Sonnenstrom aus dem Jungenwald

Das größte Sonnenstrom-Kraftwerk von Rheinland-Pfalz entsteht zurzeit bei Longuich. Die 48 000 Solarzellen, die dieser Tage installiert werden, produzieren ab Ende Juli Strom für rund 1000 Haushalte.

Longuich. Gleich ein halbes Dutzend Solaranlagen sind in der Verbandsgemeinde Schweich geplant. Ende Juni wird nun das erste dieser Sonnenstrom-Kraftwerke ans Netz gehen. Die rund zehn Millionen Euro teure Anlage bei Longuich ist mit ihren 48000 Solarzellen, die auf einem 13 Hektar großen Gelände im Jungenwald Richtung "Sang" installiert werden, das größte Kraftwerk dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mit dem Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist wird, können etwa 1000 Haushalte versorgt werden.Innerhalb eines knappen Jahres hat die Trierer Bürgerservice gGmbH das Projekt entwickelt. Ursprünglich wollte sie es auch betreiben, aber dazu kam es aus finanziellen Gründen nicht. Geschäftsführer Horst Schneider: "Uns ist beim Eigenkapital die Zeit davongelaufen. Wir konnten das nicht in der uns verbliebenen Zeit darstellen." Dennoch freuen sich Schneider und der Projektleiter vom Bürgerservice, Edelbert Bach, dass die gemeinnützige Gesellschaft zur Integration Arbeitsloser als Subunternehmer für den Bau von Solaranlagen eine Vorreiterrolle in der Region übernommen hat. Seit Ende Juni montierten zehn Mitarbeiter des Bürgerservice hoch über Longuich rund ein Viertel der Trägerkonstruktionen. Nach der Inbetriebnahme übernehmen sie Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten. Der Bürgerservice möchte nach den positiven Erfahrungen von Longuich weitere Standorte mit seinen Partnern entwickeln und damit Arbeitsplätze sichern und neue schaffen, kündigt Geschäftsführer Schneider an.

Gemeinde erhält Pacht und Einspeisevergütung

Das Longuicher Kraftwerk soll jährlich mehr als drei Millionen Kilowattstunden liefern. Der in London ansässige Direktinvestor Consensus Business Group (CBG) hat die Fotovoltaikanlage bei der bayerischen Firma Phoenix Solar AG in Auftrag gegeben. Phoenix Solar wendet die so genannte Dünnschicht-Modultechnologie an, die niedrigere Systemkosten und höhere Erträge bringen soll.

Eigentümerin der 13 Fußballfelder großen Fläche ist die Gemeinde Longuich, die den Grund für 25 Jahre an die CBG verpachtet hat. Ähnlich wie andere Gemeinden bei Windkraftanlagen, kann auch die Moselgemeinde durch dieses Projekt ihre Kasse aufbessern. 15000 Euro an Pachteinnahmen seien jährlich garantiert, sagt Ortsbürgermeisterin Kathrin Schlöder. Durch Einspeisevergütungen, die sich nach der Höhe der Stromproduktion richteten, könne der Betrag bis auf das Doppelte steigen.

Im Longuicher Gemeinderat hatte der Bau der Solaranlage nicht nur Befürworter. Insbesondere war befürchtet worden, dass die Anlage den Wildwechsel gefährden könnte. Kathrin Schlöder ist davon überzeugt, dass das vom Moseltal nicht einsehbare Solarkraftwerk sehr gut in das energetische Konzept Longuichs passt. Den Weg in Richtung regenerative Energien habe man bereits mit einer Holzhackschnitzelheizung in der Schule eingeschlagen.Dem Naturschutz habe man sich bei dem Projekt über das gesetzliche Maß hinaus verpflichtet, so die Bürgermeisterin. Bis auf die Pfosten für die Trägerkonstruktion werde kaum etwas befestigt; die Wege seien geschottert. Auch der Rückbau der Anlage (sie ist auf 20 Jahre ausgelegt), sei vertraglich abgesichert.

Meinung

Die Sonne lacht, die Kasse klingelt

Mit großem Eifer verfolgen Orte in der Eifel und im Hunsrück das Ziel, Standort für Windkraftanlagen zu werden. Kein Wunder, denn wer es schafft, dem wehen saftige Einnahmen aus Pachterlösen und Gewinnbeteiligungen in die Gemeindekasse. Orte im Moseltal sind von vornherein von dieser Einnahmequelle ausgeschlossen, weil die Moseltalschutzverordnung Windräder verbietet. Seit Solaranlagen-Betreiber die Moselregion entdeckt haben, gibt es jedoch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. Und mehr als das: Sonnenkraftwerke haben den Vorteil, dass weniger Altlasten zu befürchten sind. Die Konstruktion lässt sich leichter abbauen als ein Windrad, Träger und Module können sogar recycelt werden. Ein weiterer Vorteil: Fasst der Bürgerservice als Sonnenenergie-Dienstleister Fuß, werden viele neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen. a.follmann@volksfreund.de

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