Steinbruch: Luxemburger befürchten Schadstoffe "Ich hoffe, wir werden beteiligt"

Die Bürgerinitiative "Stoppt den Megasteinbruch Südeifel" (SMS) hat erstmals Bürger aus Luxemburg über das von der Firma Stolz (Hillesheim) bei Ralingen-Olk geplante Großprojekt informiert.

Rosport/Ralingen. Auf einer Fläche von mindestens 80 Hektar (ursprünglich war von 220 Hektar die Rede) sollen ein Kalkstein-Steinbruch, ein Zementwerk und eine Müllverbrennungsanlage auf einer Hochebene bei Olk errichtet werden. Bekannt ist dies seit Juni 2008 (siehe Chronologie), aber bis heute gibt es von dem potenziellen Investor, der Firma Stolz aus Hillesheim (Vulkaneifelkreis), nur Absichtserklärungen. Es gab zwar schon sechs Probebohrungen, aber ein konkreter Antrag auf Ausbeutung der Rohstoffe ist noch nicht bei der Genehmigungsbehörde, der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, gestellt worden.

Ein Hauskäufer wurde schon abgeschreckt

 Romain Osweiler. TV-Foto: A. Follmann

Romain Osweiler. TV-Foto: A. Follmann



Am Dienstagabend informierte die Bürgerinitiative "Stoppt den Megasteinbruch Südeifel" (SMS) erstmals in Luxemburg über das Vorhaben. "Die Emissionen kennen keine Landesgrenzen", sagte SMS-Sprecher Gerd Eiden. Auch das in Sichtweite zum Steinbruch-Plateau liegende Rosport werde die negativen Auswirkungen eines Steinbruchs mit Zementwerk und Müllverbrennungsanlage zu spüren bekommen. Diplom-Geograf Eiden führte den etwa 70 Bürgern anschaulich vor Augen, was ihnen das Großprojekt bescheren könnte: Zerstörung der intakten Landschaft mit Einbußen im Tourismus, Umweltgifte aus der Müllverbrennung, Lärm, Dreck und Feinstaub als Folge des Kalksteinabbaus, ein Verkehrskollaps auf der B 51 durch zusätzlich 800 LKW-Fahrten täglich und schließlich der Wertverlust der Häuser. Die Bürgerinitiative (BI) zitiert Maklerdaten, wonach die Immobilien in der Nähe von industriellen Großanlagen um zehn bis 30 Prozent im Wert sinken. "Eigentlich müsste man wegziehen, wenn der Steinbruch kommt, aber man wird ja nicht mal sein Haus los", meinte BI-Aktivist Klaus Ritter. Er berichtete, dass in Olk bereits ein Interessent vom Kauf eines Hauses zurückgetreten sei, nachdem er von den Steinbruch-Plänen erfahren habe. Ritter selbst ist vor 30 Jahren aus dem Schatten der Ruhrpott-Schornsteine in die unberührte Sauerlandschaft gezogen. Jetzt ist er besorgt, dass ihn die Vergangenheit einholt.

Ritter und Eiden sind davon überzeugt, dass "der Stolz als mittelständisches Unternehmen so ein großes Vorhaben nicht alleine stemmen kann". Er halte sich bedeckt, von großen Konzernen im Hintergrund sei nichts bekannt. Laut Bürgerinitiative ist der Zement-Bedarf in Deutschland mehr als gedeckt. Lukrativ seien hingegen Verbrennungsanlagen, die zur Zementproduktion mit Müll, auch mit Sondermüll, befeuert werden. Rosport. (alf) Zur geplanten Ansiedlung eines Steinbruchs mit Zementwerk bei Olk äußert sich Romain Osweiler, Ortsbürgermeister der luxemburgischen Sauergemeinde Rosport, im Gespräch mit dem TV.

Die Gemeinde Rosport hat zusammen mit der Bürgerinitiative zu einem Info-Abend eingeladen. Das hat auf deutscher Seite noch keine Gemeinde gemacht.

Osweiler: Unseren Bürgern sollen alle Informationen zugänglich sein. Deshalb haben wir auch Einladungen für den Info-Abend als Handzettel in jeden Haushalt in Rosport verteilt.

Wie beurteilen Sie das geplante Projekt?

Osweiler: Wir liegen an der Sauer in einem besonders schützenswerten Natura 2000-Gebiet und müssen für jedes kleine Bauprojekt hohe Umweltauflagen erfüllen. Den deutschen Kollegen geht das ja nicht anders. Ich würde es nicht verstehen, wenn dann andererseits ein so großer Steinbruch genehmigt werden sollte.

Ist das Thema Steinbruch Olk in Luxemburg schon politisch diskutiert worden?

Osweiler: Meines Wissens nicht. Aber ich hoffe, dass wir als Gemeinde, die Luftlinie nur zwei Kilometer entfernt liegt, auch in irgendeiner Form beteiligt werden, wenn das Vorhaben einmal konkret werden sollte.September 2008:

Chronologie Juni 2008: Erstmals taucht der Steinbruch mit Zementwerk in einem "Kurzprofil" auf. Das Papier wird Ratsmitgliedern von Anrainergemeinden im nichtöffentlichen Teil von Gemeinderatssitzungen zugänglich gemacht. Danach möchte die Firma Stolz auf einer Fläche von rund 220 Hektar bei Olk Kalkstein abbauen. Es ist von einem Mindestvorkommen von 130 Millionen Tonnen die Rede, die Mindestlaufzeit soll 60 Jahre betragen, das Investitionsvolumen 200 bis 250 Millionen Euro. September 2008: Erste Probebohrungen sollen Aufschluss über das Kalkstein-Vorkommen geben. Oktober 2008: Von den mehr als 20 Landeigentümern wollen offenbar mehrere verkaufen. Knapp ein Euro ist der Quadratmeter Ackerland wert. Gerüchten zufolge will der Investor 20 Euro zahlen. Einige Landwirte, die dort Land gepachtet haben, sagen, dass eine Nutzung als Steinbruch ihre Existenz bedroht. November 2008: Die BI "Stoppt den Megasteinbruch Südeifel" nimmt ihre Arbeit auf. Der geplante Steinbruch ist Thema einer Anfrage der SPD-Fraktion im Mainzer Landtag. Januar 2009: Stolz bietet Grundstücksbesitzern vier Euro pro Quadratmeter und sagt, bei den Probebohrungen habe sich herausgestellt, dass das Material "überwiegend nur die Verwertung in der Zementproduktion erlaubt". Den Flächenbedarf gibt er jetzt mit "Minimum 80 Hektar" an. Februar 2009: Die Kirchengemeinde Ralingen will kein Land veräußern; die Gemeinde Ralingen beschließt, keine Wege zu verkaufen. April 2009: Stolz bittet die Genehmigungsbehörde, die Kreisverwaltung Trier-Saarburg, um einen Gesprächstermin, um "Verfahrensfragen" zu klären. Der Kreis fordert beim Investor detailliertere Projektdaten an. August 2009: Die Bohrer drehen sich wieder; diesmal gibt es im westlichen Teil Kernbohrungen. (alf)

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