Überlastet: Wehrleiter Kühn geht - Verbandsgemeinde Ruwer sucht neuen Feuerwehrchef

Pluwig/Waldrach · Familienvater, Arzt und Feuerwehrchef. Das war für Christian Kühn zu viel. Der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Ruwer ist zurückgetreten. Bis zur Wahl eines Nachfolgers führen die beiden Stellvertreter die Amtsgeschäfte.

 Jetzt hat er das Funkgerät in der Hand: Christian Kühn, hier im Gerätehaus in Waldrach, leitet seit Ende Mai die Freiwilligen Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Ruwer. TV-Foto: Christa Weber

Jetzt hat er das Funkgerät in der Hand: Christian Kühn, hier im Gerätehaus in Waldrach, leitet seit Ende Mai die Freiwilligen Feuerwehren in der Verbandsgemeinde Ruwer. TV-Foto: Christa Weber

Im April 2013 haben die 20 Wehrführer der Verbandsgemeinde Ruwer einen neuen Wehrleiter gewählt. Im April 2016, also gerade mal drei Jahre später, müssen die Chefs der örtlichen Wehren wieder ihr Kreuzchen machen. Der Grund: Amtsinhaber Christian Kühn aus Pluwig hat überraschend seinen Rücktritt verkündet.

Gegenüber Bürgermeister Bernhard Busch hat der 40-Jährige erklärt, er könne den Posten aufgrund seiner Mehrbelastung nicht mehr ausüben. Kühn, der sich derzeit in Urlaub befindet, ist dreifacher Familienvater und Mitinhaber einer Arztpraxis in Waldrach. Er bedaure den Schritt, sagt Bürgermeister Busch, könne ihn aber sehr gut nachvollziehen. Innerhalb kurzer Zeit habe sich die Zahl der Patienten in der Praxis von Christian Kühn verdoppelt. Das habe auch mit der Schließung einer Praxis in Ruwer zu tun. Busch: "Auch das Ehrenamt des Wehrleiters hat ihn sehr stark gefordert. Kühn und seine beiden Stellvertreter haben das Feuerwehrwesen in unserer VG enorm nach vorne gebracht."

Bis ein Nachfolger gewählt wird, wahrscheinlich Ende April, führen die stellvertretenden Wehrleiter die Geschäfte weiter. Dies sind Klaus Raskob (50) aus Kasel und Andreas Forster (32) aus Gusterath. "Da ist alles geregelt, es brennt nichts an", sagt Verwaltungschef Busch. Die beiden hätten schon mitgeteilt, dass sie ihren Job weitermachen wollen. Als Wehrleiter stünden sie jedoch nicht zur Verfügung. Um Wehrleiter zu werden, muss man nicht zwangsläufig Wehrführer sein. Jeder, der gewisse Kurse und Leistungsnachweise aufzuweisen hat, kann gewählt werden. Die örtlichen Wehren sind aufgerufen Vorschläge einzureichen.

Christian Kühn, Vater von drei Kindern, hat nach Mitteilung des Bürgermeisters einen Schwerpunkt auf die Jugendarbeit gelegt. Im vergangenen Jahr wurde erstmals ein Zeltlager für Jugendfeuerwehren der VG Ruwer in Pluwig ausgerichtet. 2017 soll sogar das Kreisjugendzeltlager in der VG stattfinden, und zwar in Morscheid. Kühn war es auch, der 2015 maßgeblich das "Fahrzeug- und Ausstattungskonzept 2020" der Feuerwehren auf den Weg gebracht hat. In diesem Papier sind auch die Risikobewertungen mit Ausrückeklassen aller Gemeinden aufgelistet. Auch das Fahrzeugkonzept, die Personalsituation sowie der Investitionsbedarf für Feuerwehrgerätehäuser sind darin festgehalten. Ziel der Planungen soll es sein, "zukunftsorientiert und wirtschaftlich planbar die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren in der Verbandsgemeinde zu stärken, zu erhalten und zu fördern".

Eine Festlegung ist beispielsweise, dass Feuerwehrfahrzeuge der VG Ruwer im Allgemeinen nach 25 Betriebsjahren ausgesondert werden sollen. Da tagsüber immer weniger Feuerwehrleute für Einsätze verfügbar sind, hat die Wehrleitung dafür gesorgt, dass neben der Ortsfeuerwehr und der Schwerpunktfeuerwehr je nach Einsatzart weitere Einheiten alarmiert werden. Für 2017 plant die VG Ruwer, Daten zur Tagesalarmbereitschaft bei ihren Wehren zu erheben.

Extra Feuerwehren VG Ruwer

Laut Feuerwehrkonzeption 2020 verfügen die Feuerwehren der VG Ruwer über 403 aktive Feuerwehrkameraden. Im Dezember 2009 waren es noch 445 Feuerwehrleute gewesen. Das Durchschnittsalter beträgt 36,5 Jahre. Besonders stark sind die 80er und 90er Geburtsjahrgänge vertreten. Viele ältere Aktive sind ausgeschieden, obwohl sie die Altersgrenze noch nicht erreicht hatten.
Erklärtes Ziel ist es, das Ehrenamt der Feuerwehr in der VG Ruwer so attraktiv zu gestalten, dass Feuerwehrleute länger im Ehrenamt gehalten werden. alf

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