Und nachts kommen die Wildschweine

Jedes Jahr der gleiche Ärger: Wildschweine pflügen die Spielwiese von Familie Krewer in Fell um. "Es werden jedes Jahr mehr, und die Tiere werden immer dreister", sagt Heike Krewer. Auf dem Schaden bleibt die Familie sitzen.

Fell. Von ungestörter Nachtruhe kann Familie Krewer in der Mertesdorfer Straße in Fell nur träumen: Seit drei Wochen wird die Familie mehrmals in der Nacht von lautem Grunzen und Schmatzen geweckt. Dann machen sich rund 20 Wildschweine in ihrem Garten zu schaffen. "Seit fünf Jahren geht das so", klagt Heike Krewer. "Die Tiere werden immer dreister, und es werden immer mehr."

Die zunehmende Dreistigkeit der Wildschweine bestätigt Michael Völker. Er ist zuständig für den Jagdschutz des Reviers Fell III. Der Pächter ist derzeit im Urlaub. Aber ob die Wildschweine aus seinem Revier stammten, könne man nicht genau sagen. "Sie haben einen großen Wirkungskreis und legen zig Kilometer zurück."

Auch Fells Förster Rainer Müller erhält laufend Beschwerden über Schäden durch Wildschweine. Im Fall der Familie Krewer locke wohl das Nahrungsangebot von tierischem Eiweiß wie Engerlingen und Laufkäfern im Rasen die Tiere an. Aber noch weitere Faktoren sind entscheidend für die zunehmende Unverfrorenheit des Schwarzwilds: "Es liegt vermutlich an der Gewöhnung an den Menschen", glaubt Völker. Und Wildschweine seien schlau, meint Förster Müller. "Haben die Tiere einmal entdeckt, dass sie in einem Garten fündig werden, kommen sie immer wieder." Zudem spürten sie, dass in Orten kein Jagddruck herrsche. Denn erst ab 200 Metern von der Ortsgrenze entfernt darf gejagt und geschossen werden. "Das ist hier das Problem", sagt der Jagdschützer.

Hat die Anzahl der Wildschweine zugenommen? Genaue Bestandszahlen gebe es nicht, sagt Rainer Müller. "Aber die Anzahl der Wildschweine, die 2008 geschossen wurden, ist gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent gestiegen." Dies könne ein Hinweis auf die Vermehrung des Schwarzwilds sein. Auch milde Winter an der Mosel könnten Tiere aus dem Hochwald anziehen.

Fest hingegen steht, dass Familie Krewer Angst hat, im Garten zu zelten, den Schaden und die Kosten muss sie selbst tragen. Denn Wildschäden werden nur beglichen, wenn die Fläche landwirtschaftlich genutzt wird, erklärt Müller. Auch Schäden in Weinbergen würden nicht bezahlt. "Weinberge zählen zu Sonderkulturen."

Ratschläge wie Menschenhaare auf der 1500 Quadratmeter großen Gartenfläche zu verteilen oder die Tiere durch Licht zu verscheuchen, hat Heike Krewer bereits erfolglos versucht. Die Tiere ignorieren die Vertreibungs-Maßnahmen. Auch an der fünfzig Meter langen, hohen Mauer, die das Grundstück weitestgehend eingrenzt, marschiert die Rotte aus 14 Frischlingen und fünf großen Tieren bis zum Eingang vorbei. "Wir haben jetzt einen Kostenvoranschlag für einen Wildzaun eingeholt", berichtet die dreifache Mutter, die Kosten: 5000 bis 7000 Euro.

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