Tennishaus als Funkstation

KORLINGEN/GUTWEILER. Ähnlich wie in vielen Orten auf dem Lande kämpfen auch die Internet-Nutzer in Korlingen seit Jahren um einen schnellen Breitband-Anschluss (DSL). Da die Deutsche Telekom jedoch auf die Wünsche nicht entsprechend reagierte, soll auch in Korlingen ein Privatanbieter für Abhilfe sorgen.

 Dort könnte der Sender stehen: Ratsmitglied Thomas Stelker (links) und Ortsbürgermeister Kurt Koppka schauen vom Gutweilerer Tennishaus in Richtung Korlingen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Dort könnte der Sender stehen: Ratsmitglied Thomas Stelker (links) und Ortsbürgermeister Kurt Koppka schauen vom Gutweilerer Tennishaus in Richtung Korlingen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Begonnen hatte das Projekt "DSL-Anschluss" in Korlingen mit privaten Anträgen verschiedener Nutzer an die Telekom. Doch der magenta-rote Riese antwortete nur mit Hinweisen auf die wenig beliebte, da langsamere Möglichkeit eines SAT-DSL-Anschlusses. Der Ärger wuchs. Ortsbürgermeister Kurt Koppka: "Auch in Korlingen fühlte man sich verschaukelt. Und bei unseren Gewerbetreibenden ging es auch um die Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Der fehlende DSL-Anschluss ist auch für Wohnungsvermieter problematisch. Insbesondere durch den hohen Anteil an studentischen Mietern in Korlingen."Telekom verweist auf die Kosten

Auf vielfachen Wunsch nahm sich dann 2005 der Ortsgemeinderat der Sache an, und Ratsmitglied Thomas Stelker wurde mit der Koordination des DSL-Projekts beauftragt. Keine Wirkung erzielte im März 2006 eine Unterschriftenaktion - die Telekom verweist lediglich auf rund 317 000 Euro, die sie in den Netzausbau in Korlingen investieren müsste. Der Vorschlag der SPD-Fraktion im Rat, einen DSL-Verein wie in Fell zu gründen, fand keine Mehrheit. "Zu viel Zeitaufwand für die Beteiligten und dazu das finanzielle Risiko", hieß es. Im Frühsommer 2006 wurde die Verbandsgemeinde (VG) Ruwer aktiv und holte Angebote verschiedener Firmen ein. Bei einer weiteren Unterschriftenaktion meldeten sich rund 100 Interessenten. Bürgermeister Bernhard Busch: "Das Angebot der Firma Net-Art war das günstigste und erschien im Vergleich auch als das technisch zukunftsträchtigste." In Lorscheid seien dank Net-Art bisher rund 40 Nutzer in den Genuss des Hochgeschwindigkeitsanschlusses gekommen. Anders liege der Fall in Korlingen, das auf seiner Gemarkung keinen geeigneten Senderstandort besitze. Versorgungsdichte von über 90 Prozent möglich

Tatsächlich befinden sich die einzig geeigneten Plätze, von denen aus der größte Teil Korlingens erreicht werden könnte, in der Nachbargemeinde Gutweiler. Infrage kommen dort das Dach der Altenberghalle und das Tennishaus, das auf gemeindeeigenem Grund errichtet worden ist. Koordinator Thomas Stelker: "Das Tennishaus in Gutweiler wäre der optimale Standort, weil die Funkwellen von dort aus den größten Teil Korlingens erreichen." Er wäre auch bereit, auf seinem Haus an der Korlinger Valentinstraße einen Umsetzer zu installieren. "Über das Tennishaus in Gutweiler und den Umsetzer wäre Korlingen dann zu über 90 Prozent angeschlossen. Eine 100-prozentige Versorgung Korlingens wird leider wegen der schwierigen geografischen Lage des Ortes nicht möglich sein", sagt Stelker. Kürzlich fand am Tennishaus in Gutweiler ein Ortstermin mit Vertretern des DSL-Anbieters Net-Art statt, an dem auch Bürgermeister Busch und der Korlinger Ortsbürgermeister Koppka teilnahmen. Nicht anwesend war aufgrund einer Terminierungspanne Ortsbürgermeister Günter Jakobs von Gutweiler. Entsprechend "verschnupft" zeigte sich Jakobs, als er nachträglich davon erfuhr: "Wenn ich auf einem Grundstück oder Gebäude etwas errichten will, wende ich mich doch erst mal an den Eigentümer." Dennoch hoffen die VG Ruwer und die Gemeinde Korlingen auf "grünes Licht" aus Gutweiler. Dann wäre der nächste Schritt ein Info-Abend für alle Korlinger Interessenten. Der Sender auf dem Tennishaus, betont Bürgermeister Busch, würde übrigens nur die Ortslage Korlingen, nicht aber Gutweiler versorgen. Anders als die Mobilfunkantennen seien DSL-Sender keine Rundumstrahler.

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