Steillagen als i-Tüpfelchen der Region

Viele Mosel-Winzer leiden unter niedrigen Fasswein-Preisen und mangelnder Nachfrage. Existenzen sind gefährdet. Etwa 150 Gäste waren zum "Weinpoltischen Frühschoppen" im Rahmen der Kirmesfeier nach Longuich gekommen. Vertreter aus Politik und Weinwirtschaft diskutierten über die momentane Situation der Winzer an der Mosel.

Longuich. (kat) Die Podiumsteilnehmer schwangen in Longuich keine Sonntagsreden, sondern sprachen Klartext: Der Mosel-Wein stecke in der Krise: Die Weinfässer seien voll, die Nachfrage gering, die Preise niedrig. Zahlen belegen die Misere: Der Landtagsabgeordnete Manfred Nink (SPD) sprach von 30-prozentigen Verlusten an der Mosel.

"Wo steht der Moselwein? Werden die Steillagen ganz wegfallen?", fragte Moderatorin Kathrin Schlöder, Ortsbürgermeisterin von Longuich, in die Runde. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster meinte, die Probleme seien lokal sehr unterschiedlich und müssten langfristig angegangen werden. "Vor zehn Jahren hatten wir das gleiche Thema." Kurzfristige Lösungen müssten auf Landesebene erzielt werden. Möglichkeiten für die Winzer, liquid zu bleiben, sah er in Krediten durch die Investitions- und Struktur-Bank (ISB) des Landes.

Das Wort "Steillage" als Zungenbrecher



Staatliche Förderungen waren mehrmals Thema der weitestgehend sachlichen Diskussion: Walter Clüsserath vom Bauern- und Winzerverband betonte: "Wir fordern einen Euro Berg-Bauern-Prämie pro Quadratmeter." Darin sieht er eine Möglichkeit, Steillagen erhalten zu können. "Die Winzer rufen sofort nach staatlicher Unterstützung", kritisierte Thomas Schmitt von der Weinkellerei Schmitt&Söhne aus Longuich. Der Weg müsse ein anderer sein: eine neue Vermarktungsstrategie. "75 Prozent der Amerikaner haben keine Vorstellung, woraus Wein gemacht wird. Sie halten Wein für ein chemisches Gebräu." Auch sei die "Steillage" nicht im Ausland vermarktbar. "Das Wort bricht jedem Englischsprachigen die Zunge."

Die viel zu hohe Regulierung blockiere seiner Meinung nach zudem die Kreativität in der freien Marktwirtschaft stark. Und er verdeutlichte, dass die Winzer nicht nur Opfer seien: Die "Goldgräber-Stimmung" an der Mosel sei Mitverursacher der Situation. Damit wies er auf das "Zocken" um Preise hin.

Einig waren sich die Podiums teilnehmer über die Bedeutung der Steillagen: "Die steilen Weinbergshänge sind das Aushängeschild und wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Region. Verliert die Steillage, verliert auch der Tourismus", sagte Werner Kirchhoff von der Moselland eG.

Dabei spielt der Urlauber, der den Moselwein vor Ort kennenlernt, eine wichtige Rolle bei der Vermarktung.

Deutlich wurde während der Diskussion auch, dass der Weinbau an de Mosel an vielen Stellen krankt: Es sei symptomatisch, dass auf dem Podiumstisch kein lieblicher Wein zu finden sei, beanstandete Clüsserath. Er kritisierte die "Trocken-Welle".

"Jeder muss an seiner Stelle helfen, die Dinge zu verbessern", meinte Manfred Nink. Er betonte aber auch: "Wir können nicht die Mittel zur Verfügung stellen, um jetzt ein Problem zu lösen, das wir nächstes Jahr wieder haben."

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