Stefan Andres und die Luxemburger

Politisch hat er sich nie über seine europäischen Nachbarn geäußert. Persönlich schon. Stefan Andres und seine Beziehungen zu Luxemburg, den Niederlanden, Belgien und Frankreich waren Thema eines sehr speziellen Vortrags von Hermann Erschens in der Synagoge Schweich.

 Barbara Ullmann haucht dem Vortrag von Hermann Erschens mit der Rezitation aus Andres-Briefen Leben ein. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Barbara Ullmann haucht dem Vortrag von Hermann Erschens mit der Rezitation aus Andres-Briefen Leben ein. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Schweich. (sbn) Er wurde 1906 im Dhrönchen geboren, wuchs in Schweich auf und war später ein Literat, der in den 50er Jahren zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern zählte: Stefan Andres. Seine Beziehung zu den Nachbarländern war das Thema eines speziellen Abends.Der pensionierte Realschulrektor Hermann Erschens, Vorstandsmitglied der Stefan-An dres-Gesellschaft, ließ den Menschen Andres in seinem Vortrag sprechen. Die bis zu ihrer Familienpause am Trierer Stadttheater engagierte Barbara Ullmann rezitierte aus Briefen und dem reichen literarischen Werk, was den Zuhörern in der voll besetzten Synagoge die fein ausgearbeitete Sprache, Metaphorik und Symbolik von Andres erfahrbar machte."Ich lass mich in meinen Sympathien niemals durch die Politik beirren. Ich versuche, überall den Menschen, und nur den Menschen zu sehen", rezitiert Ullmann aus einem Andres-Brief an Emil Schaus, einer der vier Freunde aus dem Luxemburger Männerbund.Andres habe "das Ländchen" zwar schön und friedlich gefunden, habe aber nichts vom Charakter seiner Bewohner verstanden, resümiert Erschens, "ein Verhältnis, nicht ohne Spannung". Zumal Andres nach dem Krieg bekenne, "unbedingt zu Deutschland zu stehen, weil die Deutschen so unendlich leiden". "Der Preis, den wir Deutsche für unsere Freiheit bezahlen müssen und werden, ist unerhört hoch."Erst 1948 kehrt Andres mit einer Leserreise nach Luxemburg zurück und schreibt: "Das Luxemburger Herz ist mir eine treue Echo-Wand geblieben." Seine 1942 auch im Luxemburger Wort veröffentlichte Novelle "Wir sind Utopia" wird zwölf Jahre später am Theater Luxemburg aufgeführt, das bis dahin ausschließlich von den Franzosen bespielt wurde.Die Luxemburger Freunde (allen voran Pierre Gregoire und Alfons Törbel), so interpretiert Erschens, hätten Andres und "seine moselan-mediterrane Seele" immer verstanden und innig zu ihm gehalten, auch wenn er ihnen mit harscher Kritik "an den unzulänglichen Luxemburger Schriftstellern auf die Füße trat."So habe es sich der Luxemburger Politiker, Feuilleton-Chef und Schriftsteller Pierre Gregoire bei Gründung der Stefan-Andres-Gesellschaft 1979 nicht nehmen lassen, eine sehr persönliche Gedenkrede am Andres-Brunnen in Schweich zu halten.

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