Sie tickt wieder im Dorf

KORDEL. (hme) Exakt 263 Jahre alt ist die Kirchturmuhr, die der Kordeler Alfred Lieser aus einem Museum im Westerwald zurückkaufte. Jetzt tickt sie wieder in Kordel.

Schon lange hatte Alfred Lieser das historische Uhrwerk im Turmuhrenmuseum von Bendorf im Auge. "Ich habe mich immer wieder telefonisch erkundigt, wie es der Uhr geht", erzählt Lieser. Beim Einbau eines moderneren Uhrwerks in den Turm der Kordeler Kirche fand die Mechanik zu Beginn der achtziger Jahre den Weg in den Westerwald. Ein Arzt stellte sie dort in einem privaten Museum aus. Das Haus soll nun geschlossen werden, die Uhr stand zur Disposition. Da fackelte Lieser nicht lange und handelte mit Unterstützung der Gemeinde einen fairen Preis aus. Wieder zu Hause, galt es dann, das Uhrwerk zu renovieren. Schlossermeister Lieser, seit 1993 im Ruhestand, zerlegte das komplizierte Laufwerk. Dann die Überraschung: Eine Inschrift ließ erkennen, dass die Uhr 1743 vom Trierer Uhrmacher Martin Burger gefertigt wurde. Das Erstaunliche daran ist: "Die Kordeler Kirche wurde erst 1866 gebaut. Wo die Uhr vorher lief, weiß man nicht genau", erklärt Lieser. Inzwischen ist das Uhrwerk komplett überarbeitet. Als Gewicht dient zwar noch provisorisch ein Eimer mit Steinen, doch das Gerät tickt wieder munter und vor allem richtig vor sich hin. Mit der Uhr hat Lieser noch Einiges vor. "Ich lasse in einer Glockengießerei drei Glocken für die Uhr anfertigen." Etwa 20 bis 30 Zentimeter Durchmesser werden die Glocken haben. Die Mechanik zum Anschlagen will Alfred Lieser selbst fertigen. Ebenso wie eine Verbindung zum Zifferblatt, denn Zeiger und Zifferblatt der Uhr waren beim Austausch am Kordeler Kirchturm verblieben. Uhrenmuseum unterm Dach

Dass sich der Kordeler mit Uhren auskennt, beweist ein Blick auf seinen Dachboden. Im Jahr 2000 liebevoll ausgebaut, dienen die Räume heute als privates Uhrenmuseum. Vom russischen Schiffschronometer über Schwarzwälder Kuckucksuhren, historische Taschenuhren, Sonnenuhren und Stechuhren bis hin zur Stempeluhr seines früheren Arbeitgebers tummeln sich unter dem Dach Uhren aus vier Jahrhunderten. Dabei hat sich Lieser nicht auf eine bestimmte Epoche oder Uhrenart festgelegt. "Für mich hat eine Uhr ein Gesicht. Das ist mir sympathisch oder eben nicht, wie beim Menschen", erklärt Lieser seine Wahl. Seit 1958 beschäftigt sich der Sammler intensiv mit den Zeitmessern. Unabdingbar dafür sei das Verständnis und die Mithilfe seiner Frau Christel, betont Alfred Lieser. Sie habe schließlich auch bei einem Neuerwerb mitzureden, und ohne ihre Hilfe wäre diese Sammlung nie entstanden. Die Kordeler Kirchturmuhr, die ihren Weg zurück an die Kyll gefunden hat, wird zukünftig einen Ehrenplatz zwischen all den Exponaten bekommen. Doch das habe noch Zeit, sagt Lieser. "Ich setze mich zeitlich nicht selbst unter Druck", erklärt Uhrensammler Lieser. "Dafür ist Zeit für mich viel zu kostbar."

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