Keller hätte die Gemeinde zwar ein neues Bürgerhaus erhalten, aber weniger Platz als im heute bestehenden Anwesen. Das war für uns nicht akzeptabel."Durchbruch erst Ende 2014


Damit erinnert Bläser an das lange Ringen zwischen einer neuen Idee und ihrer Umsetzung. Auch Bürgermeister Bernhard Busch spricht von vier harten Jahren mit Planungen, mehrfachen Umplanungen und zähen Verhandlungen mit den Landesbehörden. Schließlich sei Ende 2014 der Durchbruch gelungen und das Projekt als förderfähig anerkannt worden.
Doch auch schon die Abstimmung zwischen Gusterath und der VG über das gemeinsame Gesamtkonzept war ein langwieriger Prozess. Busch dazu: "Alle reden gerne von Synergie. Doch wenn es ernst wird, rücken eher die eigenen Interessen in den Vordergrund." Synergie heiße auch immer, Kompromisse einzugehen, sagt Architekt Stein. Das Ergebnis sei der Bau eines Bürgerhauses samt Schulerweiterung in einem bisher einmaligen Projekt für den Landkreis Trier-Saarburg.Meinung

Der Groschen ist gefallen
Das Gusterather Bürgerhaus- und Schulprojekt ist ein Musterbeispiel für die Schwerfälligkeit großer Verwaltungsapparate. Jahrelang hatte die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord die Förderung verweigert, weil ihr die Bürgerhausplanung für einen Ort von der Größe Gusteraths zu üppig und zu teuer erschien. Dabei schoben die Verwalter in Koblenz kurzerhand beiseite, dass es sich um ein neuartiges Projekt mit Synergieeffekt handelt, das sowohl der VG als Schulträgerin als auch der Gemeinde Kostenvorteile bringen wird. Kostenvorteile beim Bau und beim späteren Unterhalt, weil der Neubau sowohl von der Schule als auch von der Gemeinde genutzt werden soll. Angesichts solcher Ignoranz bliesen die Gusterather 2013 schon zum Rückzug. Dies hätte die VG aber nicht davon entbunden, für ihre Ganztagsschule die erforderlichen wie teuren Zusatzbauten (Mensa, Küche, Toilettenanlage) zu errichten. Unter dem Strich kaum preisgünstiger als diese Lösung - allerdings ohne neues Bürgerhaus. Dann endlich fiel der Groschen bei der SGD Nord. Spät zwar, aber er fiel. trier@volksfreund.deExtra

Die Gesamtkosten des Projekts (mit Außenanlagen) sind mit rund 2,7 Millionen Euro kalkuliert. Der Anteil der Ortsgemeinde beträgt 56 Prozent, die VG Ruwer übernimmt 44 Prozent. Dafür erhält Gusterath aus dem Investitionsstock eine Landesförderung von 700 000 Euro. Die VG als Schulträgerin erhält vom Land 390 000 Euro. Der Kreis Trier-Saarburg ist mit 65 000 Euro dabei. Die restlichen 1,5 Millionen Euro müssen VG und Ortsgemeinde selbst finanzieren. Eine erhebliche Belastung, zumal laut Bürgermeister Bernhard Busch "die Fördermittel nicht von jetzt auf gleich kommen, sondern wir das Projekt über vier Jahre vorfinanzieren müssen". In der zweizügigen Grundschule Gusterath/Pluwig werden laut Schulleiterin Rosi Ewen 180 Kinder in neun Klassen unterrichtet. 65 Kinder nutzen derzeit das Ganztagsangebot mit Mittagessen. Das Essen wird noch über eine beauftragte Cateringfirma angeliefert. Nach Fertigstellung des Neubaus mit Schulmensa soll das Essen aus einer eigenen Küche kommen. Die Zehn-Jahres-Prognose für den Einzugsbereich der Grundschule Gusterath/Pluwig bezeichnet Bürgermeister Busch als stabil. Es bleibe bei der zweizügigen Schule mit rund 180 Kindern, wobei die Zahl der Ganztagskinder tendenziell noch steige. f.k.

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