Starker Trend zur Urne

Auch auf dem Land gibt es teilweise schon mehr Urnenbeisetzungen als Erdbestattungen - mit einschneidenden Folgen: Unter anderem müssen Kommunen ihre Friedhofspolitik ändern; Steinmetzbetriebe denken über Personalabbau nach.

Trier/Saarburg/Konz. Seit Generationen gedenken die Gläubigen an Allerheiligen nicht nur der Heiligen, sondern aller Verstorbenen. Ins Gebet versunkene Menschen an geschmückten Gräbern, Friedhöfe, die abends in ein Lichtermeer getaucht sind - solche Bilder verbinden wir mit diesem Feiertag. Doch wie lange noch? Die Friedhofs- und Bestattungskultur ist dabei, sich rapide zu wandeln. In Städten machen die Urnenbestattungen bereits rund zwei Drittel aller Beisetzungen aus; große Friedhofsbereiche bleiben ungenutzt.

Friedhofsschließungen kein Thema im Kreis



Der Trend setzt sich auch auf dem flachen Land fort. "Die Urnenbestattungen haben im Kreis Trier-Saarburg den Erdbestattungen den Rang abgelaufen", sagt Pressesprecher Thomas Müller von der Kreisverwaltung. So ist in der Stadt Saarburg das Verhältnis von Urnen- (33 Bestattungen im Jahr 2007) zu Erdbestattungen (22) 60 zu 40 Prozent. In der Verbandsgemeinde Trier-Land wurden 61 Verstorbene konventionell bestattet und 67 eingeäschert. In Kell am See liegen zwar die Erdbestattungen mit 70 zu 30 Prozent noch klar vorne, aber in Zerf, wo neben Urnenreihengräbern auch eine Urnenwand zur Verfügung steht, ist das Verhältnis bereits ausgeglichen.

Diskutierte man vor zehn Jahren noch über Platzmangel auf Friedhöfen, könnte man heute eher über Schließungen nachdenken. "Auf dem Land ist das aber kein Thema, gewachsene Strukturen ändert man bei einem so sensiblen Thema nicht so schnell", sagt Müller. Etwa ein halbes Dutzend Friedhofserweiterungen seien kreisweit noch geplant, aber nur in Gemeinden mit größeren Baugebieten wie etwa in Ralingen, teilt der Ordnungsamtsleiter der Kreisverwaltung, Günter Görgen, mit. In den vergangenen 15 Jahren habe es im Kreisgebiet nur in Nittel eine Friedhofsschließung gegeben, weil außerhalb ein neuer Friedhof angelegt worden sei. Laut Görgen ist bis zum Jahr 2011 eine Novellierung des Bestattungsgesetzes geplant. Dann könnte es auch Neuregelungen bei Privatbestattungen ("Alle Anträge haben wir bislang abgelehnt") oder die private Aufbewahrung von Urnen geben, die beispielsweise in den USA erlaubt ist.

Steinmetz-Betriebe in Auftragsnot



Zu den Verlierern der neuen Bestattungskultur gehören auch Handwerksbetriebe, denen die Friedhöfe ein wichtiges Betätigungsfeld bieten. Dazu zählen Gärtner und Floristen, aber im Besonderen die Steinmetze. "Den reinen Friedhofs-Steinmetz wird es bald nicht mehr geben", sagt Innungs-Obermeister Hans-Peter Melchisedech (Trier). Betriebsschließungen seien zwar nicht geplant, aber über Personalabbau werde in der Branche nachgedacht.

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