Solar statt Radar

Welschbillig/Newel · Auf einem ehemaligen Militärgelände bei Möhn soll eine Photovoltaikanlage entstehen. Heute, Mittwoch, möchte sich der Gemeinderat Welschbillig für einen Solarpark-Investor entscheiden. Es gibt mehrere Interessenten.

Welschbillig/Newel. Vor mehr als 40 Jahren, zu Zeiten des Kalten Krieges, drehten sich Radargeräte auf einer Anhöhe bei Welschbillig. Sie suchten den Luftraum nach feindlichen Fliegern ab, genauer gesagt galt die Aufmerksamkeit Flugbewegungen des Warschauer Paktes. Im Ernstfall hätten die in Welschbillig eingesetzten Soldaten ihre Kollegen auf der vier Kilometer entfernten Nato-Raketenstation bei Butz weiler informiert, wo atomare Flugabwehrraketen vom Typ "Nike Hercules" stationiert waren (siehe Extra). Sie sollten die feindlichen Maschinen zerstören.
Kontakt zu mehreren Firmen


Während auf dem Konversionsgelände in Newel-Butzweiler noch Hochbauten wie Housing, Bunker und Hallen von der früheren militärischen Nutzung zeugen und es seit einigen Monaten Bestrebungen gibt, dort ein Gewerbegebiet zu entwickeln (der TV berichtete), sind auf dem einstigen Natogelände zwischen Welschbillig und Möhn nur noch große Bodenplatten aus Beton als Überreste zu sehen. Die Fläche, die inmitten von Feldern liegt, hatte der Bund an die Gemeinde zurückgegeben. Diese trägt sich nun mit dem Gedanken, auf dem rund 1,5 Hektar großen Areal Strom zu erzeugen. Man stehe mit mehreren Photovoltaikfirmen in Kontakt, sagt Ortsbürgermeister Werner Olk.
Windräder als Option


Am heutigen Mittwoch, 15. Februar, will sich der Gemeinderat für einen Anbieter entscheiden (ab 20 Uhr, Gemeindehaus). Es sei Eile geboten, meint Olk, wenn man die nur noch bis zum 30. Juni 2012 geltenden Einspeisungsvergütungen erzielen wolle. Die Erträge werden ab Mitte des Jahres voraussichtlich um 15 Prozent sinken, das weiß auch die Gemeinde Welschbillig. Olk: "Falls sich der Verkauf des Stroms nicht lohnen sollte, haben wir immer noch die Option, ihn für unsere gemeindlichen Einrichtungen zu nutzen." Die Vergütungssätze für Anlagen auf Konversionsflächen liegen über denen von anderen Freiflächen (18,76 Cent pro Kilowattstunde gegenüber 17,94 Cent).
Ob die Gemeinde Welschbillig sich auch in Richtung Windkraft orientiert, ist nach Mitteilung des Ortsbürgermeisters noch nicht entschieden. Man müsse die Potenzialanalyse der Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land abwarten. Wie berichtet, will die VG-Verwaltung mögliche neue Standorte in Franzenheim, Ralingen, Zemmer und Welschbillig unter Berücksichtigung eines vom Kreis in Auftrag gegebenen Landschafts- und Artenschutzgutachtens prüfen, bevor sie durch eine Änderung des Flächennutzungsplans die Voraussetzung für neue Anlagen schafft.
Westlich der Bundestraße 51, wo sich im Windpark Eisenach/Welschbillig bereits etliche Windmühlen drehen, seien die Flächen weitgehend erschöpft, meint Olk.Meinung

Kein Selbstläufer
Die Idee klingt vielversprechend: Man nehme ein unbrauchbares, weil zubetoniertes Stück Land, setze Photovoltaik-Module darauf und leiste einen Beitrag zur Energiewende und zur Konsolidierung des Gemeindehaushalts. Da offensichtlich mehrere Investoren Interesse haben, scheint sich das Projekt in der Tat zu rentieren. Dennoch ist die Sache kein Selbstläufer, Vorsicht ist geboten. Die Verankerung der tragenden Teile auf dem Beton dürfte wesentlich teurer sein als beispielsweise auf Feldern oder Wiesen, wo die Pfähle nur in den Boden eingetrieben werden müssen. Die Frage ist auch, welchen Gewinn die Anlage mit ihrer vergleichsweise geringen Größe von 1,5 Hektar für Welschbillig abwirft. Und wie die Bürger dazu stehen. Die Möglichkeit einer späteren Erweiterung sollte man angesichts der sinkenden Subventionen auch nicht allzu blauäugig in Betracht ziehen. a.follmann@volksfreund.deExtra

Unter Führung der US-Streitkräfte richtete die Nato quer durch Deutschland einen Flugabwehrgürtel mit sechs Bataillonen ein. Standorte in Rheinland-Pfalz waren Hontheim (Kreis Bernkastel-Wittlich) und Butzweiler/Welschbillig (Kreis Trier-Saarburg). Auf einem Plateau bei Butz weiler waren atomare Flugabwehrraketen vom Typ "Nike Hercules" stationiert. Sie hatten eine Reichweite von 130 Kilometer und konnten Ziele bis in 30 Kilometer Höhe anpeilen. Bestückt werden konnten die Raketen mit zwei atomaren Sprengköpfen zu zwei Kilotonnen für einzelne Zielobjekte und 40 Kilotonnen (später reduziert auf 20 Kilotonnen) für anrückende Geschwader. Die Umrüstung auf das nicht atomwaffenfähige Nachfolgemodell "Patriot" erfolgte von 1987 bis 1989. alf

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