Streit um die Abc-Schützen von übermorgen: Verbandsgemeinde Trier-Land und Schulaufsicht erneut uneins über Notwendigkeit neuer Klassen

Zemmer/Newel · Zu viele Grundschüler. Vor diesem Problem steht die Verbandsgemeinde Trier-Land. Sie muss an zwei Standorten mehrere Hunderttausend Euro investieren. Doch es gibt Streit mit der Schulaufsicht.

Das Leben ist manchmal ungerecht. Während beispielsweise in Ralingen und Langsur seit Jahren eher kleine Jahrgänge eingeschult werden und in Schöndorf die Klasse 1 mangels Anmeldungen ausfällt, platzen andere Schulen fast aus allen Nähten (siehe Extra).

In Trierweiler sind aufgrund des Zulaufs zwei neue Klassenräume gebaut worden, die am 14. Oktober eingeweiht werden.

Nach Ansicht der Mitglieder des Verbandgemeinderats Trier-Land muss am Schulstandort Newel-Butzweiler und in Zemmer-Rodt ebenfalls gebaut werden. Das sieht die Schulabteilung bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier anders.

Denn die Behörde hat ein Problem mit der Nachhaltigkeit der geplanten Erweiterungen. Geld vom Land gibt es nämlich nur dann, wenn auf Dauer auch Bedarf für mehr Räume da ist. Um das herauszufinden, wird hochgerechnet, wie viele Abc-Schützen es gibt.

Das lässt sich natürlich höchstens für sechs Jahre prognostizieren, da die dann folgenden Schulanfänger derzeit noch nicht auf der Welt sind. Ein neues Baugebiet oder der Zuzug von Flüchtlingen - derzeit leben 81 in Zemmer - lassen all diese Prognosen schnell zu Makulatur werden.

Die Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land hat schon in weniger als sechs Jahren in Butzweiler und Rodt ein Problem. Sollte die Zahl der Anmeldungen bei mindestens 25 liegen, müssten laut Schulgesetz zwei Klassen gebildet werden. Platz gibt es jedoch nur für eine.Nur Platz für eine Klasse


Im Fall Butzweiler zeichnet sich womöglich eine Lösung ab. Denn fast wie aus heiterem Himmel hat die ADD der VG mitgeteilt, dass sie der Schule dann doch 20 zusätzliche Quadratmeter Raum zubilligt.

Die Pläne für eine ebenerdige Erweiterung des Gebäudes hat ein Ingenieurbüro in der jüngsten Verbandsgemeinderatssitzung vorgestellt. Doch es muss noch viel geplant und gerechnet werden. Dabei drängt nach Worten von Bürgermeister Wolfgang Reiland die Zeit, da zum neuen Schuljahr 2016 Platz gebraucht wird.

Ähnlich sieht es in Rodt aus. Auch dort platzt die Schule aus allen Nähten. An diesem Standort kommt hinzu, dass zusätzlich noch überlegt werden muss, ob nicht die alte Schule in Zemmer reaktiviert werden kann. Nach Auskunft des Ingenieurbüros wäre das eine teure Angelegenheit. Rund eine Million Euro müssten investiert werden. Vermutlich etwas mehr als 700 000 Euro würde es kosten, am Standort Rodt drei Räume anzubauen.

Der Verbandsgemeinderat hat sich deshalb für einen Anbau ausgesprochen und ist kampfbereit. Schon im Fall Trierweiler wäre die VG notfalls vor das Verwaltungsgericht gezogen, um den Bau von zwei Räumen zu erstreiten. Auch bei den nun anstehenden Projekten soll notfalls das Gericht dafür sorgen, dass für alle Klassen ausreichend Platz ist.Meinung

Scheinargument Nachhaltigkeit
Da stimmt doch was nicht im System. Da gibt es Schulen, die aus allen Nähten platzen, weil es zu viele Kinder für zu wenig Klassen gibt. Und die Schulträger müssen mit der Schulaufsicht fast bis vor das Gericht ziehen, damit der Bedarf überhaupt anerkannt wird. Weil so ein neuer Raum ja möglicherweise nicht nachhaltig ist, da in sechs oder sieben Jahren möglicherweise weniger Kinder da sind. Auf der anderen Seite lässt dieselbe Schulbehörde zig Grundschulen bestehen, wo auch in ein paar Jahren zu wenig Kinder da sein werden, um überhaupt eine Klasse pro Jahrgang zu bilden. Das ist wirklich nicht nachhaltig. Dazu hört man jedoch kein Wort aus der Behörde. Wahrscheinlich, weil sonst Proteste zu erwarten sind. Dabei wäre gerade bei der Frage nach der Zukunftsfähigkeit die Hartnäckigkeit der Schulbehörde gefragt. Denn wie in der VG Ruwer sind bisher alle Versuche im Ansatz gescheitert, eine zukunftsfähige Schulstruktur zu entwickeln. Da ist es einfacher, darüber zu streiten, ob es 2020 20, 24 oder 27 Abc-Schützen gibt. h.jansen@volksfreund.deExtra

In der Verbandsgemeinde Kell wird derzeit überlegt, mehrere Grundschulen aufzugeben. Schon jetzt gibt es mehrere räumlich getrennte Standorte. Dabei werden Klassen an verschiedenen Orten unterrichtet. Ähnlich ist die Situation in Mertesdorf-Kasel (Verbandsgemeinde Ruwer). Auch in dieser VG wollte der zuständige Verbandsgemeinderat die Grundschulstruktur neu ordnen. Doch am Ende konnte sich das Gremium nicht auf ein Vorgehen einigen. Die Folge ist unter anderem, dass die Grundschule Schöndorf weiter besteht, obwohl es kein erstes Schuljahr gibt. Auch für 2016/17 tendieren die Eltern der Schulanfänger wohl eher zum nahe gelegenen Standort Gusterath. In Schweich wird eine Grundschule komplett neu gebaut und der alte und zu kleine Standort im Bodenländchen aufgegeben. Rund 14 Millionen Euro soll der Neubau kosten. har

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