Stille in der Leitung und fluchende Kunden

Newel-Butzweiler · Rund fünf Tage lang war in Butz weiler das DSL-Netz der Telekom ausgefallen. Festnetzanschlüsse blieben tot, ebenso das Internet. Ursache war der Ausfall einer Hauptleitung zwischen Kordel und Butzweiler. Erst am Mittwochabend war der Schaden behoben, und die DSL-Anschlüsse funktionierten wieder.

 Einwahl ins Internet gescheitert: Auch am Mittwoch geht in Butzweiler nichts mehr. TV-Foto: Friedemann Vetter

Einwahl ins Internet gescheitert: Auch am Mittwoch geht in Butzweiler nichts mehr. TV-Foto: Friedemann Vetter

Newel-Butzweiler. "Ein DSL-Ausfall in Butzweiler?" - Jürgen Ihl in der Einsatzzentrale der Trie rer Berufsfeuerwehr, wo im Notfall alle Fäden zusammenlaufen, ist überrascht. "Wir sind von der Telekom nicht unterrichtet worden, obwohl die Notrufnummern dort für DSL-Kunden nur noch per Handy erreichbar sind. Zum Glück ist über Silvester nichts passiert." Er werde den Fall weiterleiten, denn das müsse untersucht werden. Seit vergangenen Freitag geht bei uns nichts mehr", sagt Margret Kreissel, deren Mann in Butz weiler einen Handel mit Zweiradzubehör betreibt. Per Handy habe er sich durch die Callcenter der Telekom durchtelefoniert - und sei auf Dienstag oder Mittwoch nach dem Jahreswechsel vertröstet worden. Der Ausfall hatte viele DSL-Kunden kurz vor dem Jahreswechsel kalt erwischt. An Silvester brach zeitweise auch das überlastete Handynetz zusammen. Alle befragten Betroffenen berichten von hilflos klingenden Antworten des Netzbetreibers. Auch von einem nicht genauer lokalisierten Erdrutsch sei die Rede gewesen. Die Arztpraxis am Ort, das Lebensmittelgeschäft, Privatleute, Bankfilialen: Überall herrscht seit Tagen der Ausnahmezustand. Etwa bei der Volksbankfiliale. Wie Sprecherin Melanie Frieden auf Anfrage bestätigt, sind von dem Ausfall auch die Geldautomaten in Butzweiler betroffen. Frieden: "Wir versuchen, den normalen Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten."Den Allgemeinmediziner Dr. Ismail Nofal erreicht man nur übers Handy, auf das er alle Festnetzanrufe umleitet. "Eine teure Lösung, und das seit fast einer Woche", sagt der Arzt. Er erinnert sich an einen ähnlichen Ausfall im Frühjahr 2012 - damals schwieg die Leitung aber "nur drei Tage lang".Auch Architekt Günther Strauch ist seit Tagen abgeschnitten. Besonders ärgert ihn das ausweichende Verhalten und die langsame Reaktion der Telekom. Und an einen Erdrutsch glaubt er schon gar nicht. Strauch: "Es liegt an der alten Hauptleitung, die von Kordel rüberkommt. Die ist anfällig gegen starke Niederschläge. Das war ja nicht der erste Ausfall, allerdings so lange haben wir noch nie dagesessen. Seit Donnerstag war denen die Störung bekannt, aber die haben über die Tage keinen Finger gerührt." Erst am Mittwochvormittag seien erste Telekomaktivitäten rund um Butz weiler festgestellt worden. Strauchs These von der anfälligen alten Hauptleitung zwischen Kordel und Butzweiler wird schließlich vom Betreiber selbst bestätigt. Auf Anfrage des TV forscht Telekomsprecher Andre Hofmann nach. Am Mittwochnachmittag kommt die Antwort: "Von einem Erdrutsch ist nichts bekannt. Eingedrungene Nässe hat das Kabel zwischen Kordel und Butzweiler lahmgelegt." Man sei dabei, ein Ersatzkabel einzuziehen. Am Mittwochabend erwachen dann Bildschirme und Telefone wieder zum Leben. Meinung

Verantwortungsloser GleichmutTechnik kann versagen - egal ob der Anlasser am Auto streikt, die undichte Waschmaschine leckt oder ob in einem Ort fast die komplette Telefon- und Internetversorgung ausfällt. Bei streikenden Waschmaschinen oder Anlassern handelt es sich in der Regel um private Katastrophen mit überschaubaren Ausmaßen - der Ausfall eines DSL-Netzes zieht weitere Kreise - erst recht, wenn auch der Festnetzzugang zu Notrufnummern gekappt ist. Die Frage ist, wie der Betreiber darauf reagiert - Feiertage hin oder her. Gut fünf Tage nach den ersten Störungsmeldungen wird gehandelt und eine regenanfällige Hauptleitung ersetzt. Doch die Einsatzzentrale der Feuerwehr erfährt erst vom TV über den Ausfall. Zudem war das Problem mit der Hauptleitung wohl seit langem bekannt und auf die lange Bank geschoben worden. Fazit: Ein verantwortungsloser Umgang mit Kunden, die vom Netzbetreiber abhängig sind. f.knopp@volksfreund.de

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