Spirituell, lebensfroh, ästhetisch

Im Rahmen der Kreis-Kulturtage des Kreises Trier-Saarburg hat Sergey B. Volobuyev, ehemaliger Ballettmeister am Theater Trier, die vor über 13 Jahren erstmals initiierte Reihe "Tanz in der Kirche" wieder aufleben lassen. In der St. Martin Kirche Schweich präsentierte seine Compagnie ästhetische Szenarien zu Musik von Vivaldi, Ramirez und Ravel.

 Ästhetische Bilder im Einklang mit dem sakralen Raum der St. Martin Kirche Schweich vermittelte die Choreographie zur Misa Criolla bei „Tanz in der Kirche“ von Sergey Volobuyev. TV-Foto: Anke Emmerling

Ästhetische Bilder im Einklang mit dem sakralen Raum der St. Martin Kirche Schweich vermittelte die Choreographie zur Misa Criolla bei „Tanz in der Kirche“ von Sergey Volobuyev. TV-Foto: Anke Emmerling

Schweich. Die Idee, den dem Gespräch mit Gott gewidmeten Raum Kirche mit der kommunikativen Kunstform Tanz zu füllen, ist nicht neu. Vor mehr als einem Jahrzehnt, als Sergey B. Volobuyev Ballettmeister am Theater Trier war, realisierte er sie zusammen mit dem damaligen Intendanten Heinz Lukas-Kindermann erfolgreich in Dom und Liebfrauenkirche. Jetzt, als Intendant des eigenen Theaters Petipa in Lorscheid, hat er sie in Schweich wieder aufleben lassen.

Drei ganz unterschiedliche Tanzstücke hat Volobuyev für die dortige St. Martin Kirche mit seiner Compagnie und den Gastsolisten Natalia Burgos Marcia und Denis Weinberg choreographiert. Den Anfang machte ein in originalgetreuen Kostümen aufgeführter höfischer Barock-Tanz zur Musik "Der Frühling" von Antonio Vivaldi. Dessen gekünstelte Ästhetik nahm sich im sakralen Raum etwas fremd aus.

Getanzte Hoffnung auf Erlösung und Frieden



Ganz anders die Inszenierung der 1963/64 von Ariel Ramirez komponierten Misa Criolla (Kreolische Messe). In ihren weißen Kleidern ätherisch wirkend, gaben acht als Gruppe agierende Tänzerinnen und die Solistin Natalia Burgos Marcia der in der Musik vertonten Hoffnung auf Erlösung und Frieden Ausdruck. Wie ein getanztes Gebet wirkten die Bilder, die südamerikanische Lebensfreude und spirituelle innere Einkehr kontrastierten.

Zum Höhepunkt des Abends brachte das Ensemble ein sich dynamisch entwickelndes Szenarium zu Maurice Ravels "Boléro" auf die Bühne. Das Ende einer Mittagspause in einer Fabrik andeutend, stellten die Tänzerinnen im Einklang mit dem gleichförmigen Rhythmus des Stücks dar, wie der unbarmherzige Rhythmus der Maschinen nach und nach von den Arbeiterinnen Besitz ergreift, ihre Energien und Bewegungen steuert und sie gleichschaltet. Den Kontrast dazu gestaltete Natalia Burgos Marcia mit der fast obsessiv getanzten Leidenschaft einer Seele, die sich dagegen wehrt. Anmutig und geschmeidig wirbelte sie erst solo, dann zusammen mit dem nicht minder ausdrucksstarken Denis Weinberg über die Bühne. Bravo-Rufe quittierten diese künstlerisch hochwertige Inszenierung wie auch den gesamten Abend.

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