Trierer Tal und mehr: Neustart bei Wirtschaftsförderung im Kreis

Trier/Föhren/Trierweiler · Der 55 Jahre alte Zweckverband wird aufgelöst. Landrat Schartz strebt eine bessere Betreuung der Betriebe an. Hermeskeil soll keinen Grund mehr haben, sich abgehängt zu fühlen.

 Das Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich ist weitgehend vermarktet. Nur noch sechs Hektar Fläche gibt es für Neuansiedlungen. TV-Foto (2): Friedemann Vetter

Das Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich ist weitgehend vermarktet. Nur noch sechs Hektar Fläche gibt es für Neuansiedlungen. TV-Foto (2): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier/Föhren/Trierweiler Der Zweckverband Wirtschaftsförderung im Trierer Tal wird Ende 2017 aufgelöst. Das steht nun definitiv fest, denn bis zum heutigen Stichtag 31. März haben alle beteiligten Kommunen ihren Austritt beschlossen: Trier, Konz, Saarburg, Trierweiler und Wasserliesch. Die Austrittswelle ins Rollen gebracht hatte im Dezember letzten Jahres die Stadt Trier. Sie hält 50 Prozent der Anteile am Zweckverband und ist damit der größte Umlagenzahler. Oberbürgermeister Wolfram Leibe hatte den Schritt damit begründet, dass Trier mehr in den 1962 gegründeten Zweckverband einzahlt als an Erlösen herauskommt. Außerdem sei das ursprüngliche Ziel des Zusammenschlusses, den Trierer Hafen und das Güterverkehrszentrum als Gewerbegebiet zu entwickeln, erreicht. Die Fläche, insgesamt 130 Hektar, ist komplett vermarktet. An den anderen Standorten des Zweckverbands Trierer Tal sind mit Ausnahme von Saarburg (Gewerbegebiet an der Irscher Straße) nur noch wenige Flächen für Neuansiedlungen verfügbar (siehe Info).Wie Kreissprecher Thomas Müller erklärt, wird die Wirtschaftsförderung nach der Auflösung des Zweckverbands neu aufgestellt. Schulden und Vermögen werden zum Jahresende anteilmäßig unter den Mitgliedern aufgeteilt. "Wir werden uns künftig mehr auf die Begleitung und Beratung der Betriebe konzentrieren und weniger auf Flächenmanagement und Ansiedlung", so Müller. Wegen der neuen Struktur gebe es noch Gespräche mit den Beteiligten. Es müsse nicht zwangsläufig wieder ein Zweckverband werden, auch keine hundertprozentige Tochter des Landkreises. Ziel sei es, auch Gewerbestandorte abseits von Mosel und Saar in den neuen Verbund aufzunehmen. Beispielsweise Hermeskeil. "Der Landrat hat uns Unterstützung zugesagt, bisher hatten wir uns etwas abgehängt gefühlt", sagt Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil. Im Gewerbegebiet Grafenwald hat die Hochwald-Stadt noch etwa 20 Hektar freie Fläche. Laut Hülpes sollen an der Autobahn auf Reinsfelder Gemarkung weitere zehn Hektar ausgewiesen werden - mit einer Erweiterungsoption auf bis zu 50 Hektar. Das Land habe anfangs wegen der bestehenden Kapazitäten in Grafenwald die Neuplanung nicht mitgetragen. Nun stehe es aber hinter den Plänen, weil es durch den angestrebten Lückenschluss in der Eifel mehr Frachtverkehr auf der A 1 erwarte.Klare Vorstellungen von einer neuen Wirtschaftsförderung im Kreis hat Trierweilers Ortsbürgermeister Matthias Daleiden: "Das darf keine Pseudogruppierung werden. Wir brauchen eine gute personelle Ausstattung." Bisher werden beim Kreis 1,2 Planstellen für die Wirtschaftsförderung geführt. Daleiden sieht zwar durch den Ausstieg Triers Probleme auf die anderen Verbandsmitglieder zukommen, erkennt aber auch Chancen. Das Oberzentrum habe sich immer gegen die Ansiedlung von Einzelhandel im Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich gewehrt. Nun werde ein Markt wie Aldi oder Lidl an der B 51, möglicherweise bei Neuhaus, wahrscheinlicher. "Gute Gespräche" mit der Stadt gebe es mit dem Ziel, ein gemeinsames Gewerbegebiet zu entwickeln. Nachdem dieses Vorhaben am Kockelsberg gescheitert ist, könnte Herresthal eine Option werden.Konkret sind unterdessen bereits Pläne für die Erweiterung des Industrieparks Region Trier (IRT) bei Föhren. Derzeit läuft das Raumordnungsverfahren für eine Ausdehnung um kapp 30 Hektar in Richtung Hetzerath (Verbandsgemeinde Wittlich-Land). In dem von einem Zweckverband geführten Park, dem zwei Kreise, zwei Verbandsgemeinden, die Stadt Trier und mehrere Kommunen angehören, gibt es auf 110 Hektar 134 Betriebe mit rund 2500 Beschäftigten. KommentarMeinung

Wohlfühlfaktor wichtigDer Zweckverband Trierer Tal hat seinen Zweck erfüllt. Dass man ihn nach dem (nachvollziehbaren) Austritt der Stadt Trier auflöst und die Wirtschaftsförderung im Kreis auf völlig neue Füße stellt, ist richtig und schon länger überfällig. Denn die Schwerpunkte einer guten kommunalen Standortpolitik haben sich geändert. In den sechziger und siebziger Jahren wurden Flächen entwickelt, um Betriebe anzulocken - vorzugsweise große, die viele Arbeitsplätze versprechen. Da machten sich auch Industriegebiete in der Region gegenseitig Konkurrenz. Waren die Betriebe da, schien die Arbeit erledigt. Moderne Wirtschaftsförderung, und da liegt der Kreis richtig, muss sich auf die Bestandspflege der Betriebe konzentrieren. Etwa darauf, schnelles Internet zur Verfügung zu stellen, oder Ersatzflächen, wenn es am bestehenden Standort Probleme gibt. Hier muss die Region auch im eigenen Interesse stärker zusammenarbeiten als bisher. a.follmann@volksfreund.de WIRTSCHAFTSFöRDERUNG IM TRIERER TAL

Extra

 Auch die Gewerbegebiete Granahöhe in Wasserliesch und Saarmündung Konz gehören zum Zweckverband Wirtschaftsförderung im Trierer Tal.

Auch die Gewerbegebiete Granahöhe in Wasserliesch und Saarmündung Konz gehören zum Zweckverband Wirtschaftsförderung im Trierer Tal.

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Trierer Hafen und Güterverkehrszentrum: Größe 130 Hektar, komplett vermarktet. Gewerbegebiet Saarmündung Konz: 90 Hektar, noch vermarktbar: 2,7 Hektar. Gewerbegebiet Wasserliesch: 41 Hektar, noch vermarktbar: 2,7 Hektar. Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich: 119 Hektar, noch vermarktbar: sechs Hektar. Gewerbegebiet Saarburg, Irscher Straße: 85 Hektar. Noch vermarktbar: 38 Hektar, davon acht Hektar erschlossen

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