Tanzmusik war für sie die beste Schule

Waldrach · Heinrich Mertes und Günter Kohlhaas sind echte Musiker-Urgesteine. Beide spielen unter anderem seit 62 Jahren in der Winzerkapelle Waldrach, mit der sie schon weit herumgekommen sind. Am Sonntag treten sie beide bei der Laurentiuskirmes auf.

 Bei Heinrich Mertes (links) und Günter Kohlhaas genießt die Blasmusik einen hohen Stellenwert. Ein Leben ohne Musik könnten sich die beiden Waldracher gar nicht vorstellen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Bei Heinrich Mertes (links) und Günter Kohlhaas genießt die Blasmusik einen hohen Stellenwert. Ein Leben ohne Musik könnten sich die beiden Waldracher gar nicht vorstellen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Waldrach. Auf die Goldenen Ehrennadeln, die ihnen die Bundesvereinigung deutscher Musikverbände verliehen hat, sind sie natürlich stolz (der TV berichtete). Doch viel wichtiger ist ihnen etwas anderes. "Ich mach einfach gern Musik", bringt Heinrich Mertes, der kaum eine Probe verpasst, auf den Punkt, was auch Günter Kohlhaas seit mehr als sechs Jahrzehnten motiviert. Moderne Stücke spielen sie daher ebenso gern wie andere - und das, obwohl sie als Ehrenmitglieder der Winzerkapelle längst zu deren Senioren zählen.
Denn sie schätzen auch die "richtige Freundschaft" mit den Musikerkollegen, deren Partner sich ebenfalls gut verstehen. Sie feiern nicht nur gern zusammen, sondern gehen auch mal zusammen spazieren und die jährlichen Vereinsfahrten sind nach wie vor beliebt: "Das ist ja das, was den Verein zusammenhält", sind beide überzeugt.
Big Band bei Laurentiuskirmes


Seit 1952 sind Flügelhornist Mertes und Bariton-Saxofonist Kohlhaas dabei. Damals startete der 1928 gegründete Verein mit 30 Musikern wieder neu durch. Ihr erster Dirigent sei sehr streng gewesen, erinnert sich der frühere Winzer Mertes: "Wenn einer nicht genug geprobt hatte, schickte er ihn wieder heim." Was heute undenkbar wäre, führte damals zum Erfolg.
Denn Dirigenten waren oft auch die einzigen Lehrer, deren Schüler sich die seltene Abwechslung nicht verscherzen wollten. "Es gab ja kein Fernsehen und kein Auto", sagt Mertes. Er denkt noch heute gern zurück an die gemeinsamen Fahrten zu Auftritten, die sie beständig weiter weg führten. So erfreuten sich jahrzehntelang regelmäßige Touren zu Musikfreunden ins bayerische Altenkunstadt großer Beliebtheit. Unvergessen sind zudem Auftritte wie bei den Landesgartenschauen in Trier und Koblenz, wo die Waldracher auch beim Rheinland-Pfalz-Tag aufspielten, oder bei der Mosellandausstellung für eine Livesendung im Radio.
Das musikalische Talent liegt beiden Musikern im Blut. Kohlhaas übte kaum vier Wochen Saxofon, als er auch schon zum Tanz aufspielte. Kohlhaas erinnert sich an gerade mal drei Klarinettenstunden des damaligen Dirigenten: "Alles andere habe ich mir selbst beigebracht."
Auch für ihn war die Tanzmusik eine gute Schule. "Die spielten alle ohne Noten", erinnert er sich an die Älteren. Von 1957 bis 1975 war er mit den Ruwertalboys unterwegs, einem Trio aus Saxofonist, Akkordeonist und Schlagzeuger, das auch mal Sänger wie Heino begleitete.
Mit jungen Musikern aus Waldrach und Kasel gründete er die 15-köpfige Big Band Ruwertal, die bis heute immer wieder auftritt - etwa auf Moselkreuzfahrtschiffen oder bei der von der Winzerkapelle ausgerichteten St. Laurentiuskirmes in diesem Jahr am Sonntagabend, 10. August.
Nebenbei spielte der Werkzeugmacher im RWE-Unterhaltungsorchester Trier, das er später 20 Jahre leitete und für das er auch selbst Stücke arrangierte. Mit diesem Orchester trat er bei Wohltätigkeitskonzerten oder auch in Südtirol für den Bergrettungsdienst auf. Der heimischen Winzerkapelle beschert sein Engagement einen soliden Musikerstamm aus allein sieben Musikern seiner Familie.

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