Steif trifft Busch

Nahrung für Herz und Geist bot ein stimmungsvoller Abend im Theater Petipa in Lorscheid. Schauspieler Bernd Stief las Wilhelm Busch und spannte dabei unter begeisterter Beteiligung des Publikums einen Bogen von Satire bis Philosophie.

Lorscheid. "Vor mir dehnt sich weit und breit wie ehedem die Ewigkeit." Recht hat er, der Verfasser dieser Worte. Es ist Wilhelm Busch, der zwar seinen 175. Geburtstag in diesem Jahr nicht feiern konnte, dafür aber in seinem Werk weiter- und immer wieder auflebt. Dann nämlich, wenn es, wie jetzt im behaglichen Ambiente des Studios im Theater Petipa, von jemandem präsentiert wird, dem es auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Schauspieler Bernd Stief, über 40 Jahre an namhaften deutschen Bühnen engagiert, gastierte dort mit einem ursprünglich fürs Staatstheater Wiesbaden zusammengestellten Wilhelm-Busch-Rezitationsprogramm.Vom Vater inspiriert

Das, so erzählt er, entstamme einer Leidenschaft, die sein Vater als Busch-Fan bei ihm geweckt habe: "Und wie das so ist als Schauspieler, gewisse Rollen zieht man einfach an." Tatsächlich hat Stief alles, was es braucht, um die satirischen Betrachtungen menschlicher Unzulänglichkeiten überzeugend zu vermitteln: das reife Alter und heitere Darüberstehen eines solchen, der das Leben kennt, dazu einen verschmitzten schelmischen Ausdruck und ein großes Repertoire an Mimik und Gestik. Kein Wunder, dass das Publikum sofort mitgeht und zeitlos-treffsichere Spitzfindigkeiten wie: "Dummheit, die man bei andern sieht, wirkt meist erheiternd aufs Gemüt" oder, zum Thema Lüge: "Da lob ich mir die Höflichkeit, das zierliche Betrügen. Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid und allen macht's Vergnügen", mit Applaus und Gelächter honoriert. Stief bringt kleine Aphorismen, aber auch längere Gedichte über Eitelkeit, Liebe, menschliche Narretei und tierische Schlauheit zu Gehör. Dazu teils groteske Geschichten, wie die in kaum einer Gesamtausgabe zu findende über den "Geigenseppel". Dabei wird deutlich, dass Busch sich nicht der vordergründigen Heiterkeit, sondern hintersinnigem, oft schwarzem Humor verschrieben hat. "Das Schöne daran ist aber, dass es immer eine versöhnliche Pointe gibt, Charme, der die böse Kritik annehmbar macht", sagt Bernd Stief, der an Buschs Werk besonders die Kombination von literarischem Können und Satire schätzt. Satire, die immer auch eine weise und philosophische Note hat, die Stief besonders zum Ende seines Programms herausstellt. Da geht es um die Vergänglichkeit und die Bilanz des Lebens, die - so fasst es Busch in nachhallende Worte - durch Genuss deutlich zufrieden stellender ausfällt: "...so tragt mich in die Kammer, auszuruhen in Ewigkeit - ohne Katzenjammer."

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