"So was ist noch nicht gebaut worden"

Schweich/Trier · Architekten aus ganz Europa haben die Chance, zwei Schulen in Schweich zu planen. VG-Rat Schweich und Kreisausschuss haben gemeinsam "Zuschlags- und Eignungskriterien" festgelegt, denen der Planer von Trevererschule und Grundschule genügen muss. Unterdessen wird die Raumnot an den bestehenden Standorten immer größer.

Schweich/Trier. Schulleiterin Christina Steinmetz freut sich über jeden Tag, an dem das Wetter schön ist. Denn dann können die Kinder der Grundschule Bodenländchen raus ins Freie, wo sie mehr Platz haben. Glück mit dem Wetter hat die Schule jetzt auch bei den Projekttagen zum Thema Architektur. Einige Schüler bemalen den Schulhof, andere gestalten die Wand des Toilettengebäudes mit Mosaiken, wiederum andere designen Stühle, die der Gewerbeverband Schweich in seinen Mitgliedsgeschäften ausstellen und prämieren möchte.
Im Gebäude aus den sechziger Jahren fehlt es an Gruppenräumen, um solche Projekte durchzuziehen. Die Schule mit ihren 304 Kindern platzt aus allen Nähten. Für den Ethikunterricht muss schon der Essensraum im Keller herhalten. "Wir sehnen den Tag des Umzugs in die neue Schule herbei", sagt die Leiterin, "wir haben viel zu wenig Platz, der soziale Druck steigt." Probleme gibt es auch an der Treverer-Förderschule in Trier (96 Schüler). Das größte Manko sei die fehlende Turnhalle, sagt Schulleiter Franz Josef Schwaller. Auch mangele es an Pflege- und Fachräumen. Die Schule besteht aus mehreren Gebäuden; die Barrierefreiheit ist eingeschränkt.
Wann Treverer- und Grundschule im Dreieck Bahnhofstraße/B 53/Ermesgraben in Betrieb gehen können, weiß niemand genau. Christiane Horsch, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Schweich, hofft, dass die neue Grundschule zum Schuljahr 2018/19 bezugsfertig ist. Dieser Wunschtermin gilt auch für den Neubau der Treverer-Förderschule, die derzeit noch in Heiligkreuz beheimatet ist. Später in Schweich soll sie eng mit der benachbarten Grundschule kooperieren (Stichwort Inklusion).
Der Verbandsgemeinderat Schweich und der Kreisausschuss haben kürzlich das planerische Anforderungsprofil für die Schulneubauten beschlossen. Wie das Profil aussieht, darüber herrscht gegenüber der Presse strengstes Stillschweigen. Keines der Kriterien dürfe nach außen dringen, heißt es bei VG und Kreis, denn auswärtige Planer könnten sich benachteiligt fühlen und in ihrem Groll das ganze Verfahren anfechten. Alle interessierten Architekten sollen sich gleichzeitig und unvoreingenommen über die einschlägigen EU-Mitteilungsblätter mit dem Schweicher Mammutprojekt vertraut machen können. Wer den Wettbewerb gewinnt und die Partnerschulen planen darf, wird in einer komplizierten Prozedur ermittelt, dem sogenannten VOF-Verfahren (siehe Extra).
Teurer als 20 Millionen Euro


Eine Sachpreis- und eine Fachpreisjury treffen eine Vorauswahl, in einer zweiten Stufe werden die drei ersten Preisträger ermittelt. Es müsse jedoch nicht zwangsläufig so sein, dass der Siegerentwurf zum Zuge komme, sagt Bürgermeisterin Horsch. Die Entscheidung, wer den Auftrag bekomme, liege letztlich bei den Mitgliedern des Verbandsgemeinderats Schweich und des Kreisausschusses. Horsch rechnet damit, dass der endgültige Zuschlag im Frühjahr 2015 erteilt wird. Danach werden auch die Bauleistungen europaweit ausgeschrieben. Beide Projekte, Trevererschule und Grundschule, werden voraussichtlich mehr als 20 Millionen Euro kosten. Darin sind auch die Kosten für eine Dreifeld-Sporthalle enthalten.
Dass zwei Schulen mit so unterschiedlichen Anforderungsprofilen räumlich und pädagogisch zu einer Einheit zusammenwachsen sollen, ist ein Novum - auch weit über die Region Trier hinaus. "Das ist kein Produkt von der Stange", sagt Verwaltungschefin Horsch, "so ein Projekt ist einmalig. Es ist noch nicht gebaut worden." Die enge Zusammenarbeit von Kreis und Verbandsgemeinde soll weit über Verfahrensfragen hinausgehen. Ein gemeinsamer Zweckverband soll alles abwickeln: Vom Kauf der Flächen bis hin zu Bau und Betrieb der Schulen. Bereits die Grundstücksverhandlungen erweisen sich als schwierig: Einige Landbesitzer geben sich nicht mit den gebotenen 60 Euro zufrieden; sie fordern 70 Euro für den Quadratmeter. Gibt es keine Annäherung, kommt es wohl zu einem Enteignungsverfahren.Meinung

Schule in der Zwickmühle
Die Schweicher Grundschule steckt in einer Zwickmühle. Die Bedingungen für die 300 Schüler und das Lehrpersonal werden immer schlechter, doch kann man nicht mehr viel in die Schule investieren. Das wäre rausgeworfenes Geld, denn in voraussichtlich vier Jahren steht ein Neubau zur Verfügung. Natürlich muss das Nötigste gemacht werden, da ist der Schulträger in der Pflicht. Aber die Devise ist: Augen zu und durch. Im Gegensatz zu den meisten anderen Standorten ist in Schweich auch kein Schülerrückgang zu erwarten, der die räumliche Situation entschärfen könnte - im Gegenteil. Zwei Klassencontainer sind schon da, im Sommer kommen zwei neue. Wenigstens etwas Positives hat die alte Schule: Die Schüler dürfen bei Projekten nach Herzenslust rumwerkeln - kaputtmachen können sie ja nichts mehr. a.follmann@volksfreund.deExtra

Die Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) regelt die Ausschreibung und Vergabe von freiberuflichen Leistungen durch öffentliche Auftraggeber in Deutschland. Pendant ist die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB). Aufträge nach VOF müssen europaweit ausgeschrieben werden, wenn das geschätzte Honorarvolumen ohne Umsatzsteuer 207 000 Euro erreicht. Aufträge werden in einem Verhandlungsverfahren oder - wie im Fall der Schweicher Schulneubauten - in einem Planungswettbewerb vergeben. alf

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