"Straßendamm" erzürnt Anwohner

Thörnich · Thörnicher Bürger sind aufgebracht, weil derzeit im Neubaugebiet "Hinter dem Kreuzweg" eine Straße gebaut wird, die bis zu 70 Zentimeter über dem bisherigen Niveau liegt. So werde heute auf ebenem Gelände gebaut, rechtfertigen sich der Planer und der Ortsbürgermeister.

Thörnich. Winzer Klaus Thul und seine Nachbarn sind derzeit nicht gut auf Ortsbürgermeister Hans-Peter Brixius und die Bauabteilung der Verbandsgemeinde Schweich zu sprechen. Anlass ihres Grolls ist ein Neubaugebiet mit 33 Baustellen, das derzeit in dem 180-Einwohner-Örtchen an der Mosel entsteht.
Die Anlieger befürchten, dass durch die Höherlegung der Straßen Regenwasser auf ihre Grundstücke läuft. Klaus Thul glaubt zudem, dass sein Weinberg zwischen seiner Vinothek und dem künftigen Baugebiet Schaden nimmt. "Der liegt später einmal einen Meter unter dem Straßenniveau. Da sammelt sich Staunässe und der Weinberg wird zum Frostloch. Mit Maschinen kann ich den nicht mehr bewirtschaften."
Die Gemeinde habe über die Köpfe der Bürger entschieden, beschweren sich die Anwohner. Von Anfang an sei man nicht in die Planungen einbezogen worden. Auch zu den Erschließungskosten gebe es keine Informationen. Wegen der großen Grundstücke seien da sechsstellige Beträge zu erwarten. Drei Anlieger hätten bereits an die Gemeinde verkaufen müssen. Außerdem entstünden zusätzliche Kosten, weil die Grundstücke später angeglichen werden müssten. Weitere Kritik: Thörnich sei zu klein für ein so großes Baugebiet. Die ganze Sozialstruktur des Ortes werde umgekrempelt.
Noch im Februar habe Ortsbürgermeister Brixius mehreren Bürgern zugesagt, dass der Straßendamm zurückgebaut werde, sagt Klaus Thul. Der Weg "Hinter dem Kreuzberg" ist teilweise mit Schotter aufgeschüttet worden. Am Kreuzungspunkt "Im Bungert", wo mit 70 Zentimetern das Straßenniveau später einmal am höchsten sein soll, ragen mehrere Kanalschächte aus dem Boden.
Seit 1970 Bauerwartungsland



Dass sich die Bürger übergangen fühlen, kann Hans-Peter Brixius nicht nachvollziehen: "Schon seit 1970 ist das Gelände Bauerwartungsland und es gab ein Umlegungsverfahren, an dem die Grundstücksbesitzer beteiligt wurden." Auch sei die Planung in öffentlichen Ratssitzungen eingehend vorgestellt worden. Laut Brixius hat eine Befragung im Ort ergeben, dass innerorts nur eine Baustelle verkäuflich sei. Interessenten, die in Thörnich bauen wollten, gebe es dagegen viele. Der Kreis habe auf einem Bebauungsplan bestanden, also habe man dies auch so umgesetzt, sagt der Ortsbürgermeister.
Ein Rückbau der Straße koste 35 000 Euro. Brixius: "Das kann sich die Gemeinde nicht leisten. Die Ausgabe würde auch von der Aufsichtsbehörde nicht genehmigt." Die Höherlegung der Straße rechtfertigt der Ortsbürgermeister damit, dass diese Variante heute üblich und auch kostengünstiger sei.
Das bestätigt Ingenieur Bruno Porten von der Bauabteilung der Verbandsgemeinde Schweich. "So wird heute gebaut. Das haben wir im Ermesgraben in Schweich auch so gemacht." Laut Porten läuft kein Wasser in die Grundstücke, die Auswirkungen auf Weinberge könne er nicht beurteilen. Das Gefälle ab der Bungert-Kreuzung betrage zu beiden Seiten 0,5 Prozent, in Richtung Vinothek 2,5 Prozent. "Das sind Werte wie bei einem Gehweg, das sieht man später mit bloßem Auge nicht", sagt der Ingenieur. Die Alternativlösung für Thörnich seien sogenannte Pendelrinnen. Das Auf und Ab bei der Wasserführung sei allerdings teurer, weil alle 30 Meter ein Regeneinlauf gebaut werden müsse. Diese Variante wähle man eher im Bestandsausbau, sagt Porten, nicht aber in Neubaugebieten.

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