Teilsieg durch Protest und Verhandlung

Im Streit um die geplante Groß-Solaranlage auf der Kenner Sang zeichnet sich eine Kompromiss-Lösung zwischen den Projektträgern und den Standortgegnern aus Trier-Ruwer ab. Vermutlich werden sich beide Seiten auf eine weiter abgespeckte Version mit zusätzlichen landschaftsgestalterischen Maßnahmen einigen.

 Vergeblich protestiert hatte ein Bauer – Ackerbau wird es auf der Kenner Sang auch im Fall der angedachten Lösung nicht mehr geben. TV-Foto: Archiv/Hans-Wilhelm Grobe

Vergeblich protestiert hatte ein Bauer – Ackerbau wird es auf der Kenner Sang auch im Fall der angedachten Lösung nicht mehr geben. TV-Foto: Archiv/Hans-Wilhelm Grobe

Kenn/Trier-Ruwer. Das als Standort vorgesehene Gelände grenzt an den oberen Ortsrand von Trier-Ruwer. Es umfasst etwa 30 Hektar und ist Eigentum der Ortsgemeinde Kenn. Die Münchener Phoenix Solar AG plante dort in Kooperation mit der Bürgerservice Trier GmbH eine Photovoltaik-Anlage in der Größenordnung von rund 21 Hektar. Viele Ruwerer nutzen die Sang für ausgiebige Spaziergänge und als landschaftlich attraktive Verbindung zum Longuicher Wald. Die Nachricht von der geplanten Anlage löste eine Protestwelle aus. Es bildete sich eine Bürgerinitiative, aus der der Verein "Naherholung Ruwer" hervorging. Notfalls wollte der Verein auch gerichtlich gegen das Projekt vorgehen und sammelte eine nicht unerhebliche Summe für mögliche Prozesskosten.

Ob es tatsächlich zu diesem äußersten Fall kommt, ist inzwischen fraglich, da beide Seiten nun auf einen Kompromiss hinarbeiten. Den Anstoß dazu gab ein Gespräch im Trierer Rathaus, an dem Vertreter des Vereins, des Bürgerservices sowie Oberbürgermeister Klaus Jensen und Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani teilnahmen. Aus dem Gespräch und weiteren Treffen mit dem Bürgerservice ging eine Kompromiss-Idee hervor: Die durch die Anlage verlorengegangene Naherholungsqualität des Geländes könnte durch landschaftsgestalterische Maßnahmen auf der verbleibenden Restfläche kompensiert werden. Die Gesamtfläche der Anlage würde zudem reduziert - sie endete nicht mehr an der Gemarkungsgrenze zu Trier-Ruwer. Stattdessen blieben am nördlichen Rand in Richtung Kenn, westlich in Richtung Ruwer und südlich in Richtung Eitelsbach jeweils 50 Meter breite Geländestreifen erhalten. Diese Streifen könnten landschaflich mit Wegen und Bäumen gestaltet werden. Angedacht ist auch ein dichter begrünter Sichtschutz rund um die Anlage.

Der Sprecher des Vereins "Naherholung Ruwer", Karl Pickan: "Natürlich wird durch die Gestaltung aus einem ungeeigneten Standort kein geeigneter Ort für die Anlage. Uns geht es lediglich darum, das Prozessrisiko für die Ruwerer Bürger zu vermeiden und gleichzeitig das Bestmögliche für die Kenner Sang zu erreichen."

Die Kompromiss-Lösung soll nun im Detail der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dazu sind alle Interessierten am morgigen Donnerstag, 30. Oktober, um 20 Uhr ins Feuerwehrhaus Ruwer an der Hermeskeiler Straße eingeladen.

Meinung

Viel vermeidbare Aufregung

Der Streit um den Solar-Standort auf der Kenner Sang scheint eine überraschende Wende zu nehmen: Die Standortgegner signalisieren Bereitschaft, eine etwas reduzierte Photovoltaik-Anlage zu akzeptieren, wenn ihre Erbauer für eine landschaftlich ansprechende Umgebung sorgen. Der Bürgerservice Trier seinerseits ist bereit, die Landschaftsgestaltung auf eigene Rechnung zu realisieren. Eine optimale Lösung wäre dies für keine der beiden Seiten. Aber dies ist das Wesen des Kompromisses: Er lebt von gegenseitigen Zugeständnissen. Allerdings hätten sich viel Aufregung, Empörung und Emotionen vermeiden lassen, wenn der Bürgerservice, die Firma Phoenix und die Gemeinde Kenn gleich das Gespräch mit der Stadt Trier und dem Stadtteil Ruwer gesucht hätten, statt einfach mit der solaren Tür ins Haus zu fallen. f.knopp@volksfreund.de

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