Schweich weiter Durchgangsstrecke

Ende 2006 wurde im Schweicher Norden die neue Ortsentlastungsstraße eröffnet. Die Hoffnung war groß, dass das 3,6 Millionen Euro teure Bauwerk seinem Namen gerecht würde. Doch bald folgte die Ernüchterung: Unverändert floss der Durchgangsverkehr durch den Ortskern. Und dies gilt auch noch ein Jahr danach.

 Trotz Extra-Hinweises auf die B 53: Am neuen Kreisel im Schweicher Norden wählen die meisten Verkehrsteilnehmer den Weg geradeaus. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Trotz Extra-Hinweises auf die B 53: Am neuen Kreisel im Schweicher Norden wählen die meisten Verkehrsteilnehmer den Weg geradeaus. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Schweich. Mit viel Optimismus durchtrennten im Dezember 2006 Kommunal- und Landespolitiker das symbolische Band vor der neuen Straße. Die Schweicher Verkehrsprobleme schienen gelöst zu sein. Der Verkehrsstrom durch den Ortskern versiegte jedoch nicht. Als sich der TV im März 2007 in Schweich umhörte, kam die Bestätigung: Die neue Straße hatte zu keiner Entlastung geführt. Besonders am Morgen und am Abend wurde die Schweicher Ortsdurchfahrt nach wie vor stark frequentiert. Aber auch zu den anderen Tageszeiten war es für Fußgänger nicht immer leicht, auf der Brücken-, Richt- und Oberstiftstraße die Seiten zu wechseln. Ein Jahr später hat sich die Situation kaum geändert. Fast alle aus Richtung Hetzerath kommenden Fahrzeuge bevorzugen am L-141-Kreisel im Schweicher Norden die Ausfahrt stadteinwärts. Selten, dass sich jemand auf die inzwischen ausgeschilderte ("zur B 53") Entlastungsstraße "verirrt". Gleiches gilt für den Verkehr aus der Gegenrichtung. Der tägliche Ansturm aus Richtung Wittlich

Die Anlieger und Geschäftsleute entlang der Schweicher Ortsdurchfahrt teilen diese Einschätzung. Wenigstens der LKW-Durchgangsverkehr habe etwas nachgelassen, meinen einige. Ansonsten laufe alles wie gehabt. Dies gelte auch für den üblichen morgendlichen Ansturm aus Richtung Wittlich. Oft geäußert wird der Wunsch nach einem verkehrsberuhigten Ortskern mit "urbaner Atmosphäre". Dann würden nur die in die Stadt hineinfahren, die dort arbeiten oder einkaufen wollen. Wir hätten dann hier eine ähnliche entspannte Atmosphäre wie bei den Straßensperrungen an den verkaufsoffenen Sonntagen, heißt es. Stadtbeigeordneter Gerhard Ludes verweist auf die jüngste Verkehrszählung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier. Danach wurde aus Richtung Wittlich ein Tagesschnitt von 3100 Fahrzeugen zwischen Brücken- und Oberstiftstraße ermittelt. In der Gegenrichtung durchquerten durchschnittlich 2800 Fahrzeuge den Ort.Ludes: "Eine gleichzeitig angesetzte Geschwindigkeitsmessung ergab, dass die überwiegende Mehrheit mit moderatem Tempo durch den Ort fährt." Deshalb sei dort von einem Straßenrückbau als verkehrsberuhigende Maßnahme zunächst abgesehen worden. "Das Verhältnis zwischen Durchgangsverkehr und rein innerörtlichen Fahrten ist allerdings unbekannt. Aufschluss geben könnte da nur eine Verkehrszählung mit Befragung der Durchfahrenden", sagt Ludes. Meinung Ortsdurchfahrt noch zu attraktiv Man kann es drehen und wenden wie man will: Die Ortentlastungsstraße wird auch ein Jahr nach ihrer Eröffnung nicht so angenommen, wie es sein sollte. Ein Umstand dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen: Der direkte Weg durch den Ort ist für den Durchgangsverkehr immer noch attraktiver als der längere "Umweg" an Schweich vorbei über die Ortsentlastungsstraße und die B 53. Langfristig dürfte daher nur ein innerörtlicher Straßenrückbau zur Verkehrsberuhigung die Lösung sein. Dadurch würden Brücken-, Richt- und Oberstiftstraße für Durchfahrer zu "gefühlten" Hindernissen und die Entlastungsstraße zur bequemeren und schnelleren Alternative. Keine Sorgen müsste sich der Schweicher Einzelhandel machen, denn er würde von der ruhigeren Atmosphäre im Ortskern sogar profitieren. Wer in der Stadt einkaufen will, der sucht nicht die schnelle Durchfahrt, sondern eine ruhige Straße mit Parkbuchten. f.knopp@volksfreund.de

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